Hamburg. Das Unternehmen leidet unter fallenden Transportpreisen, verdient pro Container aber mehr als Konkurrenz.

Die Traditionsreederei Hapag-Lloyd hat trotz eines weiteren Rückgangs der Frachtraten sowie eines massiven Umsatzverlustes ihre Lage in den vergangenen drei Monaten etwas stabilisieren können. Von Juli bis September, dem traditionell stärksten Zeitraum in der Schifffahrt, entstand ein operatives Ergebnis von 65,6 Millionen Euro, nach 80,9 Millionen Euro im Vorjahr. Der Überschuss ist mit 8,2 Millionen Euro sogar noch um fünf Millionen Euro besser ausgefallen.

Diese Zahlen gab Hapag-Lloyd am Montag bekannt. Sie klingen erst einmal gut. Schaut man sich aber die gesamte Entwicklung im Jahresverlauf an, bleibt festzustellen, dass Hapag-Lloyd weiter in extrem rauer See manövriert: Die ohnehin schon niedrigen Frachtraten sind in den ersten neun Monaten dieses Jahres um noch einmal 17,7 Prozent abgestürzt.

Diese niedrigen Transportpreise haben sich bei der Hamburger Schifffahrtsfirma negativ auf den Umsatz ausgewirkt, der in den ersten neun Monaten 5,7 Milliarden Euro betrug. Damit stürzte er rund 1,1 Milliarden Euro im Vorjahresvergleich ab. Verantwortlich für den Ratenverfall sind weiterhin vorhandene Überkapazitäten an Schiffen in den Hauptfahr­gebieten sowie ein verhaltenes Wachstum der Transportnachfrage. Zudem mussten die Transportpreise nach unten korrigiert werden, weil auch die Treibstoffpreise nachließen.

Bunkerpreise sind gesunken

Die gesunkenen Bunkerpreise sind auf der anderen Seite aber auch dafür verantwortlich, dass Hapag-Lloyd seit Januar überhaupt noch ein positives operatives Ergebnis (EBIT) von 25,9 Millionen Euro zustande gebracht hat – nach deutlichen 348,6 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Denn durch den billigeren Treibstoff konnte Hapag-Lloyd auch seine Transportaufwendungen um 14,2 Prozent reduzieren. Das ändert aber nichts daran, dass von dem Konzernverlust von 142 Millionen Euro, den Hapag-Lloyd in den ersten beiden Quartalen aufgehäuft hat, nach neun Monaten immer noch 133,9 Millionen Euro übrig geblieben sind.

Insgesamt hat Hapag-Lloyd seit Jahresbeginn 565 Millionen Standardcontainer (TEU) transportiert, rund 1,3 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Vorstandschef Rolf Habben Jansen gibt sich deshalb insgesamt zuversichtlich: „Auch wenn das bisherige Jahr unter dem Strich vom Ergebnis her nicht befriedigend war, zeigt der Gewinn nach Steuern im abgelaufenen Quartal, dass wir auf dem richtigen Weg sind und sich unsere ehrgeizigen Bemühungen auszahlen, die Kosten weiter zu senken und durch mehr Größe Skaleneffekte zu erzielen“, sagt er.

Seiner Zuversicht liegen zwei Argumente zugrunde, die bei all den Problemen etwas Hoffnung verbreiten. Erstens: Habben Jansen hat mit der bevorstehenden Fusion mit der United Arab Shipping Company (UASC) sowie der neuen Allianz mit anderen Anbietern noch Gestaltungsspielraum um Kosten weiter zu senken. Zweitens: Hapag-Lloyd schneidet in einigen Kennzahlen besser ab als die Konkurrenz. Betrachtet man beispielsweise den Gewinn pro transportiertem Standardcontainer liegt der bei Hapag-Lloyd bei 38 Dollar. Viele andere Reedereien machen Verluste, Maersk zahlte beispielsweise für jeden transportierten Container in den vergangenen drei Monaten 28 Dollar drauf. Selbst die weltgrößte Reederei kann so etwas nicht ohne Verluste verdauen: Die Containersparte von Maersk machte im dritten Quartal 2016 ein Minus von umgerechnet 142 Millionen Euro.

Opposition in Bürgerschaft wird ungeduldig

Auf Hapag-Lloyd-Chef Habben Jansen wartet aber noch viel Arbeit. Schließlich sitzen bei ihm mit dem chilenischen Unternehmen CSAV, mit dem Unternehmer Klaus-Michael Kühne und mit der Stadt drei wichtige Anteilseigner im Boot, die Ergebnisse sehen wollen. Insbesondere die Opposition in der Hamburger Bürgerschaft wird ungeduldig: „Seit zwei Jahren bewegt sich Hapag-Lloyd nun in der Verlustzone und ein Ende ist trotz eines knapp positiven Quartals nicht in Sicht“, sagt der parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Michael Kruse. „Das Investment der Stadt war viel zu optimistisch gerechnet und kostet den Steuerzahler jedes Jahr viele Millionen Euro an Zinsen.“

Branchenexperten sind positiver gestimmt: „Das Ergebnis ist meines Erachtens besser als erwartet“, sagt Thomas Wybierek, Analyst der NordLB. „Hier spielt wohl auch die Hanjin-Insolvenz eine Rolle, die zu Verwerfungen geführt hat. In dem Umfeld haben sich Ratenerhöhungen besser umsetzen lassen“, so Wybierek. Der Aktie half das dennoch nicht: Sie schloss an der Börse kaum verändert.