Harburg/Winsen. Experten der Hamburger Stadtreinigung fürchten, dass es schon in der kommenden Nacht zu Blitzeis kommen kann.

Wer jetzt eingebunden ist in den Winterdienst im Landkreises oder im Bezirk Harburg, ist jetzt ziemlich sicher auf dem Quivive: Schuld ist das Wetter, das gerade einige Kapriolen schlägt. Am Mittwoch hatte die stärkste Sturmflut seit zehn Jahren in Norddeutschland vor allem an den Ostseeküsten und insbesondere auf der Insel Usedom schwere Schäden angerichtet.

Die bange Frage lautet jetzt: Kommt nun das Blitzeis? Die Wetterprognosen lassen es befürchten: „Wir rechnen mit dem ersten Großeinsatz des Winters“, sagte Reinhard Fiedler, Sprecher der Stadtreinigung Hamburg, die den Winterdienst zentral und auch für den Bezirk Harburg koordiniert. Er teilt allerdings die Einschätzung der Winterdienst-Experten des Landkreises: „Wir sind vorbereitet und gut gerüstet.“

Warum jetzt die ersten Mitarbeiter in Sofortbereitschaft versetzt sind, erklärt ein Blick auf die Wetterprognose: In der kommenden Nacht fallen die Temperaturen voraussichtlich auf bis zu Minus 7,8 Grad Celsius, und das bei einer Luftfeuchtigkeit, die zwischen 60 und 95 Prozent liegen kann. Trifft die Feuchtigkeit auf den Boden, wird es glatt. „Wenn es dann regnet, gibt es Blitzeis, dann haben wir ein Problem“, so der Stadtreinigungs-Sprecher.

Dennis Grelck (39), Kevin Winkler (25) und Patrick Beeck (33, v. l.) sind gerüstet für ihren ersten Einsatz in Harburg in diesem Jahr
Dennis Grelck (39), Kevin Winkler (25) und Patrick Beeck (33, v. l.) sind gerüstet für ihren ersten Einsatz in Harburg in diesem Jahr © HA | Katharina Geßler

Frank Warschkow, der regionale Einsatzleiter des Winterdienstes in Harburg und verantwortlich für den Betriebsplatz der Stadtreinigung am Neuländer Kamp, ist zwar schon in Rufbereitschaft, teilt aber die professionelle Gelassenheit der niedersächsischen Kollegen: „Wir wissen, was wir zu tun haben.“

Und das ist im Ernstfall einiges. Allein die wichtigen Hauptverkehrsstraßen in Harburg ergeben zusammen eine Strecke von 580 Kilometern. Die Verbindungsstraßen zwischen diesen Hauptverkehrsadern machen unterm Strich 209 Kilometer aus. Hinzu kommen im Bezirk Harburg 729 Kreuzungsbereiche und Zebrastreifen sowie 778 Bushaltestellen. Gehwege, an denen es keine Anlieger gibt, und Radwege summieren sich zu 108 Kilometern.

Insgesamt 115 Männer und Frauen sind in den Winterdienst-Plan Harburgs eingebunden, rund die Hälfte von ihnen ist bei Subunternehmern beschäftigt, die mit der Stadtreinigung vertragliche Vereinbarungen getroffen haben, meist Landschafs- und Gartenbaubetriebe. So summiert sich der dazugehörige Fuhrpark auf 19 Streufahrzeuge und 24 Pritschenwagen.

Auch die Lager sind gefüllt – mit 605 Tonnen Salz, 60.000 Litern Sole, 36 Tonnen Kies und 3 Tonnen Blähton. Diese rostroten Kügelchen kommen in Harburg zum ersten Mal und testweise auf Radwegen zum Einsatz. Es hat sich gezeigt, dass Kiesel bei Fahrrädern oft zu Platten führen: „Das passiert bei Blähton eher nicht“, sagt Warschkow. Ein weitere Vorteil dieses Werkstoffes: Er löst sich von selbst auf.

Gut vorbereitet ist auch der Landkreis Harburg. Um bei Eis und Schnee für sichere Straßen sorgen zu können, haben sich die 45 Mitarbeiter und drei Auszubildende der Betriebsgemeinschaft Straßendienst im Landkreis Harburg (BGS-Harburg) in Hittfeld intensiv vorbereitet. In der BGS arbeiten das Land Niedersachsen und der Landkreis Harburg seit 2006 zusammen. Und Dirk Möller von der niedersächsischen Straßenbauverwaltung versichert: „Unsere Salzlager sind gefüllt.“

Insgesamt sind 14 Räum- und Streufahrzeuge einsatzbereit. Drei kleinere Fahrzeuge stehen für den Winterdienst auf Radwegen zur Verfügung, 37 Straßenwärter wurden speziell für den Winterdienst geschult. Um für sichere Straßenverhältnisse im Landkreis zu sorgen, müssen insgesamt 71 Kilometer Bundes-, 173 Kilometer Landes- und 424 Kilometer Kreisstraßen sowie rund 400 Kilometer Radwege von Eis und Schnee befreit werden.

In einer großen Halle in Hittfeld hat der Landkreis 700 Tonnen Salz eingelagert. Weitere 600 Tonnen stehen in drei im Landkreis verteilten Silos zur Verfügung. Außerdem sind 110.000 Liter Sole (sie wird dem Salz stets beigemischt) bereit für den Einsatz. Und wenn es hart auf hart kommen sollte, kann der BGS zudem auf weitere Vorräte aus einem Pufferlager in Niedersachsen zurückgreifen.