Hamburg. Wie Hamburg zu einer Hauptstadt des guten Geschmacks und des noch besseren Essens wurde.
Ein Jahr nicht in Hamburg gewesen? Umso schöner, dass du wieder hier bist! Du gehst doch so gerne essen. Ich erzähl dir mal, was sich alles getan hat. Falls du dir eine Pizza bestellst: Achtung, Joey’s heißt jetzt Domino’s. Die 1000. Filiale hat der Lieferdienst am Valentinskamp eröffnet – und da kannst du sogar deine Salami Supreme direkt verspeisen. Noch ein neuer Name für einen bestehenden Laden: Aus Hans im Glück wurde mittlerweile Peter Pane. Burger gibt’s aber nach wie vor.
Apropos Pizza: Vapiano hat jetzt Lokale am Gänsemarkt und sogar in Bergedorf aufgemacht – falls du dich dorthin mal verirrst. Die Hamburger bieten neuerdings Weine von Günther Jauch an. Der Quizmaster ist nämlich seit 2010 Hobby-Winzer. Sein Weingut an der Saar heißt von Othegraven und ist schon lange im Besitz seiner Familie.
Promis im Barefood Deli:
Til Schweiger lädt Promis in sein Restaurant Barefood
Wenn du Fernsehstars noch ein bisschen reicher machen willst, dann geh in die Lilienstraße. Dort gibt es seit Kurzem das Barefood Deli von Til Schweiger, das im Stil eines kalifornischen Strandhauses eingerichtet ist. Absoluter Renner: Tils Bolognese-Sauce. Zur Eröffnung kam übrigens auch Udo Lindenberg. Alles, was du siehst, kannst du dir auch für zu Hause kaufen.
Ehemalige Landesbank-Galerie ist jetzt eine Perle
Von einer lieb gewonnenen Institution haben sich die Hamburger verabschiedet: Die Fischbratküche Daniel Wischer musste ans Rathaus umziehen und nach mehr als 80 Jahren ihr Stammhaus an der Spitalerstraße räumen. Stattdessen wird dort Steffen Henssler Anfang 2017 ein Restaurant „für jeden Geldbeutel“ eröffnen. Angeblich soll es Ahoi heißen.
Die gute Botschaft: TV-Koch Tim Mälzer („Der große Lebensmittel-Check“) ist mit seinem gleichnamigen Lokal einer der ersten Mieter im neuen achtstöckigen Gebäudekomplex am Alsterufer 1–3. Das als Kantine oder gar Mensa angepriesene Restaurant serviert Hausmannskost, allerdings kleine Portionen zu höheren Preisen. Aus Studentenzeiten kennt man das umgekehrt.
Apropos früher: Landesbank-Galerie am Gerhart-Hauptmann-Platz war gestern. Heute shoppen die Hamburger in ihrer „Perle“ und stärken sich dort in einem der unzähligen Gastronomiebetriebe. Hervorzuheben ist dabei das Gin Yuu – hier gibt es neben Sushi auch Thai Currys, Nudeln und Gemüse frisch aus dem Wok.
Elbphilharmonie ist Pflichtprogramm
Ein kleines Schwesterlokal hat das Vlet aus der Speicherstadt am Jungfernstieg eröffnet. Original Hamburger Küche sowie regionale und selbst gemachte Produkte stehen auf der Karte.
Absolutes Pflichtprogramm ist natürlich ein Besuch in unserem neuen Wahrzeichen Elbphilharmonie. Von der gerade eröffneten Plaza hat man einen tollen Blick auf den Hafen und kann dabei in der Störtebeker-Gastronomie im fünften Stock ein frisch gezapftes Bier und gehobene norddeutsche Küche genießen. Allerdings auch nicht gerade preiswert. Aber schließlich isst man auf Weltstadt-Niveau. Auf dem Eiffelturm kommt man ja auch nicht günstig weg.
Einen Panorama-Blick auf Hamburgs anderes Gewässer, die Alster, haben Gäste des Heritage im Hotel Le Méridien. Dort, wo früher das Le Ciel residierte, wurde im großen Stil umgebaut. Chefkoch Matthias Cantauw bringt französische Küche mit asiatischen Akzenten auf den Tisch.
Sprung nach Eppendorf: Das Wasser bleibt, aber die Inhaber wechseln häufiger am Isekai. Wo einst Goldfisch und Noas saßen, kocht jetzt Thomas Macyszyn im Boathouse exklusive Fischgerichte. Boote gibt es nach wie vor zu mieten.
Mit einem davon könnte man sogar bis zum Übersee-Club an der Binnenalster paddeln. Die obligatorische Krawatte hat dort übrigens ausgedient – zumindest mittags. Die Lockerung der Etikette beschloss das Präsidium in diesem Herbst. Jüngere Leute sollen für ein Steak oder Sandwich nicht mehr mit Schlips erscheinen müssen.
Lässig, aber nicht nachlässig lautet das neue Motto im Zwei-Sterne-Restaurant Jacobs an der Elbchaussee. Hoteldirektor Jost Deitmar trägt jetzt Dreitagebart, und das Essen ist kein stundenlanges, steifes Ritual mehr. Gäste können auch einfach nur auf eine Suppe oder einen Salat vorbeikommen. Oder zünftige Alpenküche wie Tafelspitz und Kaiserschmarrn in Jacobs Stüberl im Weingarten genießen.
Ein neuer Stern am Gourmet-Himmel strahlt in Ottensen: Lange hat Boris Kasprik, der unter anderem bei Altmeister Alain Ducasse lernte, im Petit Amour darauf hingearbeitet. Und am 1. Dezember war es so weit: Der Guide Michelin verlieh dem Hamburger für seine kreative Produktküche den ersten Stern. In der „kleinen Liebe“ ist es mit 30 Plätzen tatsächlich recht übersichtlich.
Zehn Plätze weniger, aber zwei Sterne mehr hat Hamburgs bestes Restaurant: The Table von Kevin Fehling in der HafenCity feierte jüngst seinen ersten Geburtstag. Hier sitzen alle Gäste an einem großen Tisch und können der Küchen-Crew bei ihrer Choreografie mit Pinzetten zusehen. Wermutstropfen: Das Lokal ist über Monate hinweg ausgebucht.
Deshalb, lieber Weihnachtsgast, musst du für dieses Gourmet-Erlebnis etwas länger in der Stadt bleiben. In der Zwischenzeit kannst du ja deinen Hunger in den vielen anderen Lokalen stillen. Hamburg schmeckt dir bestimmt gut.