Wandsbek. Was sich 2017 in den Bezirken ändert, Teil 6: In Wandsbek sind Kunstrasenplätze geplant. Steilshoop erhält einen Marktplatz.
Wandsbeks Haupt-Augenmerk liegt da, wo keiner hinguckt. In Rahlstedt, Tonndorf, Farmsen-Berne, Bramfeld und Hummelsbüttel. In der Mitte des Bezirks also, dem Gürtel zwischen den wohlhabenden Außenbezirken im Alstertal und den Walddörfern einerseits und den durchwachsen beleumundeten, city-nahen Stadtteilen Eilbek, Wandsbek und Jenfeld.
Damit folgt die Bezirks-SPD einem städteplanerischen Gutachten, das sie 2009 selbst in Auftrag gegeben und aus der Fraktionskasse bezahlt hat: „Wandsbek Impuls“. Es empfiehlt, die zwischen Dorf- und Stadtcharakter schwankende Mitte Wandsbeks zu entwickeln, nachzuverdichten und „urbaner“, das meint: städtischer und moderner, zu gestalten. Das soll Zuzug bringen, Menschen und Arbeitsplätze.
Und es soll verhindern, dass Wandsbeks unscheinbare Mitte verarmt und zur unattraktiven Vorstadt degeneriert. Denn auch diese Entwicklungsperspektive ist eine, die das Gutachten durchaus für möglich hält.
In Bramfeld glückt die Aufwertung mit und durch Nachverdichtung sichtbar. In Farmsen-Berne ist viel Wohnungsbau zu sehen bzw. im Kommen, aber es gibt kaum Infrastrukturprojekte. Rahlstedt hat noch ein langes Stück Weg vor sich. Anfänge sind gemacht, aber die Eigentümerstruktur im Zentrum lässt wenig zu.
Die Wandsbeker Agenda für 2017:
Wiederwahl? Bezirksamtsleiter Thomas Ritzenhoff, einer der Väter von „Wandsbek-Impuls“ und früherer SPD-Fraktionschef im Bezirk, will für eine zweite Amtszeit (6 Jahre) kandidieren. Seine Wiederwahl gilt als sicher.
Wandsbek: Für die Planung des „Wandsbeker Tors“ (1), zwei bis zu 18 Geschosse hohe Häuser links und rechts der Wandsbeker Marktstraße am Eingang zum Zentrum in Höhe Hammer Straße, könnte 2017 ein entscheidendes Jahr werden. Der Projektentwickler will keine Büros, sondern lieber Wohnungen, die er für besser vermarktbar hält. Dafür aber müsste der eigens für Büros neu gemachte Bebauungsplan schon wieder neu und eben dann anders gemacht werden. Das kostet nicht nur Zeit, sondern deshalb auch Interessenten. Ein Erfolg ist dafür das Brauhausviertel. Der zweite Abschnitt des so genannten „Mühlenquartiers“ (2) soll 2017 fertig werden. Die mutmaßliche oder vielleicht auch schon gestorbene Fahrradstraße Walddörfer Straße (3) wird 2017 ausdiskutiert. Anfang des Jahres wird das konkretisierte Gutachten erwartet, das Alternativen prüft, die Möglichkeiten zur Problemlösung für die bisherige Route benennt sowie Vorschläge für abgeschwächte Formen von Fahrradstraße durch Beschränkungen auf Teilstücke macht. Die Koalition will vor allem mit dem „Bürger vor Ort“ ins Gespräch kommen
Wandsbek Gartenstadt: Vor dem Bahnhof soll der Ostpreußenplatz (4) seit Jahren saniert werden. Jetzt ist Geld dafür reserviert, als Ziel für 2017 steht im Arbeitsprogramm Straßenneubau aber nur „Abschluss der Planung“ und „Auftragsvergabe“.
Jenfeld: Die Wohnungen am Elfsaal (5) sind fertig und werden gerade von den ersten Flüchtlingen bezogen. Für 2017 ist ein Quartiersmanagement zur Integration und ein „Haus der Begegnung“ angekündigt. Das seit Jahren laufende wassernahe Wohnungsbauprojekt „Jenfelder Au“ (6) soll 2017 mehr Fahrt aufnehmen. Im Herbst wurden vier Baufelder für 480 Wohnungen verkauft.
Farmsen: Für die nächsten Jahre sind umfangreiche Nachverdichtungen geplant, um die 1000 Wohnungen sollen entstehen – allesamt im Umkreis des Bahnhofs, am Berufsförderungswerk (7) und auf dem Gelände des ehemaligen Pflegeheims an der August-Krogmann-Straße (8), wo Mitte 2017 die Bauvorbereitung für 350 Wohnungen starten. Der als kritisch erkannte Verkehrsknotenpunkt Bahnhof Farmsen (9) soll entflochten werden. Radler, Taxis, Fußgänger und Autos und die Busse zwängen sich unter der schmalen Brücke durch. Das Problem sollte im Zusammenhang mit der Busbeschleunigung in Richtung Rahlstedt angegangen werden. Bisher gibt es keine Pläne.
Bramfeld: Entlang des Dorfgrabens (10) und der Fabriciusstraße hat die Stadt 22.000 Quadratmeter Grundstück für 145 neue Wohnungen anhand gegeben. Für den Bau von frei finanzierten „Effizienzwohnungen“ zum späteren Mietpreis von 8 Euro pro Quadratmeter kalt. 2017 sollen die Erschließung und das Bachbett gemacht werden, der Hochbau startet 2018. Die Passage zwischen Dorfplatz und Marktplatz (11) ist jetzt schon im Werden. Und der Bramfelder Kulturladen (Brakula (12)) hat nach der Sanierung Anfang Dezember wieder eröffnet. Jetzt könnte die Kulturinsel (13) in Angriff genommen werden. Dafür gibt es allerdings keine Zeitpläne mehr. An ihr wird seit Ewigkeiten geplant.
