Hamburg. Stadtreinigung geht in die Offensive: Mit den Spezialmaschinen putzt sie nun täglich 16 Stunden alle öffentlichen Flächen.
Der „Vielfraß“ soll es richten. Mit seinem Saugrüssel entfernt er Zigarettenkippen aus den Gehwegfugen, saugt Pappbecher aus den Ecken und Rinnen ein. Das schmuddelige und vermüllte Bild des Hamburger Hauptbahnhofs soll sich Passanten und Reisenden künftig nicht mehr bieten.
Der elektrisch betriebene Stadtstaubsauger „Glutton“ (engl. für Vielfraß) ist eine von vier Spezialmaschinen, mit denen die Stadtreinigung Hamburg (SRH) seit dem gestrigen Mittwoch rund um den Bahnhof für mehr Sauberkeit sorgt. Vier Mitarbeiter in orangefarbenen Anzügen befreien nun täglich in der Zeit von sechs bis 22 Uhr in zwei Schichten alle öffentlichen Flächen im Umfeld des Bahnhofs von Schmutz und Dreck. Das sind insgesamt 25.000 Quadratmeter.
Teil eines 40-Punkte-Plans
Das neue Reinigungskonzept ist Teil eines 40-Punkte-Plans mit Veränderungen und Umbauten, die den Hauptbahnhof sauberer und sicherer werden lassen sollen. Bereits im Oktober war der Reinigungstakt von sechsmal wöchentlich auf fünfmal täglich erhöht worden. „Bislang waren die unterschiedlichen Zuständigkeiten zwischen Bezirk, Stadtreinigung und Deutscher Bahn im und um den Hauptbahnhof herum äußerst hinderlich“, sagte Falko Droßmann (SPD), Leiter des Bezirksamts Hamburg-Mitte, bei der Vorstellung des neuen Reinigungskonzepts am Hachmannplatz. „Die Aufgabe in eine Hand zu geben ist deshalb ein echter Durchbruch.“ Nun ist allein die Stadtreinigung für die Arbeiten verantwortlich.
Bei der Säuberung kommen neben Besen, Schaufeln und Greifzangen die vier Reinigungsmaschinen mit einem Investitionsvolumen von 300.000 Euro zum Einsatz. Erstmals möglich ist nun auch die tägliche Nassreinigung. Für diese setzt die Stadtreinigung zum einen eine elektrisch betriebene Scheuersaugmaschine ein – außer bei Frost. Eine Gerätekehrmaschine mit Schrubbdeckvorbau soll zum anderen größere Flächen nass reinigen, einmal pro Woche nachts. Um zudem Wände und Pfeiler von Schmutz zu befreien und auch Urin und Fäkalien entfernen zu können, nutzen die Reinigungskräfte ein Fahrzeug mit einem Hochdruckreiniger. Damit die Geräte bei Bedarf sofort zur Verfügung stehen, sind die Nassreiniger und der „Vielfraß“-Staubsauger vor Ort in einem Container mit Ladestation untergebracht.
„Sauberkeit ist ein wichtiger Teil urbaner Lebensqualität“, sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). „Straßen, Plätze und Parks sauber zu halten ist darum eine öffentliche Aufgabe, die wir ernst nehmen.“ Durch die intensivere Flächenreinigung und die ständige Präsenz der Reinigungskräfte werde sich die Sauberkeit am Hauptbahnhof deutlich verbessern. Doch nicht nur am Hauptbahnhof, sondern in allen Stadtteilen will der Senator die Sauberkeit spürbar und vor allem dauerhaft verbessern. „Bürgerinnen und Bürger nehmen Sauberkeitsdefizite sehr genau wahr, und sie beanstanden sie zu Recht“, sagte Kerstan.
Am Hauptbahnhof hat die Stadtreinigung Anfang Januar auch den Betrieb der beiden Pissoirs an der Kirchenallee übernommen. „Die Urinale werden jetzt täglich mindestens fünfmal gereinigt und ständig kontrolliert“, sagte SRH-Geschäftsführer Rüdiger Siechau. Bezirksamtsleiter Droßmann kündigte am Mittwoch zudem an, die Pissoirs künftig auch angenehmer für Passanten zu gestalten. So soll es einen besseren Sichtschutz geben. „Innerhalb der nächsten zwei Jahre wird sich hier am Hauptbahnhof in Sachen Sauberkeit einiges tun“, sagte der SPD-Politiker.
Reinigungsoffensive der Stadt
Im Zuge der Reinigungsoffensive hat die Stadtreinigung seit Jahresanfang bereits mehrere große, rote Mülleimer rund um den Bahnhof aufgestellt, zudem werden abgestellte Fahrräder einmal pro Woche überprüft. Mehrere Hundert Schrotträder wurden seit Beginn der Offensive im Oktober bereits abtransportiert. „Ein weiterer Schritt ist das Entfernen der Fahrradständer unter dem Vordach“, sagte Bezirksamtsleiter Droßmann. Sie sollen an anderer Stelle wieder aufgebaut werden.
Vor dem Westflügel des Bahnhofs laufen zudem bereits die Arbeiten zum Abriss der stillgelegten Abwasserauswurfanlage des Hachmann-Bunkers. Die beiden Treppenniedergänge des unterirdischen Bunkers sollen folgen. Die Relikte aus der Kriegszeit sind schmuddelig grau und teils marode. Die Abwasserauswurfanlage am Hachmannplatz diente vor allem Trinkern, die sich dort schon morgens treffen, als Abstellplatz für Bier- und Wodkaflaschen.
Weitere bauliche Veränderung
Auch eine weitere bauliche Veränderung soll den Hauptbahnhof aufwerten. Wie berichtet, will Droßmann die Kirchenallee umgestalten und eine Art „Boulevard“ mit breiteren Gehwegen errichten. „Unsere Freiraumplaner arbeiten gerade an einem Konzept, wie sich die Gestaltung umsetzen lässt“, sagte Droßmann. Es bedürfe nicht wesentlich mehr Raum, um die Gehwege attraktiver zu gestalten. „Wir glauben, dass 25 zusätzliche Zentimeter auf jeder Seite bereits ausreichen.“ Auch die von Droßmann gewünschte Sperrung des Heidi-Kabel-Platzes vor dem Bieberhaus werde derzeit noch geprüft. Droßmann will hier unter anderem den Taxistand verlegen. Künftig soll es dann statt nur eines mehrere Taxistände rund um den Bahnhof geben.