Hamburg. Feuerwehr meldet ebenfalls rund 400 Einsätze. Wetterdienst warnt auch am Sonntag vor Glatteis. Hier geht`s zum Liveticker.

Eisregen hat die Straßen in vielen Teilen Norddeutschlands am Sonnabend in spiegelglatte Rutschbahnen verwandelt. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) waren besonders der Norden und der Westen Deutschlands vom Eisregen betroffen. Vielerorts meldeten Polizei und Feuerwehr zahlreiche Unfälle auf glatten Straßen.

Lesen Sie hier die aktuellen Ereignisse rund um das Wetter im Norden:

Deutscher Wetterdienst warnt weiter vor Glatteis

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat seine Unwetterwarnung zunächst von 3 auf 2 herabgestuft, warnt aber auch in der Nacht zu Sonntag vor Glatteis im Norden. Demnach müsse aufgrund von Regen oder Sprühregen örtlich mit Glatteis gerechnet werden. Neben Hamburg sind auch Teile von Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern betroffen. Die Meteorologen empfehlen Autofahrten zu vermeiden.

Zuvor hatte der DWD eine amtliche Unwetterwarnung vor Glatteis am späten Sonnabend bereits bis 22 Uhr verlängert. Diese gilt in der Nacht noch für Teile von Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen und des Saarlands.

Am Sonntag könnte sich die Situation im Norden langsam wieder entspannen. In der Nacht werde die kalte Polarluft allmählich durch etwas mildere, aber immer noch feuchte Meeresluft ersetzt, so der DWD weiter. In Hamburg bestehe aufgrund von Sprühregen aber nach wie vor Unwettergefahr durch Glatteis. Auch am Sonntagvormittag bestehe weiter Glättegefahr durch gefrierende Nässe.

Hamburger Feuerwehr meldet mehr als 400 Einsätze

Die Zahl der wetterbedingten Einsätze bei der Hamburger Feuerwehr steigt von Stunde zu Stunde. Wie ein Sprecher der Feuerwehr am späten Abend mitteilte, registrierte die Rettungsleitstelle zwischen 10 und 23.45 Uhr am Sonnabend bislang 405 Einsätze. Dabei seien Rettungswagen der Feuerwehr und Hilfsorganisationen im Einsatz gewesen. Betroffen waren demnach vor allem der Westen und die Innenstadt Hamburgs. Es seien jedoch keine Menschen lebensbedrohlich verletzt worden, so die Feuerwehr weiter.

Auch die Hamburger Polizei rückte am Sonnabend zu zahlreichen Verkehrsunfällen in der Hansestadt aus. Wie ein Sprecher am Abend sagte, habe man zwischen 10 Uhr und 23.15 Uhr am Sonnabend insgesamt 447 Unfälle registriert. "An einem normalen Sonnabend sind es sonst 23", so der Sprecher. Daher gehe man davon aus, dass es sich bei den meisten um witterungsbedingte Unfälle handle. Am späten Abend entspannte sich die Situation in der Hansestadt etwas.

Busverkehr in Hannover eingestellt

In Hannover ist der Busverkehr der Verkehrsbetriebe am späten Sonnabend wegen spiegelglatter Straßen zwischenzeitlich eingestellt worden. Bereits am frühen Abend seien wegen der Witterung keine Busse mehr gefahren, sagte eine Sprecherin der Polizei. Die üstra Hannoversche Verkehrsbetriebe teilten via Facebook mit, dass der Busverkehr komplett eingestellt worden sei, die Bahnen fuhren mit Einschränkungen auf einigen Linien.

Die Feuerwehr der niedersächsischen Landeshauptstadt rückte innerhalb weniger Stunden zu 250 wetterbedingten Einsätzen aus. Zwischen 17.00 und 21.30 Uhr seien insgesamt etwa 550 Notrufe eingegangen, zusätzlich habe es wegen des Glatteises 250 Rettungseinsätze gegeben, teilte die Feuerwehr am späten Abend mit. In den meisten Fällen seien Verletzte mit Knochenbrüchen oder Prellungen in Krankenhäuser gebracht worden.

Streufahrzeug kollidiert mit Bus

Die Hamburger Polizei warnt am Sonnabendnachmittag weiter vor Glätte auf Hamburgs Straßen. Vor allem auf den Nebenstraßen könne es nach wie vor sehr glatt sein. Im Vergleich zum Vormittag habe sich die Lage jedoch deutlich entspannt, so ein Sprecher. Zu Behinderungen kommt es in Hamburg am frühen Abend noch auf der Elbgaustraße. Dort kollidierte nach ersten Informationen ein Streufahrzeug mit einem Bus. Offenbar wurden zwei Personen verletzt. Die Straße wurde vorübergehend gesperrt. Darüber hinaus staute es sich zeitweise auf der A25 in beide Richtungen. Dort ist die Asphaltdecke nach wie vor sehr glatt.