Rahlstedt: Dieses Jahr hat es wieder gereicht für eine Weihnachtsbeleuchtung im geschäftlichen Ortskern. Eine Benchmark auch fürs kommende Jahr. 2017 sollen laut Arbeitsprogramm Straßenneubau Mecklenburger Straße (14a) und Boizenburger Weg (14b) im Zentrum neu gestaltet werden. RISE sei dank. Im Ortsteil Meiendorf geht das neue Einkaufzentrum Spitzbergenweg (15) planerisch auf die Zielgerade. Über den Geschäften sollen rund 125 Wohnungen entstehen. Der Bebauungsplan soll 2017 Baurecht schaffen, der Hochbau 2018 starten. Mittlerweile doch recht umstritten ist das gemeinsam mit Stapelfeld geplante neue Gewerbegebiet am Stadtrand (Minerva- und Viktoriapark (16)). Eine Bürgerinitiative hat Zulauf und mobilisiert gegen das „Premium-Gewerbe“, das Rot-Grün vom Investor Klaus Peter Jebens ansiedeln lassen will. 2017 soll mit Verabschiedung des Bebauungsplans das autobahnnahe Grünland für Gewerbe frei gegeben werden.
Sasel: im Streit um die Sanierung des TSV-Sasel-Sportplatzes (17) am Saseler Markt steht jetzt schon fest: Die Lärmschutzwand wird, sollte sie rechtlich nicht abwendbar sein, vom Bezirk bezahlt. 400.000 Euro sind kalkuliert. Der Kunstrasen kommt also. Auch für den Umbau des Saseler Markts gibt es Geld: Aus dem Gestaltungsfonds der Bezirksversammlung werden 127.484 Euro für Planungsarbeiten und 178.600 Euro für die Umgestaltung reserviert. Aber es fehlt an Planungskapazitäten im Amt: Drei Stellen sind unbesetzt.
Volksdorf: Die politischen Entscheidungen für den Wohnungsbau am Buchenkamp (18) sind durch. Das Grundstück der privaten Genossenschaft soll mit 60 Wohnungen und einer Dementeneinrichtung mit 30 Plätzen bebaut werden dürfen, der vordere Grundstücksteil zur Eulenkrugstraße hin noch einmal 40 Wohnungen aufnehmen und eine temporäre Flüchtlingsunterkunft.
Ohlstedt: Die Zelte zur Flüchtlingsunterbringung sind abgebaut, aber die Holzbauten für Neuhamburger an der Hoisbütteler Straße (19) sind trotzdem abgeschmettert. Weil weniger Flüchtlinge kommen und die Einigung mit den Anwohnern und den Naturschutzverbänden über den angefochtenen Bebauungsplan für 188 Wohnungen gescheitert ist. Die Stadt wollte ihre Zusagen nicht rechtsverbindlich absichern und sich ein Hintertürchen offen halten. Bis 2020 haben die Streitparteien noch Zeit, sich zu einigen, dann läuft das Moratorium aus. Ende Januar startet die nächste Verhandlungsrunde.
Steilshoop: Der wegen des erbitterten Baumstreits verschobene Bau des Marktplatzes (20) soll jetzt 2017 erfolgen. Die Umplanungen sind gelaufen. Ein weiteres Problem ist das Tierhaus Steilshoop (21): Es wurde in der Rahmenplanung „vergessen“ und ist für den Abriss vorgesehen, ohne dass die Politik es wirklich sehenden Auges beschlossen haben will. Jetzt wird nach Möglichkeiten gesucht, das Haus zu erhalten. Eine erste Richtungsentscheidung wird für Januar erwartet. Der Neubau für den knapp 40 Millionen Euro teuren Campus (22) soll trotzdem beginnen.
S4: Der Bau der neuen S-Bahn zwischen Hauptbahnhof und Bad Oldesloe (23) startet frühestens 2020. Aber 2017 beginnt das Planfeststellungsverfahren für den ersten Bauabschnitt auf Hamburger Gebiet.
Flüchtlingsintegration: Für die Integration von Flüchtlingen wurde der Quartiersfonds von der Bürgerschaft um 5 auf jetzt 7 Millionen Euro erhöht. Die vernünftige Verteilung des Wandsbeker Anteils soll sichergestellt werden, indem die Koalition eine Analyse auf den Weg bringt, die die vorhandenen Bedarfe für die Integration ermittelt und den vorhandenen Angeboten gegenüberstellt. Auf dieser Grundlage soll klar werden, welche Angebote neu geschaffen und welche vorhandenen Angebote unterstützt bzw. aufgestockt werden.
Stadtteilkultur: Die Mittel für die Stadtteilkultur werden von der Bürgerschaft 2017 und 2018 um jeweils 400.000 Euro im Vergleich zum jeweiligen Vorjahr angehoben. Für Wandsbek bedeutet das einen Zuwachs von 74.000,- Euro für jedes der beiden Haushaltsjahre.
Sport:Vier Kunstrasenplätze für vier Sportvereine sind im Bezirksetat für 2017 vorgesehen: der SV Bergstedt, Duwo 08, der SC Eilbek und der Rahlstedter SC sollen bedacht werden.