Hamburg. Frank Horch und Jens Meier müssen sich kritische Fragen zur Elbvertiefung und Personalpolitik gefallen lassen.

Für den Geschäftsführer der Hamburg Port Authority (HPA), Jens Meier, läuft es derzeit nicht wirklich rund. Lange Zeit feierte er Erfolge damit, dass er veraltete Strukturen im Hafen aufbrach. Er erneuerte die heruntergekommene Hafenbahn, sanierte Brücken und trieb vor allem die Digitalisierung des Hafens voran – sein Lieblingsprojekt. Doch in letzter Zeit sieht sich die HPA dem Vorwurf ausgesetzt, sie habe elementare Aufgaben vernachlässigt. Auf die zunehmende Verschlickung der Hafenbecken reagierte die HPA träge. Die Kosten für die Sanierung des Alten Elbtunnels liefen aus dem Ruder. Und wenn das Bundesverwaltungsgericht am 9. Februar die lang herbeigesehnte Elbvertiefung endlich genehmigt, sei die Behörde gar nicht vorbereitet, um sofort mit allen Maßnahmen zu beginnen, lautete der jüngste Vorwurf.

Jens Meier steht unter Druck

Und dann machte kurz vor Silvester auch noch die Meldung die Runde, dass Meiers Kompagnon, der zweite HPA-Geschäftsführer Wolfgang Hurtienne, wenige Monate vor seiner Pensionierung vorzeitig seinen Hut nehmen muss. Jens Meier steht unter Druck. Entsprechend groß war am Donnerstagmittag das Interesse, als der HPA-Chef Medienvertreter zu einer Pressekonferenz über die Infrastrukturvorhaben für das neue Jahr einlud.

Eigentlich ein Routinetermin, der alljährlich stattfindet. Doch dieses Jahr war alles anders. Wie anders, zeigte sich schon daran, dass Meier gleich seinen Dienstherren, Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos), zu der Veranstaltung mitbrachte.

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Treffen in luxuriöser Bar an Bord

Der Ort war gut gewählt: Weil die britische Reederei Cunard am Donnerstag mit dem Anlauf der „Queen Elisabeth“ in Altona die diesjährige Hamburger Kreuzfahrtsaison eröffnete, traf man sich in einer luxuriösen Bar an Bord – unter einem gewaltigen Kronleuchter.

So konnten die beiden zusammen mit Hamburgs Kreuzfahrtdirektorin Sacha Rougier zunächst unkritische Themen ansprechen: In der Kreuzfahrt­saison 2016 seien 722.000 Passagiere in Hamburg gezählt worden; 203.000 mehr als im Vorjahr. „Und auch 2017 werden wir mit etwa 800.000 Passagieren wieder einen Rekord erreichen“, sagten sie. Meier verwies auf die Erfolge bei der Sanierung der Infrastruktur. „Wurden 2011 nur 18 Prozent der Straßenbrücken eine gute Zustandsnote bescheinigt, sind es mittlerweile 61 Prozent“, sagte er.

Ersatz für Köhlbrandbrücke muss höher werden

Dann begann der kritische Teil. Wie er denn mit dem Vorwurf umgehe, dass seine Behörde die Vorbereitungen für die Elbvertiefung verschlafen habe, wurde Horch gefragt. Das sei „geradezu beleidigend“ antwortete der Wirtschaftssenator und redete sich in Rage. „Wir sind in der Vorbereitung bis an die Grenzen des Machbaren gegangen“, so Horch. „Wenn am 9. Februar das Gericht das Projekt genehmigt, was ich sehr hoffe, dann werden wir am 10. Fe­bruar mit allen notwendigen Vorarbeiten und Ausschreibungen beginnen.“

Die Fahrrinnenanpassung sei ein komplexes Bauprojekt. Da gehe es nicht nur darum, den Fluss weiter auszubaggern, ergänzte HPA-Chef Meier. Alle Vorhaben seien aber zeitlich aufeinander abgestimmt, sodass es zu keinen weiteren Verzögerungen komme. „Sie können sicher sein, dass es ein halbes Jahr nach Baubeginn eine spürbare Verbesserung geben wird“, so Meier.

"Wir werfen Herrn Hurtienne nichts vor"

Das vorzeitige Ausscheiden des zweiten HPA-Geschäftsführers Hurtienne habe nichts mit persönlichen Verfehlungen zu tun, sagte Horch. Man sei nur dabei, eine Nachfolgeorganisation für die HPA mit geänderter Struktur auf den Weg zu bringen. Da habe Hurtiennes Abgang gut gepasst. „Wir haben eine zu 100 Prozent einvernehmliche Lösung mit Herrn Hurtienne gefunden. Wir werfen ihm nichts vor. Er hat 34 Jahre lang erfolgreich für den Hafen gearbeitet“, ergänzte Horch.

Warum Hurtienne aber ausgerechnet wenige Monate vor seiner geplanten Pensionierung gehen musste, konnte der Senator nicht schlüssig beantworten. Meier schwieg dazu. Er mag sich allenfalls darüber gewundert haben, wie vehement der Senator sich schützend vor ihn und seine HPA stellte. Das war nämlich in den vergangenen Monaten intern nicht immer so.

240 Millionen Euro an Investitionen geplant

Auch 2017 will die Hafenverwaltung wieder massiv in die Infrastruktur investieren. Die Vorhafeneinfahrt wird erweitert, die Bahnbrücke Kattwyk hergestellt und für 16 Millionen Euro ein neues Feuerlöschboot gebaut. Insgesamt 240 Millionen Euro sieht der Investitionsplan der HPA in diesem Jahr vor. Die Behörde will 2017 auch ernsthaft mit den Planungen für einen Ersatz der alten Köhlbrandbrücke beginnen, die 2030 Geschichte sein soll. Ein neues Gutachten sorgte bereits für eine Überraschung: Denn aufgrund der immer größer werdenden Schiffe muss die neue Brücke 73,5 Meter hoch werden anstatt 72 Meter, wie bisher geplant.