Hamburg. Zahl der Anzeigen geht in den Bezirken Altona, Mitte und Nord zurück. Zunahme in Harburg. Jeder achte Fall in Hamburg wird gelöst.
Die Zahl der Einbrüche hat abgenommen, dafür hat sich die Aufklärungsquote fast verdoppelt: Die Polizei kann zufrieden mit der Entwicklung in diesem Jahr sein. Von Januar bis Ende September ging die Zahl der angezeigten Taten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 606 auf 5804 zurück (minus 9,5 Prozent). Die Aufklärungsquote stieg von 6,7 auf 12,3 Prozent, das heißt, es wurden 284 Fälle mehr aufgeklärt als im Vergleichszeitraum 2015.
Besonders in den Bezirken Mitte und Nord, aber auch in Altona wurden in den ersten drei Quartalen 2016 deutlich weniger Einbrüche angezeigt als im gleichen Vorjahreszeitraum. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Anfrage des Bürgerschaftsabgeordneten Dennis Gladiator (CDU) hervor.
Besonders großer Rückgang an Einbrüchen in Billstedt
So wurden im Bezirk Mitte bis Ende September 722 Taten erfasst. Das entspricht einem Rückgang um 27,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, in dem noch 996 Einbrüche verübt wurden. Einen besonders großen Anteil an dem Rückgang hat Billstedt – der Stadtteil, in dem 2015 mit Abstand am meisten Einbrüche verübt worden waren. 327 Taten wurden im Vorjahr bis Ende September gezählt. Das waren mehr Einbrüche als im gesamten Bezirk Bergedorf im Vergleichszeitraum 2015 verübt wurden. In diesem Jahr waren es in Billstedt 192 Einbrüche, die bei der Polizei bis Ende September zur Anzeige gebracht wurden. Das ist ein Rückgang um mehr als 41 Prozent.
Billstedt mit seinen vielen sozialen Brennpunkten ist auf den ersten Blick eigentlich kein attraktives Terrain für Einbrecher. Polizeiintern ist aber bekannt, dass gerade dieser Stadtteil einer der Rückzugsräume für Einbrecher ist, die dort häufig Unterschlupf finden. Gerade für die Tätergruppen, die gezielt in Wohnungen eindringen, indem sie mit der sogenannten „Flippermethode“ Wohnungstüren öffnen, die der Besitzer nicht richtig abgeschlossen hatte, sondern nur ins Schloss fallen ließ, weiß die Polizei. Die Ermittler hatten in dem Bereich verstärkt Razzien durchgeführt und so die Szene teilweise vertrieben.
Weniger Einbrüche auch in Wilhelmsburg und Horn
Auch in Wilhelmsburg ging die Zahl der Taten von 167 auf 129 deutlich zurück. Für Horn verzeichnete die Polizei ebenfalls einen großen Rückgang von 119 auf 66 Taten. Steigerungen gab es ausschließlich in Stadtteilen, in denen die absolute Zahl der Einbrüche lediglich im einstelligen oder niedrigen zweistelligen Bereich lag. „Die Veränderungen sind dann reine Zufälle“, sagt ein Beamter.
Hamburg-Nord ist der zweite Bezirk mit einem auffallend hohen Rückgang der Einbruchszahlen. Sie lagen mit 825 Fällen bis Ende September dieses Jahres deutlich niedriger als im Vorjahreszeitraum, in dem es noch 1040 Einbrüche gab. Das entspricht einem Rückgang um 20,7 Prozent. Deutlich weniger Einbrüche gab auch es in Winterhude (ein Rückgang von 172 auf 109 Taten) und auf der Uhlenhorst (von 101 auf 54 Taten). Ungewöhnlich war die Entwicklung in Langenhorn: Dort nahm in den ersten drei Quartalen die Zahl der Einbrüche von 117 auf 141 zu.
Gute Entwicklung im Bezirk Altona
Der Bezirk Altona kann mit einem Rückgang von 18,5 Prozentpunkten bei den Einbrüchen ebenfalls eine gute Entwicklung vorweisen. 1002 Fälle kamen im vorigen Jahr bis Ende September zur Anzeige. In diesem Jahr waren es im gleichen Zeitraum 817 Taten. Das entspricht einem Rückgang um 18,5 Prozent. Sehr deutlich sind die Rückgänge in den Stadtteilen Altona-Altstadt und Altona-Nord, in denen die Zahl der Taten von 170 auf 97 zurückging – das sind fast 43 Prozent weniger.
Nahezu konstant blieb die Zahl der Einbrüche in den Bezirken Wandsbek (wo sich die meisten Fälle Hamburgs ereignen) sowie in Eimsbüttel und in Bergedorf, wo es eine Verlagerung von Einbruchskriminalität vom Stadtteil Lohbrügge in den Stadtteil Bergedorf gab.
Gegenläufig entwickelt sich dagegen die Einbruchskriminalität im Bezirk Harburg. Dort stieg die Zahl der Taten von 472 in den ersten drei Quartalen des Jahres auf 583 im gleichen Zeitraum dieses Jahres. Das entspricht einer Steigerung um 23,5 Prozent. Betroffen waren vor allem die Stadtteile Eißendorf, das angrenzende Heimfeld und Hausbruch. Die Steigerungen werden offiziell damit begründet, dass Harburg in der Vergangenheit im Vergleich zum restlichen Hamburg deutlich weniger durch Einbrüche belastet war. In diesem Jahr, so weiß man aus DNA-Spuren, wurde der Bezirk allerdings von reisenden Tätern aus Chile heimgesucht, die zahlreiche Einbrüche verübten.
Aufklärungsquote steigt von 6,7 auf 12,3 Prozent
Der Anstieg der Aufklärungsquote von 6,7 Prozent auf 12,3 Prozent innerhalb eines Jahres, wird auf die intensiven und neuerdings besonders aufwendigen Ermittlungen zurückgeführt. Die teilweise sehr hohen Aufklärungsquoten in einzelnen Stadtteilen – in Bergedorf sind es 42,5 Prozent von 127 Taten, in Osdorf mehr als 39 Prozent von 61 Einbrüchen – bilden den Erfolg der Soko „Castle“ ab. Ganz offensichtlich ist es gelungen, Serien von Einbrüchen nicht nur zu erkennen, sondern auch einzelnen Tätergruppen zuzuordnen.
„Das ist eine erste, leicht positive Entwicklung. Man muss im Blick behalten, von wo man kommt. Hamburg war und ist eine der Hochburgen der Einbruchskriminalität in Deutschland“, sagt CDU-Mann Dennis Gladiator. „Um das dauerhaft zu ändern, wird man die Intensität der Ermittlungen und den erheblichen Kräfteeinsatz der Polizei aufrecht erhalten müssen.“