Hamburg. Bulgarisches Elternpaar besucht Kind im Altonaer Kinderkrankenhaus. Staatsanwaltschaft ermittelt. Tatverdacht gegen den Vater.
Nach der mutmaßlichen schweren Misshandlung eines vierjährigen Mädchens hat die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Gegen wen sich die Ermittlungen richten, teilte die Behörde am Freitag zunächst nicht mit. Die schwer misshandelte Vierjährige soll nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus in die Obhut des Jugendamtes genommen werden.
„Die gute Nachricht ist, dass das Mädchen außer Lebensgefahr ist“, sagte der stellvertretende Ärztliche Direktor des Altonaer Kinderkrankenhauses, Philippe Stock, am Freitag bei einer Pressekonferenz der Hamburger Staatsanwaltschaft. Die Eltern des Kindes befinden sich weiterhin in Hamburg. Nach Abendblatt-Informationen besuchte das Paar aus Bulgarien in den vergangenen Tagen mehrmals seine Tochter im Altonaer Kinderkrankenhaus. Dort war das Mädchen am Sonntag wegen akuter Lebensgefahr mehrfach notoperiert worden, inzwischen ist ihr Zustand stabil.
Wie berichtet, hatten die Eltern das Kind am Sonntag in einer Notfallpraxis an der Stresemannstraße abgegeben und waren dann verschwunden. Ermittelt wird nun wegen versuchten Totschlags, Misshandlung von Schutzbefohlenen und schwerer Körperverletzung, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
Mädchen erst seit einer Woche in Hamburg
Das Mädchen wies innere Verletzungen und Hämatome am gesamten Körper auf, die wahrscheinlich über einen längeren Zeitraum hinweg entstanden sind. Die Mordkommission ermittelt wegen versuchten Totschlags, es liegt aber kein Haftbefehl gegen die Eltern vor.
Wie es in Polizeikreisen heißt, kamen die Eltern erst vor vier Wochen aus Bulgarien nach Hamburg – offenbar zunächst ohne ihr Kind. Das Mädchen halte sich demnach erst seit etwa einer Woche in der Stadt auf. Die Familie wohnte zuletzt in einer privaten Unterkunft. In der Notfallpraxis in Altona hatten sie angegeben, die Vierjährige habe einen schweren Fahrradunfall erlitten. Das dortige Personal rief die Polizei, welche die Eltern vor Ort aber nicht mehr antraf. Die Ermittler gehen dagegen davon aus, dass die Verletzungen sehr wahrscheinlich von schwerer Gewalteinwirkung mit Händen oder Gegenständen herrühren.
Über bleibende Schäden beim Kind ist nichts bekannt
Nach den bisherigen Ermittlungen richtet sich der Tatverdacht nicht gegen die Mutter. Möglich ist demnach, dass das Kind bereits in seiner Heimat Misshandlungen ausgesetzt war. Die lebensgefährlichen Verletzungen müssten aber in Hamburg, möglicherweise durch den Vater des Kindes, entstanden sein. Dieser wird von Ermittlern als aufbrausend beschrieben. Für eine Verhaftung reichen die bisherige Erkenntnisse allerdings nicht aus.
Über mögliche bleibende Schäden bei dem Kind infolge der Misshandlung ist bislang nichts bekannt. Ob die Eltern als Touristen oder zur Arbeitssuche nach Hamburg gekommen sind, ist ebenfalls unklar. Die bulgarische Familie wurde nach ihrer Ankunft aber zunächst nicht ausländerrechtlich erfasst oder vom Jugendamt betreut. Nach Abendblatt-Informationen sprach das Paar im Krankenhaus mithilfe von Dolmetschern mit den Ärzten.