Hamburg. Roberto F. erschoss den 43-Jährigen in dessen Auto, weil dieser seine Tochter für 20.000 Euro einem anderen versprochen hatte.
Für den Mann gab es keine Rettung mehr: Ein Schuss traf das Opfer in den Kopf, eine zweite Kugel durchdrang seine Lunge. Tödlich getroffen sackte der 43-Jährige zusammen. Jetzt hat der Mann, der für das Verbrechen vom 9. Juni dieses Jahres in Harburg verantwortlich sein soll, die Schüsse im Prozess gestanden. „Ich zog die Waffe und drückte ab, zweimal“, hieß es im Prozess vor dem Landgericht in einer Erklärung des Angeklagten Roberto F.
Täter kündigte die Tat vorher an
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 22-Jährigen Mord und Verstoß gegen das Waffengesetz vor. Laut Anklage hatte der Mann dem Opfer vor dessen Wohnhaus an der Steinikestraße aufgelauert. Als der 43-Jährige gerade seinen Wagen geparkt hatte, soll der Angeklagte aus einem anderen Auto heraus zwei gezielte Schüsse abgegeben haben.
Laut Ermittlungen kündigte er die Tat zuvor einem mitangeklagten Cousin an. Demnach soll Roberto F. dem 20-Jährigen gesagt haben, er werde jetzt den anderen Mann töten. „Wenn ich von der Polizei gefangen werde, passt bitte auf meine Geschwister auf!“
Hintergrund für die Tat soll ein Streit zwischen zwei Familien um eine Liebesbeziehung zwischen dem Angeklagten und der Tochter des Opfers gewesen sein. Beide Familien hätten sich sehr gut gekannt, man habe sich sehr nahe gestanden, ließ der Angeklagte zum Prozessauftakt über seinen Verteidiger mitteilen.
Im vergangenen Jahr seien er und die damals 17 Jahre alte Tochter des späteren Opfers ein Paar geworden. Doch ihr Vater habe die junge Frau bereits einem anderen Mann versprochen und sollte demnach 20.000 Euro für die Heirat bekommen. Nach seiner Kenntnis habe es sich bei der geplanten Ehe mit dem anderen Mann um eine Scheinehe gehalten.
Er habe Kokain und Alkohol konsumiert
Er und seine Freundin hätten sich trennen müssen. „Das war der Anfang vom Ende“, sagte Roberto F. Die Frau sei zeitweise sogar in Obhut ihrer Familie verprügelt und auch eingesperrt worden. Später habe er Drohanrufe bekommen, in denen der Anrufer angekündigt habe, er werde ihm in den Kopf schießen. Und: Seine Eltern seien im Dezember 2015 angegriffen und mit Eisenstangen zusammengeschlagen worden.
Die Trennung von der Freundin, die Bedrohung und darüber hinaus der Tod eines nahen Verwandten: All dies hat Roberto F. nach dessen Schilderung so belastet, dass er begann, exzessiv Kokain und Alkohol zu konsumieren. Er habe „immer mehr die Kontrolle verloren“.
Zudem habe er zwei Männer kennengelernt, die ihm erzählten, der Vater seiner Freundin suche nach Auftragskillern, um ihn töten zu lassen. Angesichts dieser Drohung habe er schließlich, weiter unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen stehend, eine Waffe eingepackt, die er schon länger besessen habe, und sei zum Haus des Opfers gefahren.
Er habe sich der Polizei stellen wollen
Dort, so der Angeklagte weiter, sah er, wie der Vater seiner früheren Freundin seinen Wagen einparkte. Dann habe er die Waffe gezogen und zweimal abgedrückt. „Ich habe gar nicht richtig hingeguckt“, sagte Roberto F. über den Moment, als er geschossen habe. Später habe er die Tat gegenüber einem Kumpel eingeräumt.
„Ich habe Scheiße gebaut“, sagte er demnach. Er habe sogar versucht, Suizid zu begehen. Eigentlich habe er sich wegen des Verbrechens der Polizei stellen wollen. Doch bevor er das Vorhaben habe umsetzen können, wurde er festgenommen.
Neben dem Hauptangeklagten Roberto F. stehen zwei weitere Männer vor Gericht: Einem 27-jährigen Bekannten des Angeklagten wird vorgeworfen, die Waffe, mit der die tödlichen Schüsse abgegeben wurden, in einer Mülltonne entsorgt zu haben.
Und ein Cousin von Roberto F., der 20 Jahre alte Jovan C., soll von der geplanten Tat gewusst und dem Hauptangeklagten geholfen haben, die Schusswaffe zu beschaffen. Beide Männer machten am ersten Verhandlungstag keine Angaben. Für den Prozess sind bislang zehn weitere Termine geplant.