Hamburg. Handelskammer schlägt Demonstrationszentrum in der Stadt vor und will so Industriebetriebe anlocken.
Umgerechnet gut zwölf Milliarden Euro wurden 2016 mit 3-D-Druckern und Rohmaterialien für die damit gefertigten Produkte weltweit umgesetzt – und nach einer Prognose des Marktforschungsunternehmens IDC legt dieses Geschäft bis 2020 um jährlich gut 22 Prozent zu.
Zwar kommt keiner der Gerätehersteller aus Hamburg. Aber die Stadt habe „das Potenzial, als 3-D-Druck-Standort ganz vorne mitzuspielen“, sagte Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg, bei der Vorstellung eines Analysepapiers der Kammer zu den Auswirkungen des neuen Fertigungsverfahrens auf die Wirtschaft der Hansestadt.
55 Prozent der Unternehmen sind interessiert
Einer Umfrage im Rahmen der Studie zufolge haben sich 55 Prozent der 257 Unternehmen, die an der Befragung teilnahmen, bereits mit dem Thema 3-D-Druck befasst.
Immerhin 24 Prozent der Firmen aus dieser Gruppe verfügen über ein entsprechendes Gerät. Doch rund zwei Drittel der Hamburger Unternehmen sehen noch Hemmnisse bei der Nutzung dieser Technik. Am häufigsten würden hier die noch immer hohen Kosten professionell einsetzbarer Drucker genannt, erklärte Schmidt-Trenz, an zweiter Stelle mangelndes Wissen über die Technologie.
Demonstrationszentrum für Firmen
Dem letzteren Problem will die Handelskammer begegnen: „Wir müssen 3-D-Druck-Know-how in der Breite der Hamburger Wirtschaft systematisch aufbauen“, sagte der Kammer-Hauptgeschäftsführer. Er schlägt dazu die Einrichtung eines Demonstrationszentrums vor, in dem sich die Verantwortlichen der Unternehmen mit diesem Fertigungsverfahren vertraut machen können, ohne gleich selbst in einen Drucker investieren zu müssen.
Mit derartigen Schauräumen sei es vor 20 bis 30 Jahren im Südwesten Deutschlands gelungen, die damals neue Technik der computergesteuerten Werkzeugmaschinen in der Region zu verbreiten, sagte Ralf Siebert, geschäftsführender Gesellschafter der im Markt des 3-D-Drucks aktiven Beratungsfirma KCI KompetenzCenter Innovation, in deren Räumen die Handelskammer ihr Strategiepapier vorstellte. „Was damals hervorragend geklappt hat, kann uns heute als Blaupause dienen“, so Siebert.
Nach den Vorstellungen von Schmidt-Trenz könnte ein Demonstrationszentrum als öffentlich-private Partnerschaft etabliert werden. Als Standort komme zum Beispiel das Laser Zentrum Nord (LZN) in Bergedorf infrage. Zwar sei die Technik des 3-D-Drucks schon rund 25 Jahre alt, so Schmidt-Trenz.
Veränderungen für die Logistik
„Das Verfahren wird aber zunehmend nicht mehr nur für den Prototypenbau, sondern auch für die Fertigung von Endprodukten in kleiner und größerer Serie genutzt.“ Damit habe die Technologie direkte und indirekte Auswirkungen auf alle Branchen – auch auf die Logistik und den Hafen: „In Zukunft werden weniger fertige Massenprodukte sowie weniger Zulieferteile transportiert werden“, sagte der Kammer-Hauptgeschäftsführer.
Seine Schlussfolgerung: „Wir müssen den Hafen so flexibel wie möglich machen. Er hat eine blühende Zukunft, aber er wird sich zu einem industrieverbundenen Universalhafen wandeln müssen.“ Dabei habe Hamburg durchaus günstige Voraussetzungen, auch Industriefirmen anzuziehen: Die Stadt sei ein für Arbeitnehmer attraktiver Standort, sie biete einen guten Zugang zum Seeverkehr und ebenso zu erneuerbaren Energien.
Airbus als starker Partner
Zudem kann Hamburgs „technologische Führerschaft“ im Metalldruck nach Auffassung von Schmidt-Trenz ein „Zugpferd für andere Branchen und Anwendungsfelder“ sein. Im 3-D-Metalldruck habe die Hansestadt mit dem LZN ein international renommiertes Aushängeschild, Airbus sei ein starker Partner auf industrieller Ebene. So stecken in einem der neuen Langstreckenjets vom Typ A350 mehr als 1000 Titan-Teile aus dem Drucker. Doch auch die Medizintechnik – ebenfalls ein für Hamburg bedeutender Wirtschaftszweig – könne ein wichtiger Treiber der 3-D-Druck-Technologie in der Stadt sein, so Schmidt-Trenz.
Mit dem neuen Verfahren ergebe sich sogar die Chance, Produktion aus Asien nach Deutschland zurückzuholen, sagte Siebert. Er verwies dazu auf das Beispiel des Sportartikelkonzerns Adidas, der einen neuen Laufschuh im mittelfränkischen Ansbach von 3-D-Druckern fertigen lässt.
Druckzentrum mit behinderten Menschen
Sieberts Firma KCI trägt selbst dazu bei, das innovative Produktionsverfahren in Hamburg zu verbreiten. Das Unternehmen verkauft Geräte, berät aber auch Kunden im Hinblick auf die Einführung und den Einsatz dieser Technologie. Derzeit ist KCI dabei, ein 3-D-Druck-Dienstleistungszentrum in den Elbe-Werkstätten mit behinderten Menschen aufzubauen.