Hamburg. Hundebesitzer protestieren gegen Anleinpflicht am Isebekkanal. Aggressive Stimmung in der Bürgerfragestunde.

Die Auseinandersetzung zwischen Hundehaltern und Bezirksabgeordneten in Eimsbüttel wird schärfer. Weil Hunde in der Parkanlage an der Bogenstraße nun an der Leine geführt werden müssen und nicht länger frei laufen dürfen, haben rund 50 Hundehalter am Montag in der Sitzung des Kerngebietsausschusses gegen die Anleinpflicht protestiert. Die Stimmung war extrem aufgeheizt. So sehr, dass die Abgeordneten nun überlegen, wie sie die öffentliche Bürgerfragestunde in Zukunft besser gestalten können. So sehr, dass Hundehalter kein Vertrauen mehr in die Kommunalpolitik haben.

Den Abgeordneten wird Arroganz vorgeworfen

„Puterrot fuhr eine Vertreterin der Grünen einer Bürgerin über den Mund. Wenig herablassender, trotzig und ignorant verhielt sich der Rest der Grünen. Sorry, das musste nach 34 Jahren raus. Unsere Liebe hat heute Abend kommunal ein Ende gefunden“, schreibt Kai Kaufmann auf Facebook. Er und andere Hundehalter fühlen sich von manchen Abgeordneten nicht ernst genommen und von oben herab behandelt.

Die wiederum beklagen die Aggressivität von einem Teil der Hundebesitzer. Ein Grünen-Abgeordneter des Kerngebietsausschusses, der anonym bleiben möchte, sagt: „Wir sind die ganze Zeit angeschrien worden. Eine Hundehalterin schrie uns an: 'Sie sind doch krank.'“ Es sei ein gegenseitiges Hochschaukeln gewesen. „Die Hundehalter waren wütend wie die Wespen“, sagt eine SPD-Abgeordnete.

Bürgerfragestunden sollen verbessert werden

Anne Schum von der SPD: „Diese Bürgerfragestunde lief extrem schlecht.“ Eine solch angespannte Stimmung haben die Mitglieder selten erlebt. Gleich im Anschluss haben sich die Abgeordneten daher zusammengesetzt – auch damit sich eine solch misslungene Veranstaltung nicht wiederholt. „Wir fragen uns, wie wir die Bürgerfragestunde definieren und ändern können. Arrogant zu sein, den Vorwurf bekommen wir immer wieder“, sagt Frau Schum.

Das mag auch an dem Konzept liegen. Das bislang offizielle Ziel einer Bürgerfragestunde ist: Der Bürger stellt kurze Fragen. Es soll keine Diskussion sein. Die Fragen gehen an die Abgeordneten, nicht an die Verwaltung. Und da liegt der Haken: Häufig können die Abgeordneten gar keine Antworten auf die Fragen der Bürger geben. Anne Schum: „Wir müssten flexibler reagieren können.“ Sie ist gleichzeitig enttäuscht, dass sich keiner der Hundehalter eher an die Abgeordneten gewandt habe. „Dafür gibt es doch unsere Bürgersprechstunden.“

Wie berichtet, verschönert das Bezirkssamt Eimsbüttel nach jahrelangem Hin und Her, nach einem Bürgerentscheid und der Einberufung eines Runden Tisches den Bereich rund ums Kaiser-Friedrich-Ufer, gleichzeitig wurde aber auf Empfehlung der 25 Mitglieder des Runden Tisches eine generelle Anleinpflicht für Hunde im gesamten Park erlassen.

In einer Stellungnahme schreibt Hundebesitzerin Heike Krüger: „Die Interessen von Hundehaltern wurden nicht berücksichtigt. Wir sollen von der Nutzung des Parks ausgeschlossen werden.“ Dabei sei die Zahl der Hunde in Eimsbüttel steigend, die Flächen für Hundeauslaufflächen in ganz Hamburg aber immer geringer.

Hundehalter fordern: keine Leinenpflicht

„Wir sind einer der größten Nutzer der Grünanlagen, zu jeder Jahreszeit, bei jedem Wetter und mehrmals am Tag unterwegs. Der Gang in den Park ist für viele Teil ihres täglichen Lebens“, schreibt Heike Krüger. „Durch unsere Hunde leben wir nicht mehr in einer anonymen Großstadt, sondern in einer lebendigen Nachbarschaft.“ Eine Leinenpflicht würde eine artgerechte Hundehaltung zerstören. Die Forderungen der Hundehalter: Sie bei urbanen Planungen zu berücksichtigen wie alle anderen Interessengruppen und Anwohner auch. „Dass es bei der Umgestaltung des Parkes, den wir begrüßen, auch um eine Leinenpflicht geht, konnten wir nicht ahnen“, sagt Hundebesitzer Kai Kaufmann. Weitere Forderungen: keine Leinenpflicht im Isebekpark für leinenbefreite Hunde nach dem Hamburger Hundegesetz.

Immerhin hat der Protest etwas bewegt: „Wir klären nun, ob der Runde Tisch weiter zuständig ist oder ob das Thema Isebekkanal nun zurück an die Politik geht“, sagt Anne Schum. Die endgültige Entscheidung über eine generelle Leinenpflicht sei verschoben.