Hamburg. Engagiert, nachdenklich – Michael Stich ist einer von mehr als 200 Abendblatt-Paten. Aktion bringt die Zeitung an die Schulen.
Schon seit vielen Jahren engagiert sich Michael Stich (48) für HIV-infizierte oder an Aids erkrankte Kinder und Jugendliche. Mit seiner gleichnamigen Stiftung ist der ehemalige Tennisprofi und Olympiasieger auch einer von mittlerweile mehr als 200 Lese-Paten, einer Aktion des Abendblatts, die hilft, die Zeitung an Hamburgs Schulen zu bringen. Das Abendblatt hat mit ihm darüber gesprochen, warum Zeitung lesen für Schüler so wichtig ist.
Herr Stich, können Sie sich erinnern, wann Sie das erste Mal eine Zeitung in die Hand genommen haben?
Michael Stich: Nein, daran kann ich mich offen gestanden nicht mehr erinnern. Aber ich bin mir sicher, dass es die „Elmshorner Nachrichten“ waren. Die hatte mein Vater abonniert.
Wenn Sie als Schüler Zeitung gelesen haben, was hat Sie da besonders interessiert?
Stich: Ich gehe mal davon aus, dass ich immer am Sportteil interessiert war. Sport war für mich als Kind schon sehr wichtig.
Sicherlich lesen Sie viel online. Was bedeutet es dennoch für Sie, eine gedruckte Zeitung zu lesen?
Stich: Ich bin kein großer Online-Leser. Für mich ist eine Zeitung und auch ein Buch in Papierform etwas Schönes. Es macht mir viel mehr Spaß, diese zu lesen. Also darf die Zeitung nie aussterben.
Gibt es ein Lektüre-Erlebnis, einen bestimmten Artikel, an das bzw. an den Sie sich besonders erinnern?
Stich: In jüngster Vergangenheit war es ein Artikel, der sich mit der Unterstützung zukünftiger Sportveranstaltungen in Hamburg beschäftigt hat. Da ich durch das Tennisturnier am Rothenbaum natürlich einen direkten Bezug dazu habe, hat er mich interessiert und überrascht.
Heute haben alle Kinder und Jugendlichen ein Smartphone, das sie intensiv nutzen. Warum unterstützen Sie eine Aktion, bei der Kinder an die gedruckte Zeitung herangeführt werden?
Stich: Weil ich der Meinung bin, dass man konzentrierter und aufmerksamer ist, wenn man eine gedruckte Zeitung liest. Es ist ein anderes Erlebnis, und man ist nicht so leicht abgelenkt wie beim Online-Lesen. Und es hat auch etwas Traditionelles, das finde ich in der heutigen, schnelllebigen Zeit wichtig.
Wie läuft es eigentlich bei Ihnen zu Hause? Wird dort noch Zeitung gelesen?
Stich: Ja, ich lese immer noch Zeitung. Nicht täglich, aber so oft ich kann. Meine Frau holt sich viele Informationen aus dem Netz.
Welche Erwartung verbinden Sie mit der Lese-Paten-Aktion des Abendblattes?
Stich: Ich wünsche mir, dass die Kinder und Jugendlichen sich mehr auf das Erlebnis von Informationen einlassen und auch merken, dass das Leben nicht nur aus Elektronik besteht. Vielleicht beschäftigen sie sich beim Zeitunglesen auch einmal mit Themen, die sie auf den Onlineplattformen, auf denen sie sich sonst bewegen, nicht finden. Darüber hinaus verschafft einem Zeitunglesen auch einen Moment der Ruhe und Besinnung.
Hat die Aufklärungsarbeit zum Thema HIV und Aids aus Ihrer Sicht noch die notwendige Aufmerksamkeit in der Gesellschaft?
Stich: Nein, ich denke durch die Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft sind Nachrichten nicht von Dauer. Es gerät in Vergessenheit, dass HIV eine der schlimmsten Seuchen ist, die die Erde jemals gesehen hat und sehen wird. Auch muss mehr Information transportiert werden, damit Menschen mit HIV nicht mehr ausgegrenzt werden und wir alle lernen, dass sie ein ganz normaler Teil unserer Gesellschaft sind, die eine schlimme Krankheit haben.
Was war bisher ihr größter Erfolg mit der Michael Stich Stiftung?
Stich: Die gesamten 22 Jahre, die es die Stiftung nun schon gibt, waren von vielen Erfolgen geprägt. Die Tatsache, dass wir immer mehr Menschen auf das Thema HIV/Aids aufmerksam machen und damit zur Aufklärung beitragen, ist sehr wichtig. Aber genauso wichtig ist es, den Kindern, die HIV haben, ein Lachen zu schenken und sie auf ihrem Weg zu begleiten. Das gibt mir und meinem Team eine große Befriedigung.
Was ist ihr Wunsch für 2017?
Stich: Besondere Wünsche habe ich nicht. Ich möchte mit meinem Team die Arbeit fortführen und denen helfen, die unsere Hilfe brauchen. Vielleicht entwickeln wir eine neue Anzeigenkampagne, um das Thema wieder mehr in den Fokus zu rücken.