Hamburg. Alles innerhalb von 48 Stunden. Nun mischt mit Johnny Fresh ein weiterer Anbieter auf dem umkämpften Markt in Hamburg mit.

Der Berg aus schmutziger Wäsche nimmt bedrohliche Höhen an, auf der edlen Seidenbluse prangt ein Fettfleck, und die Schmutzränder am Hosensaum sind nicht mehr zu übersehen – aber trotzdem keine Zeit, die Wäsche in die Reinigung zu bringen? Schon einige Zeit bieten Unternehmen wie Wash-It oder Easy24Clean in Hamburg für diesen Fall einen Abhol- und Lieferservice. Seit Ende Januar gibt es einen neuen Anbieter auf dem umkämpften Markt. Die Berliner Online-Textilreinigung Jonny Fresh will auch den Hamburgern an die Wäsche und wirbt mit dem Service "von Haustür zu Haustür" binnen 48 Stunden.

„Wir nehmen unseren Kunden den Weg in die Reinigung ab und schenken ihnen Zeit“, sagt Mitgründer Sebastian Schmidt, der in der Startphase selbst in der Hansestadt unterwegs ist. Innerhalb eines Zeitfensters von maximal zwei Stunden holen die Jonny-Fresh-Fahrer in den türkisfarbenen Jacken Hemden, Blusen und Anzüge von zu Hause, aus dem Büro oder Hotel ab.

Erste Erfahrungen sind gut

Die ersten Erfahrungen mit der neuen Online-Reinigung in Hamburg sind gut. Die Buchung läuft mit wenigen Klicks über die Internetseite von Jonny Fresh, dabei kann man ein Zeitfenster für die Abholung auswählen. Die Bestätigung für den Wunschtermin morgens zwischen 7 und 8 Uhr kam postwendend per Mail. Und auch die Abholung klappte im Zeitrahmen. Die verschmutzten Kleidungsstücke, ein Anzug und eine Jacke, wurden in einem der türkisblauen Wäschesäcke von Jonny Fresh abtransportiert.

Noch innerhalb des Tages kam eine Nachricht, dass die Reinigung einen Riss in einer Anzugjacke entdeckt hatte. Zu Recht, der Riss war bekannt. Am folgenden Tag kam eine weitere Mail, dieses Mal mit der Erinnerung an den verabredeten Abgabetermin. Die gereinigten Kleidungsstücke wurden auf einem Bügel innerhalb des Zeitfenster gebracht. Die Qualität war gut. Kosten inklusive Lieferung: 24,89 Euro.

Bestellt wird telefonisch oder online

Bestellt wird telefonisch oder online am Computer oder über eine App. Für Jacken, Mäntel, Bettwäsche oder Decken werden drei Tage benötigt. Der Lieferservice soll sukzessive auf das gesamte Stadtgebiet ausgedehnt werden. Das Bestellminium liegt bei 15 Euro. Partner ist Textilpflege Schlender aus Buxtehude.

Schmidt und sein Partner Stefan Michaelis haben Jonny Fresh 2013 gegründet. Aus eigener Betroffenheit. Der Wirtschaftsinformatiker und der Betriebswirt hatten Probleme, den Gang zur Reinigung in ihren Arbeitsalltag zu integrieren. „Die erste Idee war ein Reinigungsautomat, daraus entwickelte sich das Konzept der Online-Reinigung“, sagt der 31-jährige Schmidt, der für die Logistik zuständig ist.

Hamburger Markt im Visier

Nachdem die Jungunternehmer den Münchner Konkurrenten WashNow im vergangenen Jahr übernommen haben, gehört auch Johannes Humpert zur Geschäftsführung. Die Nachfrage ist offenbar da: Nach eigenen Angaben hat Jonny Fresh 2016 an den Standorten Berlin, München und Wien mehr als 350.000 Teile gewaschen und gereinigt, doppelt so viel wie im Jahr davor.

