Hamburg. Maik Klokow, Geschäftsführer von Mehr! Entertainment, arbeitete als „Undercover Boss“. Seine Verkleidung war extrem.
Beworben hatte er sich als Jörn Walther, der bis zur Pleite seines Chefs Schrauben und Präzisionsteile in einem Hamburger Betrieb verkaufte. Nun, mit Anfang 50, will sich der Arbeitslose noch einmal neu orientieren und dafür eine Woche lang als Praktikant in den Theatern von Mehr! Entertainment zur Probe arbeiten.
Für RTL spielte er den Praktikanten
Tatsächlich ist Maik Klokow – wie Jörn Walther mit richtigem Namen heißt – Geschäftsführer einer der größten Musical-, Konzert- und Show-Anbieter Deutschlands. Sechs Theater betreibt der Unternehmer, darunter das Mehr! Theater am Großmarkt. Musicals wie „Der König der Löwen“, „Starlight Express“ und „Dirty Dancing“ hat der gebürtige Wismarer produziert. Für die RTL-Sendung „Undercover Boss“ schlüpfte der 51-Jährige jedoch in die Rolle des Praktikanten, um sich ein Bild von der Arbeit vor Ort zu machen. „Als Arbeitgeber ist es wichtig festzustellen, wie im eigenen Betrieb gearbeitet wird. Getarnt als Praktikant hatte ich die Gelegenheit, den Dingen wirklich auf den Grund zu gehen. Wie werden neue oder auch unprivilegierte Mitarbeiter behandelt? Wie ist der Umgang mit den Arbeitsmaterialien?“
Gedreht wurde im Sommer unter dem Vorwand einer neuen Sendung. „Für Freunde und Kollegen war ich in den Ferien, in der Realität habe ich als Jörn Walther verdeckt in den Theatern in Hamburg und Bochum gearbeitet“, sagt Klokow. Für seinen verdeckten Einsatz musste er sich äußerlich jedoch drastisch verändern.
Haare ab, Fatsuit an und künstliche Zähne
Der Chef von 450 Mitarbeitern ließ sich seine Haare bis auf wenige Millimeter abrasieren, tauschte seinen Anzug gegen einfache Arbeiterkleidung, legte mithilfe eines sogenannten Fatsuits ein paar Pfunde zu, bekam künstliche Zähne, dunkle Kontaktlinsen und schreckte sogar vor einem Ohrloch nicht zurück. „Ich hatte die Befürchtung, dass ich durch das professionelle Auge meiner Mitarbeiter erkannt werde, wenn die Veränderung nur oberflächlich ist“, sagt Klokow. „Also hatte ich die Wahl zwischen einem Ohrloch und einem Tattoo, um möglichst authentisch zu wirken. Da erschien mir das Ohrloch als die bessere Lösung.“
Eine der vier Stationen, die sich Klokow als Praktikant ansah, war das Mehr! Theater am Großmarkt. Als Bühnenarbeiter half er einen Tag lang beim Einrichten einer Abendveranstaltung – und geriet dabei nicht nur wegen der körperlichen Anstrengung beim Kistenschieben ins Schwitzen: „Ich musste mich sehr zurücknehmen, um nicht zu sehr ins Geschehen einzugreifen.“
Klokow kam an seine Grenzen
Schwer hatte es der gelernte Maurer auch an seinem Probearbeitstag in der Maske von „Starlight Express“. Das Musical wird bereits seit 28 Jahren in Bochum aufgeführt und ist damit die erfolgreichste Produktion des Unternehmens. „Zwar habe ich in meiner 30-jährigen Karriere am Theater so gut wie alle Stationen schon einmal durchlaufen. Aber beim Perückenknüpfen und Frisieren bin ich schon an meine Grenzen gestoßen“, sagt Klokow.
Doch nimmt der Theaterchef wertvolle Erkenntnisse aus dem Experiment mit. „Ich habe gemerkt, dass alle meine Mitarbeiter ihren Job lieben und mit höchster Professionalität dabei sind. Nachlässigkeit wird nicht geduldet.“ Schwächen machte Klokow eher bei sich selbst aus. So ließ er in der Maske in Bochum nach der Sendung eine Klimaanlage einbauen, im Theater am Großmarkt wurden Rampen erneuert. „Es mögen vielleicht Kleinigkeiten sein, die aber einen großen Effekt haben. Das habe ich aber nur herausgefunden, weil ich getarnt vor Ort gearbeitet habe.“
Ausgestrahlt wird die Folge mit Maik Klokow heute um 21.15 Uhr bei RTL