Hamburg. Grundschule Sternschanze stellt Eltern frei, Kinder zur Schule zu schicken. Behörde spricht von Verstoß gegen die Schulpflicht.
Weil die Schulleitung der Grundschule Sternschanze es den Eltern freigestellt hat, ob sie ihre Kinder während der OSZE-Tagung am 8. und 9. Dezember zur Schule schicken, gibt es jetzt Ärger mit der zuständigen Schulbehörde.
Die Sorge unter den mehr als 500 Familien aus Altona, Eimsbüttel, Sternschanze und dem Karoviertel, die Kinder an der Ganztagsschule mit Standorten an der Ludwigstraße und an der Altonaer Straße haben, ist groß: In unmittelbarer Nähe ihrer Schule tagen die OSZE-Außenminister in den Messehallen. 10.000 Polizisten werden im Einsatz sein. Zwei Kindertagesstätten werden während des Gipfels schließen. Denn was ist, wenn es knallt? „Bei diesem Treffen ist mit erheblichen Protesten zu rechnen, von denen wir befürchten, dass sie auch gewalttätige Formen annehmen werden“, heißt es in einem Schreiben des Elternrates unter anderem an Innensenator Andy Grote und Bürgermeister Olaf Scholz (beide SPD). Die Eltern vermissen ein Konzept, wie ihre Kinder geschützt werden sollen. Sie verstehen auch nicht, wieso eine solche Veranstaltung überhaupt in ihrem dicht besiedelten Stadtteil stattfindet. Die Informationen zum Schutz der Bewohner seien bislang nur begrenzt gewesen.
Sorge vor gewalttätigen Auseinandersetzungen
„Wir wollen nicht, dass sich die Ausschreitungen der vergangenen Treffen der OSZE oder der G20 vor unserer Schule wiederholen“, heißt es weiter. Umso mehr begrüßen die Eltern den Vorstoß der Schulleitung, die Kinder zu Hause lassen zu dürfen. „Ob Sie Ihr Kind an diesen beiden Tagen zur Schule schicken oder nicht, stelle ich Ihnen frei“, schreibt die Schulleitung in einer Mitteilung an die Eltern. Außerdem dürfe kein Kind an den beiden Tagen allein gehen, damit es nicht in einen plötzlichen Polizeieinsatz gerät.
Am Mittwoch musste sich die Schulleiterin bei einem Gespräch in der Schulbehörde für diese Freistellung vom Schulbesuch verantworten. Die Schulbehörde bedauerte, dass die Schulleitung ihren Brief an die Eltern nicht mit ihr abgestimmt habe. Eltern könnten nicht zur Begleitung ihrer Kinder auf dem Schulweg verpflichtet werden, erklärte Behördensprecher Peter Albrecht. Bei unwetterbedingten Gefahrenlagen hätten die Eltern grundsätzlich das Recht, ihre Kinder nicht zur Schule zu schicken. Ob das auch auf die Situation beim OSZE-Gipfel anwendbar sei, müsse geklärt werden.
Rückhalt bekommt die Schulleitung, deren Schule von der Handelskammer als beste Ganztagsschule Hamburgs ausgezeichnet wurde, von den Eltern: „Wer kann, lässt sein Kind an den Tagen zu Hause, vielen ist es aber gar nicht möglich“, sagt Elternratsvorsitzende Sandra Cantzler. Sie und die anderen sorgen sich um die Sicherheit ihrer Kinder: „Wir möchten nicht, dass unsere zum Teil noch kleinen Kinder Zeugen einer direkten Konfrontation mit dem Einsatz von Steinen auf der einen und Wasserwerfern auf der anderen Seite werden.“