Hamburg. Dieter Hüttenrauch geht nach 40 Jahren Arbeit in Hamburgs berühmtesten Park in Rente. 1977 fing er als einfacher Gärtner an.

Eigentlich wäre Dieter Hüttenrauch bereits seit dem 1. November Rentner. Doch nach 40 Jahren gibt man seine Wirkungsstätte nicht so ohne Weiteres aus der Hand – schon gar nicht, wenn es sich dabei um Hamburgs berühmtesten Park handelt, in dem er jeden Baum, jeden Strauch und jede Blume kennt. „In Planten un Blomen zu arbeiten, ist nicht mein Beruf, sondern meine Berufung“, sagt der 65-Jährige, ein großer Mann mit schütterem Haar und freundlichen Augen. Deshalb hat er auch beantragt, dass er seinen Nachfolger einarbeiten darf. Und das tut er jetzt, bis Ende März noch.

1977 fing der gebürtige Berliner bei Planten und Blomen als einfacher Gärtner an, wurde 1982 Reviermeister und übernahm 1994 – nachdem er sich an der Behördenfachschule dafür qualifiziert hatte – den Posten des technischen Leiters. Gab es früher noch einen Stellvertreter, eine Vorzimmerdame und einen Mitarbeiter für die Energieabrechnungen, erledigt Hüttenrauch die Verwaltungsarbeit seit mehr als zehn Jahren allein. Oft sitzt der Geesthachter schon um 6 Uhr am Arbeitsplatz.

20-köpfiges Team arbeitet im Park

Für die Arbeiten im Park hat er ein 20-köpfiges Team. Das sei durch gute Personalführung ebenso leistungsfähig wie die 40 Mitarbeiter, die er früher hatte. „Heute wird viel selbstständiger gearbeitet“, sagt Hüttenrauch, der das seinen Leuten schon früh eingebläut hat. Ein gutes Miteinander ist ihm wichtig. Das müsse man jeden Tag aufs Neue pflegen – so wie den Park.

Auch dessen Gestaltung liegt in seiner Verantwortung. „Zeichnungen habe ich nie gemacht. Bei mir entsteht jedes Blumenbeet im Kopf“, so der 65-Jährige. Bei der Bepflanzung müssen nicht nur die Eigenschaften der Stauden, Zierpflanzen und Büsche bedacht werden. Es gibt auch Modetrends: Während früher ganze Beete mit einer Sorte bepflanzt wurden, sind es heute pro Qua­dratmeter drei bis vier Arten.

So wird er auch eine Fläche an der Glacischaussee gestalten. Wo bis vor einiger Zeit die „Fliegenden Bauten“ residierten, will Hüttenrauch einen Eichenpark pflanzen. „Es soll eine Art Ausstellung werden, schließlich sind wir ein botanischer Garten“, sagt er.

22 verschiedene Eichenarten hat er ausgewählt. Weil er nichts dem Zufall überlassen will, hat er sich ausführlich über ihre Eigenschaften informiert: die Form der Krone, den Wuchs, die Rinde, die Fruchtstände und die Herbstfärbung. „Alles soll zusammenpassen“, sagt Hüttenrauch.

So hat er zur „langweiligen“ deutschen Eiche Arten aus Amerika, Spanien und Japan bestellt, die sich im Herbst rot oder orange verfärben. „Manche bleiben auch den Winter über grün und werfen erst im Februar ihr Laub ab“, so der Gärtnermeister, dem die Planungen „wahnsinnigen Spaß“ machen. Getreu der Mode sollen auch verschiedene Strauchpflanzen für Farbtupfer sorgen: Flieder, Forsythien, Jasmin und Hundsrose.

Wandel der Zeit

Auch der Park hat sich dem Wandel der Zeit angepasst. „Ab 1986 wurde die Gartenausstellung IGA 73 zurückgebaut, zuerst die zehn Meter breiten Betonwege“, erinnert er sich. Dann wurden die Gärten angelegt: 1991 der japanische, drei Jahre später folgten Rosen- und Apothekergarten. Die Großen Wallanlagen bekamen einen neuen Minigolfplatz, das Kindertheater und ein Volleyballfeld, der Spielplatz wurde überarbeitet.

Seit drei Jahren wird der Alte Botanische Garten saniert, derzeit erhält er am Stephansplatz einen neuen Eingangsbereich. Die Musikauswahl bei den Wasserspielen hat sich geändert, die Eisbahn wird gerade saniert. Um all das hat sich Dieter Hüttenrauch gekümmert und zusätzlich noch um den Zustand von Bänken, Gebäuden und Zäunen – eben um den ganzen Park.

Für Freizeitgestaltung immer attraktiver

„Planten un Blomen ist in den vergangenen Jahrzehnten für die Freizeitgestaltung immer attraktiver geworden“, sagt Hüttenrauch. Lediglich die Gastronomie habe Rückläufe hinnehmen müssen. Die Eulenschänke hat wegen der Altersstruktur der Gäste dicht gemacht. Das Tropen-Café, in dem man sich früher sonntags zum Tanz traf, ist jetzt ein Imbiss. Das Café Seeterrassen eine Disco. „Die Leute fahren heute an die Ostsee, statt zu Planten un Blomen“, sagt Hüttenrauch.

Er selbst wird dem Park auch verbunden bleiben, wenn er nicht mehr dort arbeitet: Als Mitglied im Freundeskreis wird er den Umbau an der Marseiller Straße begleiten. Und an der Schule für Garten- und Landschaftsbaumeister, an der er die vergangenen 20 Jahre ehrenamtlich unterrichtet hat, wird es sicher auch oft um den Park gehen. Dass dieser in gute Hände kommt, beruhigt Dieter Hüttenrauch. Auch das hat er ja schließlich nicht dem Zufall überlassen. Zu Matthias Olinski hat er volles Vertrauen – der Spezialist für Gartenausstellungen wurde 2012 gärtnerischer Leiter des Egaparks in Erfurt, zuvor hatte er in Hamburg die igs vorbereitet.