Schwerer Verkehrsunfall auf der B75 in Höhe Dibbersen
Schwerer Verkehrsunfall auf der B75 in Höhe Dibbersen © JOTO

Auch die Polizei im Landkreis Harburg warnt am späten Sonnabend vor Glätte. Bislang sei es im Landkreis zu 26 Verkehrsunfällen gekommen, so die Polizei. Nach Abendblatt-Informationen wurden bei einem Unfall auf der B75 nahe Dibbersen mindestens zwei Personen schwer verletzt. Zwei weitere kamen bei dem Unfall mit leichten Verletzungen davon. Offenbar hatte der Fahrer eines Volvo die Kontrolle über sein Auto verloren und war mit einem entgegenkommenden Auto zusammengeprallt.

Tierpark Hagenbeck schließt vorzeitig

Am Sonnabendnachmittag entspannt sich die Witterungslage nur langsam. Wegen anhaltender Glatteisgefahr bleibt der Tierpark Hagenbeck für den Rest des Tages geschlossen. Das teilte der Tierpark am Nachmittag mit. Das Tropen-Aquarium sei jedoch wie gewohnt geöffnet.

180 Notrufe pro Stunde in Hamburg

Durch die Extremwetterlage mit Schnee, Regen und Blitzeis stiegen die Notrufe am Mittag in Hamburg auf bis zu 180 pro Stunde an. Die Rettungsleistelle musste um weitere fünf Mitarbeiter verstärkt werden. Zwischen 10 und 15 Uhr generierten sich aus den Notrufen 210 Einsätze für den Rettungsdienst der Feuerwehr Hamburg und den beteiligten Hilfsorganisationen.

Nach Angaben der Feuerwehr rutschten zahlreiche Fußgänger auf spiegelglatten Gehwegen aus. Sie zogen sich Knochenbrüche, Platzwunden, Prellungen und Zerrungen, „aber zum Glück keine lebensgefährlichen Verletzungen“ zu, wie die Feuerwehr mitteilte.

Spiegelglatte Wege im Norden

In Schleswig-Holstein kamen viele Menschen auf dem Glatteis zu Fall. Zudem rutschten Dutzende Autos von den Straßen oder krachten ineinander. Im gesamten Land gab es laut den zuständigen Regionalleitstellen bis 16.40 Uhr mehr als 200 glättebedingte Unfälle. Allein in und um Lübeck krachte es bis zum Nachmittag knapp 90 Mal. In den allermeisten Fällen sei es bei Blechschäden und kleineren Verletzungen geblieben, sagten die Polizeisprecher.

Eisregen und gefrierende Nässe haben auch im Nordwesten Niedersachsens und in Bremen am Sonnabend vielerorts zu spiegelglatten Straßen und Bürgersteigen geführt. In Bremen kam es laut Polizei zwischen 9.00 Uhr und 15.00 Uhr zu 70 Verkehrsunfällen, von denen die meisten durch Glatteis verursacht wurden. Bei vier Unfällen gab es fünf Leichtverletzte.

A1 Richtung Lübeck wegen etlicher Unfälle gesperrt

Nach einigen Unfällen mit Verletzten zwischen den Auffahrten Stapelfeld und Barsbüttel wurde die Autobahn A1 nach Angaben der Verkehrsleitzentrale in Richtung Lübeck voll gesperrt. Richtung Hamburg gebe es aber keine Auswirkungen, auch auf den Hauptstraßen der Stadt sei die Lage ruhig. Unfälle gebe es aber in vielen Nebenstraßen.

Fußgänger stürzen auf glatten Wegen

Eine Frau rappelt sich am Jungfernstieg in Hamburg nach einem Sturz wegen Eisglätte wieder auf
Eine Frau rappelt sich am Jungfernstieg in Hamburg nach einem Sturz wegen Eisglätte wieder auf © dpa | dpa

Allein zwischen 10 und 12 Uhr hat die Rettungsleitstelle der Feuerwehr jetzt 50 "wetterbedingte" Einsätze registriert. In den meisten Fällen stürzten Fußgänger und verletzten sich dabei: Knochenbrüche, Platzwunden, Prellungen zählten dabei laut Feuerwehr zu den typischen Folgen, aber bisher keine lebensgefährlichen Verletzungen.