Jetzt haben die Berliner Gründer den Hamburger Markt im Visier. Einer der Pioniere an der Elbe ist Jamal Jawando. Der Hamburger gründete 2010 direkt nach dem Abitur den Wäscheservice Wash-It. Seitdem hat er parallel zu einem Betriebswirtschaftsstudium sein Unternehmen aufgebaut. Gebucht wird der Lieferservice von Privatpersonen und Firmen.

„Wir haben inzwischen etwa 1200 Kunden“, sagt Jawando, der selbst ein Reinigungsunternehmen betreibt und mit ansässigen Partnern kooperiert. Ähnlich arbeitet Easy24Clean – und auch die Ahrensburger Reinigung Lieferleicht ist im Hamburger Stadtgebiet unterwegs. Die Preise unterscheiden sich nur leicht, ein Hemd etwa kommt ab 1,99 Euro gewaschen und gebügelt zurück, Anzug oder Kostüm kosten zwischen 13 und 15 Euro.

Die Expansion von Jonny Fresh könnte die Branche in Hamburg ordentlich aufmischen. „Die versuchen durch hohe Investitionen den Markt zu überschwemmen“, sagt Wash-It-Gründer Jawando, der ein Übernahmeangebot der Berliner nach eigenen Angaben abgelehnt hat. Stattdessen bereitet er selbst gerade den Sprung nach Berlin vor. Dafür hat er Investoren an Bord geholt. Die Umwandlung seiner Firma in eine GmbH läuft. Ein Mietvertrag für die Dependance in der Hauptstadt zum 1. März ist inzwischen unterschrieben. In den nächsten Wochen soll zudem eine App für die mobile Buchung seines Reinigungslieferservice fertig sein. „Wir haben die Expertise in der Stadt“, sagt er selbstbewusst.

Stabile Umsätze

Privatkunden sorgen in der Textilreinigungsbranche seit Jahren für stabile Umsätze. Die Anzahl der Betriebe sank allerdings seit 2004 um 1734 auf 5524. „Die Konzentration in der Branche nimmt zu“, sagt Verbandssprecher Daniel Dalkowski. Parallel wachse die Zahl der Anbieter mit einem Online-Konzept. Größter Spieler ist das Portal ZipJet, das als mobile Reinigung und Wäscherei firmiert.

Nach London ist das Start-up auch in Berlin und Paris unterwegs, weitere Großstädte, darunter auch Hamburg, sollen folgen. Dahinter steht das Beteiligungsunternehmen Rocket Internet der Zalando-Gründer Marc, Oliver und Alexander Samwer, das zuletzt verstärkt auf haushaltsnahe Dienstleistungen wie das Online-Portal Helpling setzte.

Geschäft in Deutschland tragfähig?

Noch ist unklar, ob das Geschäft mit dem Reinigungs-Lieferservice in Deutschland tragfähig ist. „Bislang sind viele, die es versucht haben, kläglich gescheitert“, sagt etwa Andree Wolfert, Obermeister der Hamburger Textilreiniger-Innung und Inhaber der Textilpflege Niendorf. In den vergangenen Jahren waren unter anderem die Start-ups Cleenbox und MyDryclean hoffnungsvoll gestartet und ziemlich schnell wieder verschwunden. Laut Wolfert setzen Anbieter etwa in der Hamburger City inzwischen auf eine 24-Stunden-Annahme über Automaten.

Björn Schlender, Inhaber des Partnerbetriebs von Jonny Fresh, verspricht sich einiges von der Kooperation. „Wir erreichen durch die Plattform viele neue Kunden“, sagt der 37-jährige Textilreinigungsmeister. Anders als bei den vorherigen Gründungen stecke bei den Berlinern ein tragfähiges Konzept mit Logistik, Support und Hotline dahinter. „Wir haben aus den Fehlern gelernt, steuern die Abläufe sehr eng“, sagt Mitgründer Schmidt. Die Berliner wollen ihre Marktposition bundesweit ausbauen. Noch in diesem Jahr soll es Jonny Fresh in weiteren deutschen Großstädten geben.