Hamburg . Mit der neuen elektronischen Kundenkarte können Kunden an Automaten bargeldlos Tickets ziehen. Die Umstellung ist kostenlos.

Kein Kleingeld übrig für eine Bus- oder Bahnfahrkarte; Schlange stehen an einer Servicestelle für ein neues Monatsticket – das könnte in Hamburg bald der Vergangenheit angehören. Nach einer Testphase mit elek­tronischen Tickets im Bezirk und Landkreis Harburg führt der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) nun für sein gesamtes Streckennetz eine elektronische Kundenkarte ein. Damit könnten Fahrgäste an Automaten bargeldlos Einzel-, Tages- und Wochentickets sowie Monatskarten kaufen beziehungsweise auf den Chip der Karte laden, sagte HVV-Chef Lutz Aigner am Mittwoch.

Wie bei der HVV-App fürs Smartphone erhalten auch Nutzer der neuen HVV-Card drei Prozent Rabatt auf Einzel- und Tageskarten. Die Abrechnung kommt am Monatsende; die Beträge werden vom Bankkonto abgebucht. Bei Verlust kann die Karte gesperrt werden.

Der HVV erhofft sich davon und durch weitere Neuerungen, den konventionellen Vertrieb zurückfahren zu können und mehr Gelegenheitskunden zu gewinnen. Hinsichtlich der Daten­sicherheit arbeite der HVV eng mit den Datenschutzbeauftragten der Länder zusammen, sagte Sprecher Rainer Vohl.

Umstellung auf neue HVV-Card ist kostenlos

Insgesamt 17 Millionen Euro kosten laut HVV die Pilotstudie in Harburg, die nötige Umstellung der Automaten, neue Kontrollscanner für die Prüfer und weitere Maßnahmen in Bussen, Servicestellen und bei der digitalen Infrastruktur. An den Kosten haben sich der Bund sowie die Länder Niedersachsen und Schleswig-Holstein beteiligt.

Die Umstellung auf die neue HVV-Card ist kostenlos. Die Karte lässt sich online bestellen (www.hvv.de) oder bei den HVV-Servicestellen beziehen. Nur das erste Wochen- oder Monatsticket müssen Nutzer in einer Servicestelle kaufen, anschließend lassen sich solche Tickets am Automaten verlängern.

Tages- oder Einzeltickets lassen sich mit der HVV-Card ab sofort an allen S-Bahn-Haltestellen und Bahnhöfen des Regionalverkehrs kaufen – das sind 207 von 800 Automaten im Verbund. Dazu hält man die Karte an ein Lese­gerät am Automaten und wählt dann ein Ticket aus. Die übrigen fast 600 Automaten an U-Bahn- und Bushaltestellen sollen bis Mitte 2017 umgerüstet werden, erkennbar an einem Symbol.

Kontrolleure sollen Scanner einsetzen

Für alle Abonnenten ist die Umstellung von der Papierklappkarte mit Ticket auf die elektronische Karte obligatorisch. Sie werden angeschrieben und gebeten, ein Lichtbild zu schicken oder online hochzuladen. „Wir gehen davon aus, dass wir bis Ende 2017 einen Großteil dieser Kunden mit der HVV-Card ausgestattet haben“, sagte Lutz Aigner. Wer die elektronische Kundenkarte nicht nutzen möchte, kann alle Fahrkarten – mit Ausnahme von Monats- und Wochentickets – weiterhin mit Bargeld am Automaten bezahlen oder in den Servicestellen Wochen- und Monatstickets für seine Papierklappkarte kaufen.

Um Schwarzfahren zu erschweren, hat der HVV mehrere Maßnahmen vorgesehen: In Bussen sollen Nutzer ihre HVV-Card am Vordereingang an ein Lesegerät halten. Ein Piepton und ein grünes Licht sollen dann signalisieren, dass die HVV-Card korrekt aufgeladen ist. Benötigt der Kunde noch ein Ticket, muss er dieses an einem Gerät am Vordereingang kaufen, was der Busfahrer im Blick haben soll. Wie bisher müssen sich die Fahrgäste zudem auf Kontrolleure einstellen, die mit den Scannern die HVV-Card überprüfen werden. Auch in den U- und S-Bahnen sollen Prüfer mit Scannern die Tickets überprüfen.

App soll günstigsten Preis ermitteln

Von Januar an wird eine neue Funktion der HVV-Appn freigeschaltet. Dann sollen Kunden ihre Kreditkarte scannen und so zahlen können. Die Daten werden von der App übernommen; eine Online-Registrierung ist nicht notwendig. Bis auf Weiteres nicht per App zu kaufen ist ein Monatsticket.

Soll bargeldloses Bezahlen die Nutzung des HVV ab jetzt vereinfachen, so will der Verbund seinen Kunden bald auch die komplizierte Suche nach dem passenden Ticket abnehmen. „Unser Tarifsystem ist alles andere als einfach. Der Kunde möchte aber gar nicht darüber nachdenken“, sagte Aigner. Deshalb will der HVV von Mitte 2017 an das Projekt „Check-in/Be-out“ testen. Die Idee: Betritt der Kunde etwa die U-Bahn, klickt er seine Smartphone-App an. Das registrieren Scanner in der Bahn. Anschließend fährt der Kunde so viele Strecken, wie er will. Checkt er aus, wird dies automatisch registriert. Sodann berechnet die App den günstigsten Preis – teurer als eine Tageskarte soll es nicht werden. Es würden verschiedene Anbieter für ein solches System erprobt, sagte Aigner. Von 2019 an könnte es starten.