Hamburg/Karlsruhe. Dem Mann wird vorgeworfen, Kurden in Deutschland ausgespäht zu haben. Spionage-Fall dürfte die Beziehungen zur Türkei weiter belasten.
Er soll für die Türkei und den Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan in Hamburg und an anderen Orten Kurden ausspioniert haben. Jetzt hat die Bundesanwaltschaft aus Karlsruhe den 31 Jahre alten M.S. in Hamburg festnehmen lassen. Wie die Behörde mitteilte, hat der Zugriff durch das Bundeskriminalamt bereits am Donnerstag stattgefunden. Der türkische Staatsbürger stehe unter dem "dringenden Verdacht der geheimdienstlichen Agententätigkeit". Seine Wohnung sei durchsucht worden. Wo sie sich befindet, wurde nicht mitgeteilt.
Der unter Spionageverdacht stehende Mann soll "im Auftrag des türkischen Geheimdienstes in Deutschland Informationen über Aufenthaltsorte, Kontaktpersonen und politische Tätigkeiten von in Deutschland lebenden Kurden sowie kurdische Einrichtungen in der Bundesrepublik verschafft haben". Er sei dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt worden, der Untersuchungshaft verhängte, teilten die Behörden am Freitag mit.
Besonders intensiv seit dem missglückten Putsch Mitte Juli geht Staatspräsident Erdogan mit harter Hand gegen die Kurden und ihre politischen Repräsentanten in der Türkei vor. Dass dabei auch die im Ausland lebenden Kurden ausgespäht werden, wird in Sicherheitskreisen als Tatsache betrachtet. Selten jedoch gehen den Behörden einmal Spione ins Netz.
Zwischen der EU und der Türkei gibt es derzeit mehrere Spannungsfelder. Sie betreffen den Umgang mit Flüchtlingen, die Reaktionen auf den vermeintlichen oder tatsächlichen Putschversuch im Juli sowie die Beitrittsgespräche zur Europäischen Union.