Hamburg. Beim Chaos Communication Congress geht es um Cyberangriffe und Rechtspopulismus im Netz. Hier geht's zum Livestream.

Nach dem Berliner Weihnachtsmarktanschlag hat der Chaos Computer Club (CCC) vor einer Ausweitung der Videoüberwachung auf Straßen und Plätzen gewarnt. Das Ergebnis wäre ein großes vernetztes System, das eine Vollüberwachung aller Menschen in der Öffentlichkeit ermöglichen würde, sagte CCC-Sprecher Linus Neumann am Dienstag in Hamburg. In England sei diese Entwicklung mit der Verbindung einzelner Geräte zur Videoüberwachung schon jetzt erkennbar.

„Dann wäre die Vollüberwachung, die wir im Internet schon haben, auch in der Öffentlichkeit Realität“, sagte Neumann zum Auftakt des Chaos Communication Congress. In Verbindung mit neuer Software zur Gesichtserkennung könnten die Behörden dann erfassen, wer sich wann an welchem Ort aufhalte und mit wem getroffen habe. „Das ist nicht das, was wir in einer Demokratie wollen“, sagte Neumann. „Wenn wir das einmal haben, gibt es kein Entkommen mehr - deswegen müssen wir es bekämpfen, bevor es entsteht.“

Hacker: Videoüberwachung hätte Anschlag in Berlin nicht verhindert

Mehr Videoüberwachung hätte den Anschlag mit zwölf Toten in Berlin nicht verhindert, sagte Neumann. „Es ist empörend, wie hier mit der Forderung nach mehr Videoüberwachung von dem eigentlichen Versagen der Ermittlungsbehörden abgelenkt wird.“

Zur jährlichen Konferenz der Hackerszene werden von diesem Dienstag an mehr als 12.000 Teilnehmer in Hamburg erwartet. Neben aktuellen Problemen wie Cyberangriffen oder Datenklau beschäftigt die Hacker auch das Thema Rechtspopulismus, zu dem mehrere Vorträge angesetzt sind. Die viertägige Veranstaltung im Kongresszentrum der Hansestadt ist seit Wochen ausverkauft.

Gegen Hass: Hacker rufen zur Vernetzung auf

Der Hackerkongress begann am Dienstag mit einem Aufruf zum gemeinsamen Vorgehen gegen Hass und Ignoranz. Die Bloggerin Anna Biselli forderte die Teilnehmer dazu auf, sich zu vernetzen und gemeinsam für eine bessere Welt einzutreten. Man könne sich nicht „unter einer gemütlichen Decke verstecken“, sagte Biselli Biselli. Die Freiheiten der Menschen würden zunehmend eingeschränkt, kritisierte sie. „Versucht das nächste Jahr zu einem besseren zu machen.“

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Aktivistin Elisa Lindinger, die in der Open Knowledge Foundation für freies Wissen eintritt, sprach mit Bezug auf das Kongressmotto „Works for Me“ (funktioniert für mich) von einer Welt voller Fehler. Nichts scheine mehr zu funktionieren. Statt mit den Ideen einer vernetzten Welt sei man konfrontiert mit Isolation, Depression und Hass. Die Veranstalter wollen mit dem diesjährigen Motto eine typische Haltung von Software-Entwicklern, aber auch anderen Gruppen infrage stellen: Wenn für sie selbst etwas funktioniert, kümmern sie sich nicht weiter um mögliche Probleme.