Hamburg. Dieter Jurgeit, Chef der PSD Bank Nord, wechselt nach Bonn. Heute hat er seinen letzten Arbeitstag.

Auf den Tischen im Penthouse Elb-Panorama auf St. Pauli liegen Ohropax, die schnell verteilt sind. Denn die AC/DC-Coverband Dirty Deeds macht das, was sie am besten kann: ohrenbetäubende Musik. Vor den Musikern wippen Menschen mittleren Alters in Rockershirts, Nietenlederjacken und Jeans. Der anschließende Auftritt der Tänzerin von Susis Show Bar sorgt für ein paar Irritationen bei den Frauen und richtig gute Laune bei den anwesenden Männern. Die Abschiedsparty von Banker Dieter Jurgeit unter dem Motto „Hardrock“ passt zu ihm: Sie ist laut und absolut unkonventionell.

Der Vorsitzende der PSD Bank Nord eG hat am 21. Dezember seinen letzten Arbeitstag in der Wandsbeker Zentrale. Der Rheinländer kehrt nach 17 Jahren Hamburg zurück in die Heimat und wird in Bonn Vorstandsvorsitzender des Verbands der insgesamt 14 PSD Banken. Der 57-Jährige geht gern zurück ins Rheinland, er hat zwar in Hamburg wirtschaftliche Erfolge gefeiert und viele neue Freunde rund um den FC St. Pauli gefunden, aber im Herzen ist er eben ein „Kölsche Jung“ geblieben.

„Ich bin eindeutig eine Rheinländer Frohnatur“, sagt Dieter Jurgeit und nennt gleich darauf seinen Hauptkri­tikpunkt an den Hamburgern: „Die Menschen wohnen in einer wunderschönen Stadt, aber es stände ihnen gut zu Gesicht, wenn sie sich und das Leben nicht immer so ernst nehmen würden.“ Für ihn bleibt der erste Besuch in einer Hamburger Kneipe am Rathaus ein Schlüsselerlebnis. Da stand ein Hanseat einzeln am Tresen. „Ich habe ihn auf ein Bier einladen wollen. Da hat er mich angeschaut­, als wolle ich sein Auto klauen­.“

Jurgeit: Ein Kölner wird nur in Köln glücklich

Ein Kölner wird nur in Köln glücklich. So geht ein weiterer Spruch von Dieter Jurgeit – vielleicht sind auch deswegen seine Frau und die Tochter 2000 nicht mit in den Norden gekommen, sondern in Forsbach bei Köln geblieben. Was bedeutete, dass der PSD-Bank-Chef fast jedes Wochenende seither bei seiner Familie am Rhein verbrachte, sonnabends bei seiner Mutter immer zu Mittag aß und unter der Woche bis spät abends im Büro arbeitete. Seine Bilanz kann sich sehen lassen: Er hat die PSD Bank in Hamburg mit Bremen 2002 fusioniert und das neue Konstrukt zum „Baufinanzierer des Nordens“ ausgebaut.

Und dazwischen hat Dieter Jurgeit gelernt, wie die Norddeutschen ticken, dass man in ihnen nach einer kleinen Anlaufphase Freunde fürs Leben finden kann. Mit Fußballlegende Uwe Seeler verbinde ihn so eine Freundschaft, sagt er, aber auch mit ehemaligen Fußballprofis vom FC St. Pauli, mit denen er sich sechs Jahre lang jeden Donnerstag zum Kicken in der Sporthalle traf.

Fußball ist Dieter Jurgeits Leidenschaft genauso wie Motorradfahren und Hardrock-Musik. „Mit den Liedern von Deep Purple habe ich das Gitarrespielen gelernt“, sagt er und zeigt auf das großflächige Bild von Gitarrist Ritchie Blackmore, das in seinem Hamburger Büro hängt.

Einmal die Woche in einen Musikclub

Der Banker ist zwar ein Arbeitstier, aber genauso wie zum Fußball zog es ihn mindestens einmal die Woche in die Musikclubs der Stadt. „In Hamburg gibt es eine großartige Kulturszene, die werde ich echt vermissen.“ Ausgerechnet auf einem Rockkonzert fand er auch sein erstes soziales Projekt, das er mit seiner Bank unterstützen wollte. Zwischen den Gitarrensoli der Musiker las Jurgeit in einer Hamburger Zeitung, dass 20.000 Euro für ein Musikprojekt mit Kindern und Alten fehlten. „Ich habe noch nachts unsere Marketingfrau angerufen und gesagt: Da helfen wir.“ Seither wurden rund 70 soziale Initiativen in der Metropolregion von der PSD Bank unterstützt.

Auch mit dem Hamburger Abendblatt hat Dieter Jurgeit einige gemeinsame Aktionen gestartet: ein Frühstücksprojekt für Schulen, den Hamburger Preis für Flüchtlingshilfe 2015 und die neueste Initiative: „Sagen Sie Danke!“, bei der Leser sich bei Menschen in gemeinnützigen Initiativen bedanken können. 50.000 Euro Preisgeld gibt es zu gewinnen und mehr als 1400 Hamburger haben Vorschläge eingereicht.
Die Idee dazu hatte Dieter Jurgeit, die Preisverleihung im Februar wird er allerdings nicht mehr vor Ort miterleben. Denn dann wird er schon seit ein paar Wochen wieder in seinem geliebten Rheinland sein.