Hamburg. Stadtentwicklungsexperten von SPD und CDU signalisieren Unterstützung für das ambitionierte Städtebau-Projekt.

In der Debatte um eine teilweise Untertunnelung der Willy-Brandt-Straße bekommt die Handelskammer aus der Politik Rückenwind. Die Stadtentwicklungsexperten von SPD und CDU, Dirk Kienscherf und Birgit Stöver, signalisierten am Montag bei einer Podiumsdiskussion, dass sie eine Prüfung des Vorhabens unterstützten.

„Die CDU unterstützt den Vorstoß der Handelskammer aus voller Überzeugung“, sagte Birgit Stöver. Ihre Partei habe bereits 1990 einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet.

Ihr SPD-Kollege Kienscherf reagierte etwas zurückhaltender. „Ich finde es interessant.“ Allerdings sei eine detaillierte fachliche Diskussion nötig. Kienscherf glaubt zudem, dass eine Machbarkeitsstudie frühestens in fünf Jahren sinnvoll sei. Eine derartige Untersuchung mache nur Sinn, wenn man das Projekt ernsthaft umsetzen könne. Derzeit gehe es jedoch darum, dass Hamburg Straßenprojekte wie den A-7-Ausbau und den Bau der A-26-Ost umsetzen.

Ost-West-Tunnel würde 23.000 Quadratmeter Baufläche bringen

Die Handelskammer hatte vorgeschlagen, die Verkehrsstraße zwischen Deichtorplatz und Rödingsmarkt zu untertunneln. Ihren Berechnungen zufolge würden dadurch in bester City-Lage 23.000 Quadratmeter an Baugrundstücken entstehen. Mit dem Verkauf dieser Flächen könnten rund 416 Millionen Euro eingenommen werden. Die Kosten für den Bau des Tunnels schätzt die Kammer auf 492 Millionen Euro.

Während der gestrigen Diskussionsrunde wurde wiederholt auf den städtebaulichen Aspekt verwiesen. Pastor Frank Engelbrecht von St. Katharinen meinte: „Die Zeit ist reif dafür, dass die Stadt zusammenwächst. Eine Untertunnelung wäre ein Signal, dass wir uns trauen, unsere innere Stadt wieder in eine Stadt zu verwandeln.“

Die für den Verkehr zuständige Wirtschaftsbehörde lehnte das Projekt hingegen ab. „Für die Bewohner der Neustadt gäbe es keine Verbesserungen, da die Ludwig-Erhard-Straße bleiben soll, wie sie ist“, erklärte die Behörde. Zudem würde zusätzlicher Verkehr angezogen. Im Rahmen der Sanierung und Verbreiterung der A 7 werden auf Hamburger Gebiet bereits drei Lärmschutztunnel errichtet. Auch hier wird das Dach der Tunnel für die städtebauliche Gestaltung genutzt.