Hamburg. Das Logistik-Zentrum soll direkt an der A 1 entstehen. 50.000 Pakete pro Stunde sollen dort verarbeitet werden.
Beim ersten Spatenstich Ende September war Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) der ranghöchste Senatsvertreter auf den moorigen Wiesen in Neuland direkt an der Autobahnanschlussstelle Harburg. Welches Unternehmen sich dort in einigen Jahren auf Hamburgs derzeit größtem geplanten Logistikstandort ansiedeln wird, war noch streng geheim. Das Geheimnis zu lüften bleibt dem Senatschef und Ersten Bürgermeister vorbehalten: Olaf Scholz (SPD) hat für heute Mittag zur Pressekonferenz mit Uwe Brinks, dem Paket-Produktionschef der Deutschen Post DHL Gruppe, ins Rathaus gebeten. Brinks will erläutern, wie Deutschlands größter Paketdienstleister seine Zustellung und Infrastruktur in Hamburg auf die Zukunft ausrichten wird. Nach Abendblatt-Informationen unter anderem durch ein neues, riesiges Paketzentrum – auf den derzeit noch moorigen Wiesen von Neuland direkt an der A 1.
Mindestens 50.000 Pakete pro Stunde sollen dort künftig verarbeitet werden können. Damit gehört das Projekt zu den größten Paketzentren des Unternehmens. Im Sommer hatte DHL im hessischen Obertshausen das erste Mega-Paketzentrum dieser Größenordnung eingeweiht. Im Frühjahr gab Paket-Produktionschef Brinks den Bau einer solchen Umschlaganlage auf dem Gelände des ehemaligen Opel-Werks in Bochum bekannt. Eröffnet wird sie voraussichtlich 2019, im Jahr darauf soll dann das neue Hamburger Logistikzentrum in Betrieb gehen.
Paketzentrum Allermöhe gerät an Kapazitätsgrenzen
Was das für das derzeitige DHL-Paketzentrum in Allermöhe bedeutet, blieb am Montag unklar. Die Hamburger Wirtschaftsbehörde und DHL konnten Anfragen des Abendblatts dazu nicht detailliert beantworten. Sicher ist: Das Paketzentrum in Allermöhe mit einer Kapazität von bis zu 32.000 Paketen pro Stunde gerät wegen des stetig steigenden Sendungsaufkommens zunehmend an seine Grenzen.
Marktführer DHL verzeichnet wegen des stark wachsenden Onlinehandels schon seit Jahren kräftig wachsende Paketmengen und hat deshalb wie die meisten anderen großen Versanddienste ein millionenschweres Investitionsprogramm aufgelegt. Erst am Wochenende hatte Postchef Frank Appel gesagt, das Paketaufkommen in den Wochen vor Weihnachten werde noch einmal um etwa zehn Prozent über dem im Weihnachtsgeschäft 2015 liegen. „An den Tagen vor Weihnachten rechnen wir mit mehr als acht Millionen Paketen täglich – doppelt so viele wie sonst“, sagte Appel.
Schon beim ersten Spatenstich im September war klar: Der 27 Hektar große Logistikpark in Neuland soll an nur ein Unternehmen vergeben werden. Bis zu 1200 Arbeitsplätze sollen dort entstehen, hieß es. Und: Eine Neuansiedelung habe Vorrang vor einer Verlagerung eines schon in Hamburg ansässigen Unternehmens.
Um in Neuland tatsächlich 1200 Arbeitsplätze zu schaffen, müsste DHL dort allerdings entweder ein Paketzentrum einer ganz neuen Größenklasse errichten – oder aber neben der Paketverarbeitung noch andere Betriebsteile ansiedeln. Das Mega-Zentrum in Obertshausen arbeitet im Dreischichtbetrieb und benötigt dafür 600 Arbeitskräfte. Die Hallen nehmen eine Fläche von vier Hektar ein. In Neuland dagegen kann gut die Hälfte der 27 Hektar Logistikpark überbaut werden.
Beim Treffen von Bürgermeister und Paket-Manager soll es auch um Elektromobilität in der Zustellung gehen. DHL setzt dabei bundesweit auf den von einem Tochterunternehmen entwickelten Streetscooter, einen Kleinlieferwagen mit Elektromotor. In Hamburg werden bislang nur einige der Fahrzeuge in den Bezirken Harburg und Bergedorf eingesetzt.
Dächer der Logistikhallen müssen begrünt werden
Der Logistikpark soll zu einem Vorzeigeprojekt in Sachen Klima- und Umweltschutz werden: Laut Ausschreibung müssen 90 Prozent der Dachflächen begrünt und Fotovoltaik-elemente zur Stromerzeugung installiert werden.
Zudem ist ein neuartiges Grundwassermanagement geplant – und dringend notwendig, denn Grundwasser gibt es in Neuland reichlich. Deshalb werden auf dem Gelände in den nächsten Jahren zunächst bis zu fünf Meter mächtige Sandschichten aufgebracht, um den Baugrund zu bereiten. Für den Arbeitsmarkt im Bezirk Harburg könnte sich durch das Projekt eine positive Entwicklung ergeben. Dort war im Oktober die Arbeitslosenquote mit 8,7 Prozent die zweithöchste in den sieben Hamburger Bezirken.