Hamburg. Obwohl die Zahl der Vierbeiner steigt, gehen die Flächen, wo sie in unangeleint toben dürfen, zurück. Jetzt formiert sich Protest.

Nach dem verordneten Leinenzwang für Hunde am Isebekkanal und dem gleichzeitigen Verlust der örtlichen Auslauffläche beschäftigt immer mehr Halter die Frage: Wie viel Platz gesteht Hamburg seinen Hundebesitzern und ihren Tieren noch zu? Und ist es angebracht, Auslaufflächen zunehmend zu verkleinern, wenn die Zahl der Hunde jährlich steigt? Kurzum: Müssen Tierbesitzer jetzt mit Bauinvestoren und Kleingärtnern um die letzten freien Flächen in begrenztem urbanen Gelände konkurrieren?

Ein Viertel hat seine Hundewiese verloren

Am Isebekkanal in Eimsbüttel lässt sich zurzeit gut beobachten, wie dieser Konflikt schwelt. Weil der Grünzug nicht nur verschönert, sondern gleichzeitig auch eine Leinenpflicht eingeführt wird, hat sich ein Streit um die Nutzungshoheit entwickelt. Protestierende Hundebesitzer sehen sich ihres Gewohnheitsrechts beraubt, weil ihre Tiere nun nicht mehr unangeleint in der Parkanlage Bogenstraße toben können. Das benachbarte Generalsviertel hat damit seine einzige Hundewiese verloren. Kein Einzelfall.

Denn während die Zahl der im Hamburger Hunderegister gemeldeten Tiere von knapp 60.000 im Jahr 2012 auf 73.394 im Jahr 2016 gestiegen ist, hat sich die Fläche, auf der Hunde frei laufen können, um 6000 Quadratmeter verringert. So gingen am Kornträgergang im Bezirk Mitte sowie an der Langenhorner Chaussee und der Beisserstraße im Bezirk Nord große Flächen verloren. Sie wurden nur mit wesentlich kleineren Wiesen kompensiert. Ein Szenario, das nun nicht nur am Isebekkanal, sondern auch in Altona droht. Dort soll die Freilauffläche im Jenischpark gekappt werden. Das Konzept eines runden Tisches für Hunde sieht wegen der Nähe zum Naturschutzgebiet das Aufheben dieser Zone vor.

Mehr Hunde, aber weniger Platz

Insgesamt besitzt die Stadt noch 230 Hundewiesen mit einer Gesamtfläche von 240 Hektar. Davon sind 158 Hektar spezielle Hundeauslaufzonen, 82 Hektar freigegebene Park- und Wegefläche. Für Dennis Thering, Vize-chef der CDU-Bürgerschaftsfraktion, zu wenig: „In Hamburg leben immer mehr Hunde. Leider tun SPD und Grüne alles dafür, diesen positiven Trend zu stoppen.“

Der Senat habe seit 2011 Hundeauslaufflächen vernichtet, statt der wachsenden Zahl an Tieren gerecht zu werden. Auch die vorgeschriebene Zwei-Kilometer-Umkreisregelung für Hundeauslaufflächen werde nicht eingehalten. In einigen wenigen Gegenden herrscht sogar generelles Hunde­verbot, und zwar in Eimsbüttel (Unnapark), in Altona (ehemaliger Friedhof Norderreihe, August-Lütgens-Park) und in Harburg (Schulgarten im Stadtpark).

In Altona gibt es Ausgleichsflächen

„In Stadtteilen wie Duvenstedt oder Wohldorf-Ohlstedt suchen Hundehalter zudem vergebens nach einer Hundeauslauffläche“, so Thering. Der Senat müsse umgehend neue Auslaufflächen schaffen, dürfe Hunde und deren Halter nicht weiter gängeln. „SPD und Grüne dürfen nicht länger Hundebesitzer wie in Eimsbüttel verunglimpfen, sondern müssen mit ihnen an einer hundefreundlichen Stadt arbeiten. Hunde gehören zu Hamburg, tun unserem Stadtbild gut.“

