Hamburg. Event-Fahrten über Nacht auf der MS „Bikini“ sollen Tausende junge Leute in die Hansestadt locken. Kreuzfahrtnetzwerk frohlockt.

Wummernde Bässe, coole Cocktails und an Steuerbord ziehen die Lichter des Blankeneser Treppenviertels vorbei. Dann dreht der Motor auf, und der Frachter dampft unter sternenklarem Himmel ins offene Meer. An Bord hat er keine Container wie früher, sondern Hunderte Menschen, die wild feiern. Nach Abendblatt-Informationen will eine Initiative so ein neues Partyschiff in der Hamburger Clubszene etablieren.

Partyschiffe gibt es viele. Doch dieses soll etwas völlig anderes sein, etwas das junge Leute aus ganz Europa nach Hamburg lockt. Party auf einem umgebauten Frachtschiff. MS „Bikini“ heißt das Projekt, dass die Hamburger Unternehmensberatung Ziel derzeit noch im Geheimen plant, es geht um das erste Container-Club- und Eventschiff der Welt. „Ein Club in einer völlig neuen Dimension“, wie die Veranstalter sagen. Ausgestattet mit Dancefloors, Bühnen, Restaurant, Pool, Shops auf zwei Ebenen und: der mit 100 Metern längsten Bar der Welt.

Bis zu 3000 Gäste

Abends soll die MS „Bikini“ in Hamburg ablegen und am nächsten Morgen wieder einlaufen. Dazwischen sollen internationale Discjockeys bis zu 3000 Gäste unterhalten. Und wer eine Pause braucht, kann sich in eine der Kuschelecken zum Chillen und Auftanken zurückziehen. Der angedachte Preis pro Gast liegt bei 199 Euro. Darin enthalten sind drei Freigetränke und ein exquisites Büfett zum Sattessen, so das Konzept.

Öffentlich äußern wollen sich die Initiatoren Jutta von Perfall und Alex Rahmann in der frühen Planungsphase noch nicht. Nur so viel teilen sie per Mail mit: „Unser Projekt ist bisher unveröffentlicht. Es ist nur der Handelskammer, potenziellen Kooperationspartnern und Hamburg Tourismus bekannt.“ Auf der Internetseite „www.msbikini.de“ können aber erste Planungsergebnisse verfolgt werden.

„Terminal Steinwerder wäre geeignet“

„Für den Tourismus in Hamburg wäre ein solches Projekt absolut super“, sagt Matthias Rieger, Geschäftsführer des von der Stadt geförderten Kreuzfahrtnetzwerks Cruise Net Hamburg. „Wir sind in Gesprächen, ob und wie man das Vorhaben als Start-up fördern kann.“ Nach Riegers Vorstellung könnte man sehr viele junge Leute in Deutschland und anderen europäischen Ballungszentren dafür begeistern, wenn beispielsweise Kombitickets für Flüge oder Bahnfahrten zum Terminal inklusive der Veranstaltung angeboten werden

. „Das Kreuzfahrtterminal Steinwerder wäre für die Abfertigung geeignet. Allerdings dürfe das Eventschiff den normalen Kreuzfahrtbetrieb nicht behindern“, sagt Rieger. Derzeit suchen die Initiatoren ein geeignetes Schiff und führen Gespräche mit verschiedenen Reedereien, die bereit sind Besatzung und Schiffsbetrieb zu übernehmen. Nach Informationen des Abendblatts haben sie sich auch schon bei Hamburgs renommierter Traditionsreederei Hapag-Lloyd vorgestellt.

Ergebnisse gibt es noch nicht. Zudem sollte das Schiff zunächst umgebaut werden: Damit keine feiernden Passagiere von Bord fallen, muss das sogenannte Schanzkleid erhöht werden. Geplant ist eine umlaufende Glasbrüstung, die den Blick frei auf Elbufer und Küsten gibt. Der Umbau soll bei der Werft Blohm + Voss geschehen. „Vor den Augen der Hamburger und der Gäste entsteht eine neue einzigartige Attraktion“, heißt es auf der Internetseite. „Ein schwimmendes Wahrzeichen für Hamburg, wie es hanseatischer nicht sein könnte“, steht da.

Ein geeignetes Schiff dürfte sich finden. Aufgrund hoher Überkapazitäten und der internationalen Krise der Handelsschifffahrt sind derzeit viele Frachter beschäftigungslos. Oder sind aufgrund niedriger Frachtraten nicht in der Lage, ihre Betriebskosten einzuspielen. Zahlreiche Schiffe werden vor Ablauf ihrer gewöhnlichen Lebensdauer verschrottet.

Partyfläche von 12.000 Quadratmetern

In neuer Funktion als Eventschiff könnten sie mehr Geld erwirtschaften als nur den Schrottpreis. Nach Angaben der Initiatoren soll das Schiff eine Partyfläche von 12.000 Quadratmetern haben. Das entspricht der Größe des Sonnendecks auf dem Kreuzfahrtriesen „Mein Schiff 2“. Eine solche Fläche bringen kleine Frachtschiffe mit etwa 150 Metern Länge und 29 Metern Breite auf.

Wenn sich nun eine Reederei findet, könnte das Projekt MS „Bikini“ starten. Nur ein Problem dürfte es dann stoppen: Küstennebel wäre schlecht – es sei denn er wird an Bord in flüssigem Zustand ausgeschenkt.