Hamburg. Die Dragqueen hatte den AfD-Politiker André Poggenburg zuletzt wegen Volksverhetzung angezeigt. Jetzt trifft sie sich mit ihm.

Zwei Monate nach ihrer Anzeige wegen Volksverhetzung gegen André Poggenburg, Landesvorsitzender der Alternative für Deutschland (AfD) in Sachsen-Anhalt, will sich die Hamburger Travestiekünstlerin Olivia Jones, alias Oliver Knöbel, am Mittwoch mit dem AfD-Politiker in Magdeburg zu einem Gespräch treffen. Dort findet zudem auf Einladung der Grünen im Landtag eine Lesung mit anschließender Diskussion statt.

André Poggenburg, Landesvorsitzender der AfD Sachsen-Anhalt
André Poggenburg, Landesvorsitzender der AfD Sachsen-Anhalt © dpa | Sebastian Willnow

Zwar habe Poggenburg seine Teilnahme an der offiziellen Veranstaltung abgesagt, jedoch werde es am Rande ein informelles Zusammentreffen geben, sagte Olivia Jones dem Abendblatt. "Ich hätte mir ein öffentliches Gespräch mit Herrn Poggenburg gewünscht, nachdem er damals auch in der Öffentlichkeit eine solche Hetze betrieben hat", so die Dragqueen weiter. Der AfD-Mann habe jedoch auf ein Vier-Augen-Gespräch bestanden.

Bei der Gelegenheit will Olivia Jones dem AfD-Politiker jedoch eine Liste mit Kommentaren ihrer Unterstützer übergeben. "Was dürfen wir Herrn Poggenburg von Euch zum Thema Toleranz, Vielfalt, Gleichberechtigung und gleichgeschlechtliche Beziehungen ausrichten?“, fragte Olivia Jones zuletzt auf ihrer Facebook-Seite und bittet die Verfasser sich im Ton zu mäsigen. " Wir brauchen Feuerwehrleute statt Brandstifter."

Zeichen für Geschlechter- und Familienvielfalt

Bei der Lesung am Mittwoch, die auf Einladung der Grünen in der Landtagskantine stattfindet, will Olivia Jones ein Zeichen für Geschlechter- und Familienvielfalt setzen und aus ihrem Buch "Keine Angst in Andersrum" vorlesen. Ihr Werk wird auch in einer Broschüre für Kitas und Grundschulen in Sachsen-Anhalt erwähnt, die Kinderbuch-Empfehlungen zum Thema Homosexualität und gleichgeschlechtliche Beziehungen enthält. Die AfD Sachsen-Anhalt hatte gegen die Broschüre polemisiert und in einem Facebook-Post sogar Homosexualität mit Pädophilie in Zusammenhang gebracht. Daraufhin erstattete die Dragqueen Anzeige wegen Volksverhetzung.

„Wenn auf der Partei- und Fraktions-Facebookseite der AfD Sachsen-Anhalt Homosexualität mit Pädophilie in Zusammenhang gebracht wird, ist das für mich keine Frage von Meinungsverschiedenheiten mehr, sondern Volksverhetzung“, so Olivia Jones zur Begründung. Damals drohte die Dragqueen an, sogar persönlich vorbeizukommen, um aus ihrem Buch vorzulesen. "Vielleicht fällt Ihnen dann endlich auf, wie einfach man Kindern erklären kann, dass es noch andere Beziehungsformen als Mann-Frau oder Mutter-Vater-Kind gibt, dass davon die Welt nicht untergeht und es sogar in der Natur vorkommt – und zwar alles ohne auch nur einmal das Wort Sex zu benutzen. Was können denn bitte Kinder dafür, wenn Sie als Erwachsene beim Thema Liebe immer gleich an Sex denken müssen?"

Olivia Jones: "Dialog ist die einzige Möglichkeit"

Mehrere Unterstützer, darunter der Landesfrauenrat, das Kompetenzzentrum für geschlechtergerechte Kinder- und Jugendarbeit und die Fraktion von Bündnis 90/Grüne im Landtag von Sachsen-Anhalt hatten Olivia Jones nach der Anzeige zu einer Lesung mit Diskussion eingeladen. "Wir wollen die volle Akzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trangender, Transsexuellen und intergeschlechtlichen Menschen", sagt Cornelia Lüddemann, Grünen-Fraktionsvorsitzende in Magdeburg. "Mit uns gibt es keine Diskussion über verschiedene Arten der Partnerschaft."

Zwischen André Poggenburg und Olivia Jones könnte es dagegen ein lebhafter Schlagabtausch werden – sofern das Gespräch am Ende tatsächlich stattfindet. "Ich bin bereit mich bei diesem ernsten Thema dem Gespräch zu stellen und gehe davon aus, dass Herr Poggenburg nicht kneifen wird", so Olivia Jones vor ihrer Abfahrt. Der Dialog sei die einzige Möglichkeit etwas zu erreichen. "Überall wird gegen Minderheiten gehetzt, gegen alles, was anders ist. Wir müssen uns gegen diese Hetze wehren und uns dem entgegenstellen."