Hamburg . Oft kommt sie mit zu wenig Leuten oder nicht rechtzeitig. Laut Feuerwehr müsste es 640 zusätzliche Beamte und neue Wachen geben.
Die Feuerwehr schafft es immer seltener, innerhalb der sogenannten Hilfsfrist am Brandort zu sein. Wie aus der Senatsantwort auf eine schriftliche kleine Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Dennis Gladiator hervorgeht, konnte das Schutzziel in nur 69,6 Prozent der Einsätze eingehalten werden – das sind noch einmal rund fünf Prozentpunkte weniger als 2015.
Hintergrund: Vor zwei Jahren hat die Hamburger Berufsfeuerwehr die Brandbekämpfung auf die sogenannten Schutzziele der Arbeitsgemeinschaft der Berufsfeuerwehren (AGBF) umgestellt. Nach der Alarmierung sollen die ersten zehn Feuerwehrleute demnach nach acht Minuten am Brandort sein, weitere fünf sollen spätestens nach 13 Minuten eintreffen.
Kritische Grenze liegt bei acht Minuten
Zurück gehen diese Zeitvorgaben auf das Szenario „kritischer Wohnungsbrand“. Dabei geht die Feuerwehr von einem Wohnungsbrand im Obergeschoss eines mehrgeschossigen Gebäudes bei verrauchten Rettungswegen aus. Die kritische Grenze, um Leben retten zu können, beträgt nach Einschätzung der Feuerwehr acht Minuten, deshalb soll der erste Stoßtrupp spätestens dann eintreffen.
Nach etwa 13 Minuten sei mit einem sogenannten Flashover, also einem Durchzünden der Flammen mit hohem Zerstörungspotenzial zu rechnen. Dies soll durch die nachrückenden Feuerwehrleute verhindert werden.
Laut Feuerwehr fehlen 640 zusätzliche Beamte
Mit dem Schutzziel einher ging vor zwei Jahren auch eine Neustrukturierung der Zuständigkeiten im Stadtgebiet. Waren die Feuerwachen vorher auf Gebiete mit hoher Risikoklasse konzentriert, muss nun jeder beliebige Ort der Stadt innerhalb der Frist von acht Minuten erreicht werden.
Als „verfehlt“ wird ein Einsatz allerdings selbst dann gewertet, wenn die ersten zehn Kräfte die Acht-Minuten-Frist nur um wenige Sekunden überschreiten oder statt zehn nur neun Feuerwehrleute ausgerückt sind. In Hamburg wird ein Zielerreichungsgrad von 85 Prozent angepeilt – immer noch zehn Prozent weniger, als die AGBF in ihrem Strategiepapier 2010 empfohlen hatte. Um die 95 Prozent zu erreichen, müssten nach Berechnungen der Feuerwehr 640 Beamte zusätzlich eingestellt und sechs Feuerwachen gebaut werden.
„Innensenator muss endlich handeln“
„Die Situation bei der Feuerwehr ist alarmierend. Die Schutzziele werden bei weitem verfehlt“, sagt Gladiator. „Der Innensenator muss endlich handeln. Die Feuerwehr muss alle Menschen überall in der Stadt gleich gut schützen können. Dafür trägt der Innensenator die Verantwortung!“
Ähnlich äußert sich auch Daniel Dahlke, Chef des Berufsverbandes der Feuerwehr. „Diese erschreckende Zahl spiegelt in letzter Konsequenz die Situation innerhalb der Feuerwehr wieder“, sagt Dahlke. Die schlechte Quote hänge, so Dahlke, auch damit zusammen, dass die Motivation bei den Feuerwehrleuten drastisch gesunken sei, nachdem im Juni bekannt wurde, dass die Ausgleichszahlung für Nacht- und Wochenenddienste, die sogenannte DUZ-Zulage, nur für Polizeibeamte gelten soll.
Als Maßnahmen zur besseren Einhaltung der Hilfsfrist nennt der Senat den Personalaufbau bei der Feuerwehr (bis 2021: 200 Beamte mehr), den Neubau der Portalwachen im Zuge des A7-Ausbaus und den Neubau der Feuerwache Schnelsen.