In Ahrensburg wurde wegen des Blitzeises der ÖPNV zwischenzeitlich eingestellt.

Lagedienst meldet viele Unfälle

Bis zum Mittag registriert die Polizei im Stadtgebiet etliche Unfälle wegen der glatten Straßen, eine genaue Zahl gab es jedoch nicht. Es habe auch Verletzte gegeben, hieß es. In vielen Fällen seien Pkw in parkende Fahrzeuge gerutscht.

350 Streufahrzeuge in Hamburg ausgerückt

Aufgrund der extremen Glätte sind in Hamburg am Sonnabend 350 Streufahrzeuge der Stadtreinigung ausgerückt. Rund 1000 Mitarbeiter seien im Einsatz, teilte die Stadtreinigung mit. Auf knapp 3300 Kilometer Straßen verteilten sie demnach doppelt so viel Feuchtsalz wie üblich. Auch mehr als 4000 Bushaltestellen, 655 Kilometer öffentliche Gehwege und 320 Kilometer Radwege gehören zum Einsatzgebiet der Streufahrzeuge.

Testspiel von St. Pauli gegen Osnabrück auf Sonntag verschoben

Das für Sonnabend angesetzte Testspiel des FC St. Pauli gegen den Fußball-Drittligisten VfL Osnabrück ist auf Sonntag (14.00 Uhr) verschoben worden. Grund seien der für Hamburg prognostizierte Eisregen und technische Probleme bei der Rasenheizung im Millerntor-Stadion, die aber inzwischen wieder behoben seien, teilte das Zweitliga-Schlusslicht St. Pauli am Sonnabendvormittag mit.

Schleudertraining auf Eis - zwei junge Frauen verletzt

Leichtsinn mit üblen Folgen: Bei einem Unfall auf einem vereisten großen Parkplatz in Braunlage im Harz sind zwei junge Frauen verletzt worden, eine von ihnen schwer. Eine Gruppe Autofahrer übte am Freitagabend bei minus 15 Grad das Schleudern auf der spiegelglatten Fläche, wie die Polizei am Sonnabend mitteilte.

Ein 20-Jähriger setzte seinen Wagen schließlich gegen einen Schneehaufen. In dessen Auto fuhr ein 21-Jähriger mit seinem Fahrzeug hinein. Eine der beiden Beifahrerinnen wurde schwer, die andere leicht verletzt. Andere ließen sich nicht davon abschrecken: Noch während der Erstversorgung der Verletzten hätten sich andere Leute mit Bierkisten hinter Autos herziehen lassen, so die Beamten. Schaulustige versammelten sich. Die Polizei machte dem Treiben sofort ein Ende und verhängte Bußgelder.

Lkw kippt auf A7 um

In Norddeutschland kam es offensichtlich zu ersten Glatteisunfällen. Auf der A7 kippte auf glatter Fahrbahn ein Lastwagen zwischen Flensburg-Harrislee und Flensburg um. Der Fahrer des mit Fleisch beladenen Lasters wurde schwer verletzt, wie ein Polizeisprecher sagte. Die Strecke Richtung Hamburg wurde für mehrere Stunden gesperrt. Bis zum frühen Vormittag kam es nach Angaben des Sprechers zu weiteren Unfällen auf dem nördlichen Teil der A7.

Wenn Regen auf gefrorenen Boden trifft, kann es spiegelglatt werden
Wenn Regen auf gefrorenen Boden trifft, kann es spiegelglatt werden © dpa | Oliver Berg

Unwetterwarnung für den Norden

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat eine Unwetterwarnung für das nordwestliche Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein und Hamburg herausgegeben. Aufgrund gefrierenden Regens oder Sprühregens muss demnach verbreitet mit Glatteis gerechnet werden. Der DWD warnte vor Behinderungen im Straßen- und Schienenverkehr und vor Autofahrten.

Wetterdienst seit 6 Uhr im Dienst

Der Winterdienst in Hamburg streut bereits seit 6 Uhr am Sonnabend präventiv die Straßen. Dabei wird derzeit das Doppelte der üblichen Menge gestreut, teilte die Hamburger Stadtreinigung mit. Damit solle sichergestellt werden, dass der Regen nicht gefriert.

Zur Verhinderung von Eisglätte auf Gehwegen seien indes die Anlieger zuständig, teilte die Stadtreinigung weiter mit: Die Wege müssten "unmittelbar" nach Eintritt der Glätte mindestens einen Meter breit abgestreut werden. Dabei dürften keine Tausalze verwendet werden, sondern nur abstumpfende Stoffe wie Kies oder Sand.