Hamburg . Ausbildungsbeginn im Winter ist immer noch zu wenig bekannt. Zahl der Jobsuchenden in Hamburg mit 67.687 auf Jahrestief.

Für Anna Tiba Voss war es zunächst nur ein Plan B, die Ausbildung in der Gastronomie. „Ich war nach Hamburg gekommen, um hier Meteorologie zu studieren und habe damit auch begonnen“, sagt Voss. Doch einige Jahre später sieht ihre berufliche Welt ganz anders aus. Statt Wetterprognosen zu erstellen oder Computermodelle für die Vorhersage zu entwickeln, mixt sie Drinks im Turmgewölbe des Vier-Sterne-Hotels Mövenpick im Schanzenpark und verbreitet bei den Gästen gute Laune. Außerdem arbeitet sie als Hotelfachfrau am Empfang oder im Service des Hotels. „Zu meiner dreijährigen Ausbildung als Hotelfachfrau habe ich noch eine Zusatzausbildung als Barmixerin gemacht“, sagt Voss, die in wenigen Wochen ihre Ausbildung beendet und vom Hotel übernommen wird.

110 Ausbildungsplätze als Altenpfleger frei

Nicht zufällig verlegte die Arbeitsagentur Hamburg ihren Termin zur Präsentation der Zahlen der Arbeitsmarktstatistik für Dezember 2016 in das Hotel mit insgesamt 14 Auszubildenden. Denn die Arbeitsagentur kümmert sich nicht nur um Arbeitslose, sie will auch erreichen, dass kein Schulabgänger ohne Ausbildungsplatz bleibt. Wir haben allein für den Ausbildungsbeginn am 1. Februar 1000 freie Lehrstellen“, sagt Sönke Fock, Chef der Agentur für Arbeit. Insgesamt sind bei der Arbeitsagentur bereits wieder 7000 freie Ausbildungsplätze gemeldet. „Der Ausbildungsbeginn im Februar muss noch stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken“, sagt Fock. „Bewerber müssen nicht ein ganzes Jahr warten, wenn ein Ausbildungsbeginn im August nicht möglich war.“ Das sei aber nicht bekannt genug.

Gastronomie leidet unter Bewerbermangel

So können nach einer Übersicht der Arbeitsagentur zum Februar 110 Ausbildungsplätze als Altenpfleger und je 60 Ausbildungsplätze als Hotelfachmann oder Koch besetzt werden. Zwar beginnen die meisten ihre Ausbildung im August. Doch der Start im Februar gewinnt an Bedeutung. „Nach unseren bisherigen Erfahrungen betrifft das rund zwölf Prozent der Ausbildungsverhältnisse“, sagt Fin Mohaupt von der Handelskammer. Auch bei der Handwerkskammer bewegt sich die Zahl der Ausbildungsstarter im Februar in ähnlicher Größenordnung. 106 unbesetzte Ausbildungsplätze mit Beginn im Februar gibt es gegenwärtig noch bei der Handwerkskammer. Auch Annette Bätjer, Direktorin des Mövenpick Hotel, hat sofort sechs Ausbildungsplätze zu vergeben, je drei als Koch und Hotelfachmann.

Doch gerade die Gastronomie hat mit Bewerbermangel zu kämpfen. „Uns ist es als Branche noch nicht gelungen, die Qualität und die mit der Ausbildung verbundenen Perspektiven nach außen zu vermitteln“, sagt Bätjer. Ein Koch stehe nicht nur in der Küche, sondern er berate auch die Gäste am Tisch. Nach der Ausbildung kann ein Koch Küchen- oder Wirtschaftsdirektor werden. „Wir vermitteln eine Ausbildung mit abwechslungsreichen und verantwortungsvollen Inhalten“, sagt Bätjer. Auch Anna Tiba Voss hat noch Pläne. „Ich möchte gern einmal auf einem Kreuzfahrtschiff arbeiten“, sagt sie. Ihr Plan B ist aufgegangen. Das Meteorologie-Studium hatte sie nach anderthalb Jahren abgebrochen. „Es hat nicht meinen Vorstellungen entsprochen, ich wollte praktischer arbeiten“, sagt Voss, die vor allen die Arbeit mit Gästen als abwechslungsreich betrachtet.

Insgesamt rechnet die Arbeitsagentur in diesem Jahr mit 11.000 Ausbildungsplätzen. „Das Problem ist, die Wünsche der Bewerber und die Anforderungen der Firmen in Übereinstimmung zu bringen“, sagt Fock. Unterstützung kommt dabei von zwei Teams der Arbeitsagentur mit insgesamt 30 Beschäftigten. Sie sollen für eine bessere Vermittlung sorgen, weil sie die Stärken und Schwächen der Bewerber und auch die Anforderungen der Unternehmen von vornherein kennen. Das Angebot richtet sich besonders an Klein- und mittelständische Unternehmen, die über keine große Personalabteilung verfügen und so Unterstützung bei der Bewerberauswahl erhalten. Der Hamburger Arbeitsmarkt glänzte im Dezember mit dem niedrigsten Stand des Jahres. 67.687 Hamburger waren auf Jobsuche. Das sind 40 weniger als im November 2016. Gegenüber dem Vorjahresmonat beträgt der Rückgang fast vier Prozent. „Seit 2011 sehen wir in Hamburg den Trend sinkender Arbeitslosigkeit“, sagt Fock.

So wenige Menschen arbeitslos wie seit 25 Jahren nicht

Über das ganze Jahr betrachtet waren durchschnittlich 70.666 Menschen pro Monat als arbeitslos gemeldet. Im Januar wird die Zahl der Jobsuchenden schon aus saisonalen Gründen wieder ansteigen, erwartet Fock. Auch für das nächste Jahr ist er nicht mehr so optimistisch. Im Jahresdurchschnitt rechnet er mit 1400 bis 2000 mehr Arbeitslosen pro Monat. Der Arbeitsmarkt in Schleswig-Holstein ist in robuster Verfassung in das neue Jahr gestartet. Ende Dezember waren im nördlichsten Bundesland 92.800 Menschen ohne festen Job und damit 4,4 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Gegenüber dem November 2016 nahm die Arbeitslosigkeit aus saisonalen Gründen um 3,8 Prozent zu. Bundesweit stieg die Zahl der Arbeitslosen im Dezember witterungsbedingt um 36.000 auf 2,568 Millionen. Dennoch waren 2016 so wenige Menschen arbeitslos wie seit 25 Jahren nicht mehr. Im Jahresdurchschnitt waren es 2,7 Millionen.