Tatsächlich bieten die sieben Bezirke sehr unterschiedliche Möglichkeiten der Hundehaltung. Harburg etwa hat mit sechs Auslaufflächen auf 18 Hektar ein eher eingeschränktes Angebot, Bergedorf mit 22 Flächen und 40 Hektar schon mehr Raum. Gemessen an der Größe des Bezirks hat Wandsbek mit 19 Flächen auf knapp 24 Hektar einen schmalen Anteil an Hundewiesen, dort herrscht allerdings auch eine generelle Freigabe der Grünflächen für Tierhalter. Der Bezirk Nord wiederum hat ein sehr kleinteiliges Angebot von 34 Zonen auf 24 Hektar. Eimsbüttel kann 85 Flächen mit 60 Hektar bieten, Mitte 25 Flächen auf mehr als 30 Hektar. In Altona stehen mit dem Jenischpark 39 Flächen auf 43 Hektar Gesamtgröße zur Verfügung.

Damit es zu weniger Konflikten kommt, soll in Altona – anders als in Eimsbüttel – auch umgehend Ausgleich für den Wegfall der Fläche im Jenischpark geschaffen werden: Eine etwa gleich große Fläche werde im Westerpark ausgewiesen, wie Bezirksamtssprecher Martin Röhl sagt. „Ob der Ausschuss dieses Konzept wie vorgelegt im Februar beschließen wird, ist aber offen.“ Ohnehin, so Röhl, habe sich die Zahl der verfügbaren Flächen in den letzten Jahren erhöht. Das nun vorgelegte Konzept würde nochmals die Anzahl der Flächen erhöhen und teilweise auch eine Vergrößerung in geringem Umfang nach sich ziehen.

Keine artgerechte Haltung möglich

In Eimsbüttel geht das Ringen um das Grün für die Hunde weiter. „Unsere vierbeinigen Freunde brauchen Auslauf und Grün unter den Pfoten. Das können wir nicht einfach einstellen oder ändern“, sagt Hundehalterin Heike Krüger. Eine Leinenpflicht am Isebekkanal würde eine artgerechte Hundehaltung verhindern. Jule Thumser von der Hundelobby Hamburg geht noch weiter und sagt: „Mit einem Bürgermeister, der unsere Vierbeiner am liebsten ständig an der Leine sehen möchte, müssen wir Hundehalter auf der Hut sein, damit Freilaufflächen und Auslaufzonen nicht klammheimlich verkleinert oder ganz gestrichen werden.“

Die Eimsbütteler Verwaltung sieht sich dabei nicht in der Pflicht, die zugespitzte Situation am Isebek­kanal zu entschärfen. Politik und Hundehalter sollten nach einer emotionalen Debatte im Kerngebietsausschuss auf die Sachebene zurückkehren, heißt es. Immerhin sei Gesprächsbereitschaft signalisiert worden.

Größte Flächen

Die Auslaufflächen sind unterschiedlich groß – dieses sind die jeweils größten in den Bezirken: Mitte (Bestand: 9080 Hunde): Öjendorfer Park 9,1 ha Altona (10.519 Hunde): Waldpark­ Marienhöhe 7,2 ha Eimsbüttel (9172 Hunde): Jütenweg 8,2 ha Nord (10.696 Hunde): Jahnring­ 6,2 ha Wandsbek (20.533 Hunde): Kupferteich 4,7 ha Bergedorf (5610 Hunde): Sander Tannen 10 ha Harburg (5804 Hunde): Heimfelder­ Holz 10 ha

1980 weitere Hunde sind im Register erfasst, können wegen Umzugs und Datentechnik aber nicht mehr einem bestimmten Bezirk zugeordnet werden.

Die zehn beliebtesten Hunderassen in Hamburg sind:

Mischlinge: 9030

Labrador Retriever: 6791

Jack Russell Terrier: 3661

Dackel: 3031

Golden Retriever: 2944

Chihuahua: 1941

Schäferhund-Mischling: 1651

Yorkshire Terrier: 1631

Französische Bulldogge: 1606

Border Collie: 1573