Hamburg. Schwerer Rückschlag für die Frauen in der Partei: Auch für Platz 3 und 4 haben Hamburgs Christdemokraten Männer nominiert.

Die Hamburger CDU will erneut mit den beiden langjährigen Bundestagsabgeordneten Marcus Weinberg (49) aus Altona und Rüdiger Kruse (55) aus Eimsbüttel in den Bundestagswahlkampf 2017 ziehen. Wie Parteichef Roland Heintze am Sonntag bekanntgab, habe der 17er-Ausschuss der Partei vorgeschlagen, das Duo an die Spitze der Landesliste zu setzen. Dieses Gremium besteht aus Mitgliedern des Landesvorstands, Vertretern der sieben Kreisverbände sowie den Vorsitzenden von Junge Union, Frauen-Union und anderen Partei-Organisationen.

Nach der ohne Gegenstimme beschlossenen Empfehlung folgt auf Platz drei nicht mehr, wie noch 2013, die Harburg-Bergedorfer Bundestags-Abgeordnete Herlind Gundelach (67), sondern mit Christoph de Vries (41) der CDU-Kreisvorsitzende in Hamburg-Mitte. Platz vier soll Christoph Ploß (31), der neue starke Mann aus Hamburg-Nord, einnehmen. Diese vier Plätze gelten als relativ sicheres Ticket nach Berlin. Erst auf Platz fünf würde Gundelach folgen - ein schwerer Rückschlag für die Frauen in der Partei, die seit Jahren beklagen, dass die wichtigen Posten fast immer an Männer gehen.

Kritik kommt von Vize-Parteichefin Birgit Stöver

Die Bürgerschaftsabgeordnete und stellvertretende Parteivorsitzende Birgit Stöver machte bei der Vorstellung der Liste keinen Hehl daraus, dass sie „Vorbehalte“ gegen die Empfehlung habe. Zwar sei es erfreulich, dass fünf der insgesamt zwölf benannten Kandidaten Frauen sind. „Das zeigt, dass wir starke Frauen haben, die mehr Verantwortung übernehmen wollen“, so Stöver, die selbst auf Platz zehn steht. „Nicht verständlich“ sei ihr aber, dass der 17er-Ausschuss die CDU-Bundesstatuten missachtet habe. „Das Quorum besagt, dass unter den ersten drei Plätzen eine Frau sein soll. Aber selbst eine Frau, die im Bundestag gute Arbeit geleistet hat, wurde dafür nicht berücksichtigt. Diese Nichteinhaltung des Quorums gefällt mir nicht.“

Parteichef Heintze und der Vorsitzender des 17er-Ausschusses, Hans-Detlef Roock, waren hingegen bemüht, die Vorzüge herauszustreichen: „Die Liste stellt die ganze inhaltliche Bandbreite der CDU Hamburg dar. Unsere Vorschläge stehen für eine verlässliche bürgerliche Politik, die die Mittelschicht im Blick hat.“ Im Übrigen habe die Hamburger CDU derzeit ja fünf Bundestagsmandate, „und die wollen wir verteidigen“, so Heintze. Dann wäre Gundelach auch wieder dabei. Allerdings gilt das in der aktuellen politischen Lage als sehr unwahrscheinlich. Sowohl Roland Heintze als auch Birgit Stöver betonten, dass die Entscheidung über die Liste ja erst auf dem Parteitag am 8. Dezember falle. „Das ist ein offenes Verfahren“, so Heintze, und Stöver betonte: „Jeder kann sich noch bewerben.“ Womit sie wohl meinte: Jede...