Hamburg. Der FC St. Pauli gab im Sommer neun Spieler ab, die meisten sind unzufrieden, einer ist schon zurückgekehrt.

Neun Spieler verließen im vergangenen Sommer den FC St. Pauli – teils, um sich sportlich zu verbessern, teils, weil sie keinen neuen Vertrag beim Kiezclub erhielten. Ein halbes Jahr später fällt deren sportliche Bilanz überwiegend ernüchternd aus, wie der folgende Überblick zeigt.

Marc Rzatkowski: Der für rund zwei Millionen Euro zu RB Salzburg gewechselte Mittelfeldspieler war für den FC St. Pauli der schmerzlichste Verlust. In der vergangenen Saison war er einer der wichtigsten Garanten für den sportlichen Höhenflug. Jetzt ist es ein entscheidender Grund für den Absturz, dass der quirlige, torgefährliche Akteur praktisch nicht ersetzt wurde. In Salzburg hatte der 26-Jährige aber massive Anlaufprobleme, stand in den ersten Spielen der Liga und der Champions-League-Qualifikation kaum einmal im Kader, ehe er im Oktober zum Stammspieler avancierte. Damit war es zuletzt aber schon wieder vorbei, sodass er die jüngsten vier Punktspiele nicht auf dem Feld erlebte. Nur in der Europa League durfte er beim bedeutungslosen 2:0 gegen Schalke 04 spielen.

John Verhoek: In seinen drei Jahren beim FC St. Pauli konnte der Niederländer nie richtig überzeugen, beim aktuellen Zweitliga-Vierten 1. FC Heidenheim, zu dem er im Sommer ablösefrei wechselte, hat er offenbar sein sportliches Glück gefunden. In 13 von 17 Punktspielen wirkte er mit, elfmal sogar von Beginn an. Beim 2:0 gegen seinen Ex-Club St. Pauli bereitete er beide Treffer vor. Mit bisher erst zwei Saisontoren liegt er aber auch nur auf dem von St. Pauli bekannten Niveau.

Sebastian Maier: Einem eindrucksvollen Start bei seinem neuen Arbeitgeber Hannover 96 mit zwei Treffern und einer Torvorlage in den ersten beiden Saisonspielen sowie weiteren fünf Startelfeinsätzen folgte für den offensiven Mittelfeldspieler der Einbruch. Seit ihn Trainer Daniel Stendel im Heimspiel gegen Würzburg in der ersten Halbzeit auswechselte, hat der Niederbayer kein Punktspiel mehr bestritten – für den sensiblen Maier eine typische Entwicklung.

Lennart Thy: Als St. Paulis bester Torschütze der vergangenen Saison vor knapp einem Jahr seinen Wechsel zu Werder Bremen im Sommer ankündigte, ahnte er nicht, dass sein künftiger Club sich auch mit Max Kruse und Serge Gnabry verstärken würde. So kam er auf nur 84 Minuten Bundesligaspielzeit, verteilt auf sechs kurze Einsätze. Daher war es fast logisch, dass der 24-Jährige auf Leihbasis für ein halbes Jahr ans Millerntor zurückkehrt.

Enis Alushi: Als der Nationalspieler des Kosovo Ende der vergangenen Saison den FC St. Pauli verließ, wollte er aus familiären Gründen zu einem Verein aus der Region „zwischen dem Sauerland und Mönchengladbach“ wechseln. Bekanntlich landete Alushi in Franken beim immerhin ambitionierten 1. FC Nürnberg. Sein sportliches Glück aber fand der 31-Jährige nur für kurze Zeit. Zu Saisonbeginn absolvierte er die ersten fünf Zweitliga-Punktspiele, erzielte im DFB-Pokal bei Viktoria Köln im Elfmeterschießen das entscheidende Tor zum 7:6-Erfolg, zog sich aber im September aber einen Innenbandanriss im Knie zu. Seither bestritt er keine Minute mehr im Dress des „Clubs“. Schlimmer noch: Mit seinem Einsatz im EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei kurz nach dem Wiedereinstieg ins Training zog sich Alushi den Unmut von FCN-Trainer Alois Schwartz und Sportchef Andreas Bornemann zu. Die Nürnberger möchten sich noch in dieser Winterpause von Alushi, der einen Vertrag bis Sommer 2018 besitzt, trennen.

In diesem Punkt könnte der FC St. Pauli wieder ins Spiel kommen, um seinen Bedarf an einem ballsicheren Spieler für die Zentrale zu decken. Es ist schon kurios, dass Alushi in der vergangenen Saison auch von den St.-Pauli-Fans kritisiert wurde, weil er sich nicht schnell genug vom Ball trennte. Jetzt aber wird ein Spieler schwer vermisst, der überhaupt einen Ball halten und einen gescheiten Pass spielen kann.

Yannick Deichmann: Vier Zweitliga-Einsätze standen für den 22 Jahre alten Defensivspieler in der vergangenen Saison bei St. Pauli zu Buche, beim 3:2 gegen Fürth hatte er sogar volle 90 Minuten gespielt. Meist aber war er im Regionalligateam aktiv, erhielt im Sommer keinen neuen Vertrag und wechselte zum Drittligisten VfR Aalen. Dort kam er bisher aber erst auf neun Einsätze, davon nur drei in der Startelf.

Andrej Startsev: Sechs Jahre spielte der gebürtige Kasache bei St. Pauli, hatte sich aus der Jugend in den Profikader gekämpft, kam in der Saison 2014/15 schon als 20-Jähriger auf acht Zweitligaspiele, stand aber im vergangenen Sommer ohne Vertrag da. Erst Anfang September holte ihn Regionalligist VfL Havelse. Dort ist der Außenverteidiger Stammspieler und gewann zuletzt mit den Niedersachsen 2:0 beim zweiten Team des FC St. Pauli.

Okan Kurt: 14 Jahre lang trug der gebürtige Hamburger das St.-Pauli-Trikot und war als Nachwuchskicker auch Balljunge im Millerntor-Stadion gewesen. Im Sommer musste der Mittelfeldspieler Abschied nehmen und fand beim niederländischen Zweitligisten Fortuna Sittard eine neue sportliche Heimat. Nach neun sieglosen Spielen in Folge, von denen der 21 Jahre alte Kurt die jüngsten drei auf der Ersatzbank verfolgte, ist das Team Drittletzter. Zuvor war Kurt in den ersten 16 Spielen zum Einsatz gekommen.

Davidson Eden: Der Defensivspieler fand erst im September mit dem dänischen Zweitligisten Hobro IK einen neuen Arbeitgeber, für den er allerdings auch nur in fünf von 13 möglichen Spielen zum Einsatz kam.