Hamburg. Opfer der “Säuberungspolitik“: Shopping-Center-Betreiber ECE hatte das “Modern East“ in Istanbul erst im Mai eröffnet.
Die Türkei-Krise erreicht die Hamburger Wirtschaft: Als eines der ersten deutschen Unternehmen ist der Shopping-Center-Betreiber ECE in der Türkei jetzt Opfer der staatlichen "Säuberungspolitik" geworden. Die ECE, ein Unternehmen der Hamburger Otto-Familie, die in der Hansestadt Einkaufszentren wie das AEZ oder EEZ betreibt, sah sich gezwungen, den Managementvertrag für ein Center in Istanbul aufzulösen.
"Das Center wird nun treuhänderisch betreut – allerdings so, dass wir uns nicht mehr in der Lage sahen, es vernünftig zu betreiben", sagte ECE-Sprecher Christian Stamerjohanns dem Abendblatt. "So haben wir es aus dem Management abgegeben".
Eigentümerfamilie wird verfolgt
Bei dem betroffenen Center handelt es sich, wie auch das Magazin "TextilWirtschaft" berichtet, um das erst im Frühjahr eröffnete "Modern East" im asiatischen Teil der Metropole. Die Eigentümerfamilie, deren Name nicht bekannt ist, wird verdächtigt, der Gülen-Bewegung nahezustehen, die von dem türkischen Präsidenten als Initiatorin des Putschversuches gesehen und deshalb verfolgt wird. Die Familie soll sich bereits vor längerem abgesetzt haben.
Lage ist "beunruhigend"
Andreas Hohlmann, Chef der türkischen ECE-Tochtergesellschaft in Istanbul, sagte zu dem Prozedere: "Alles lief sehr geregelt und auf professioneller Ebene ab. Für uns hat es einfach keinen Sinn gemacht, das Center weiterzuführen." Man sei auf einen aktiven Investor angewiesen, der handlungsfähig ist, hieß es von der ECE, deren Geschäftsführung unter der Leitung von Alexander Otto in den vergangenen Jahren verstärkt auf die Türkei als wachsenden Markt gesetzt hatte. Laut Hohlmann ist die aktuelle Lage in dem Land nun "beunruhigend".
Türkei wichtiger Markt
Die ECE hatte das Modern East im Mai eröffnet. Es umfasst 140 Geschäfte auf vier Ebenen und eine Mietfläche von 60.000 Quadratmetern. Nach Fertigstellung einer zweiten Bauphase sollte es über eine Gesamtmietfläche von 90.000 qm sowie Bürotürme und einen Wohnkomplex mit 600 Wohnungen verfügen. "Insgesamt betreiben wir derzeit in der Türkei 13 Center, ein weiteres wird im nächsten Frühjahr eröffnet", ergänzte Stamerjohanns. Für die ECE ist die Türkei nach Deutschland damit der zweitwichtigste Markt. Nur beim Marmara Forum in Istanbul und beim Espark in Eskisehir ist die Familie Otto auch als Investor beteiligt.