Hamburg. Ökostrom-Anbieter erhöht Strompreis am 1. Januar um sechs Prozent. Ziehen andere Mitbewerber im Frühjahr nach?
Zunächst die gute Nachricht: Für die große Mehrheit der privaten Haushalte in Hamburg ändert sich der Strompreis am 1. Januar nicht. Sowohl Vattenfall, mit – nach eigenen Angaben – mehr als 70 Prozent Marktanteil der weitaus größte Stromversorger in der Hansestadt, als auch Hamburg Energie, das gut 100.000 private Kunden beliefert, werden ihre Tarife zum Jahreswechsel stabil halten, sagten Sprecher beider Unternehmen dem Abendblatt.
80.000 private Kunden betroffen
Der Ökostrom-Anbieter Lichtblick dagegen, der in der Hansestadt 80.000 private Kunden hat, bittet diese von Januar an stärker zur Kasse. Der Preis steigt um knapp sechs Prozent. „Wir müssen die Preise nach zwei Senkungen erstmals seit vier Jahren erhöhen“, sagt Lichtblick-Sprecher Ralph Kampwirth. Der Bruttopreis pro Kilowattstunde werde von 26,44 auf 27,99 Cent steigen. „Für einen Haushalt mit einem Verbrauch von 2500 Kilowattstunden bedeutet das 3,23 Euro mehr pro Monat“, sagt Kampwirth. „Die fast jährlich steigenden Netzentgelte und EEG-Abgaben konnten wir durch den sinkenden Einkaufspreis für Ökostrom mehr als ausgleichen. Die jüngsten Abgabenerhöhungen können wir aber leider nicht mehr abfedern“, erläutert Lichtblick-Chef Heiko von Tschischwitz die Gründe.
Lichtblick ist da nicht allein: Nach Erkenntnissen der Tarifvergleichsportale Verivox und Check24 haben bundesweit bereits mehr als 200 Stromversorger Preisanhebungen zum Jahresbeginn angekündigt – um durchschnittlich mehr als drei Prozent. Und viele der Unternehmen begründen dies ebenfalls mit den steigenden Abgaben an die Stromnetzbetreiber und die höhere Umlage für die Förderung erneuerbarer Energien. Sie steigt Anfang Januar um 8,3 Prozent auf 6,88 Cent pro Kilowattstunde.
Bereits Mitte Oktober hatte der Netzbetreiber Stromnetz Hamburg angekündigt, das Netzentgelt, das allen der mehr als 400 in der Hansestadt tätigen Stromanbietern in Rechnung gestellt wird, werde im Januar um 7,8 Prozent steigen – zuvor hatte der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz seine Preise gar um 42 Prozent nach oben geschraubt. Das Entgelt für Betrieb und Ausbau der Leitungsnetze und die EEG-Umlage machen mehr als 50 Prozent des gesamten Strompreises aus. Und allein die Netzgelterhöhung in Hamburg schlägt in jedem Durchschnittshaushalt rechnerisch mit 1,37 Euro pro Monat zu Buche.
Zweite Preiswelle im Frühjahr?
Deshalb wäre es keine große Überraschung, wenn die beiden anderen großen Anbieter in der Stadt im Laufe des Jahres ebenfalls noch die Preise anheben. Mitteilen müssen sie das spätestens sechs Wochen vor dem geplanten Termin. „In der Vergangenheit konnten wir beobachten, dass viele Anbieter zum Jahreswechsel zunächst stillhalten, später aber mit Preiserhöhungen nachziehen“, sagt Jan Lengerke, Mitglied der Verivox-Geschäftsleitung. „Deshalb erwarten wir auch 2017 eine zweite Preiswelle im Frühjahr.“
Langfristige Prognosen wollen Hamburg Energie und Vattenfall denn auch nicht geben. Eine Anhebung des seit 2014 stabilen Preises sei „erst mal nicht geplant“, heißt es bei Hamburg Energie. Ob es 2017 eine Preiserhöhung geben werde, könne man „noch nicht sagen“, heißt es bei Vattenfall. Der Konzern hatte zuletzt im April die Stromtarife angehoben.