Hamburg. Vogelgrippe-Alarm an der Alster: Eigentlich sollten die Schwäne am 15. November eingefangen werden. Jetzt muss es schnell gehen.

Hamburg reagiert auf die Vogelgrippe-Gefahr im Norden: Bereits am Donnerstag begannen Tierpfleger bei Hagenbecks damit, Flamingos und Pelikane in Sicherheit zu bringen – nun sollen auch die Alsterschwäne in ihr Winterquartier, vier Tage früher als geplant. „Wir haben einen kerngesunden Bestand, den es zu schützen gilt“, sagte Olaf Nieß, Leiter des Hamburger Schwanenwesens.

Eigentlich war vorgesehen, die Tiere am 15. November ab 11 Uhr an der Rathausschleuse einzufangen. Wegen der drohenden Gefahr durch das Virus vom Typ H5N8 bugsierten Schwanenvater Nieß und sein Team bereits am Freitag die ersten Alsterschwäne in ein abgegrenztes Habitat am Eppendorfer Mühlenteich.

Die Tiere saßen schon vor der Tür

Ein glücklicher Zufall für Nieß und seine Kollegen: Wegen der gesunkenen Temperaturen waren viele Alsterschwäne schon zum Winterquartier gekommen und saßen quasi vor der Tür. „Das erleichtert uns das Ganze“, sagte Nieß. Fast 80 Schwäne seien bereits eingefangen worden.

Das Winterquartier am Eppendorfer Mühlenteich wird durch eine künstliche Strömung mit speziellen Pumpen eisfrei gehalten. Diese saugen warmes Wasser vom Grund des Teiches an und bringen Bewegung ins Wasser. Die Alster, das eigentliche Revier der Schwäne, könnte zufrieren, was den Schwänen den Zugang zu Nahrung und Wasser verwehren würde.

Bereits 2014 mussten die Alsterschwäne in Quarantäne

Vorsorglich werden bis zu 120 Alsterschwäne allerdings in einem Quarantäne-Zelt ausharren müssen, das Olaf Nieß und seine Kollegen gerade aufbauen. Die gleiche Maßnahme war bereits vor zwei Jahren nötig: Zum Schutz vor der auch damals im Norden grassierenden Vogelgrippe mussten die Alsterschwäne von Dezember 2014 bis Anfang März 2015 unter einem Dach leben.

In das Zelt hinein führt eine Desinfektionsschleuse. Bevor Mitarbeiter des Schwanenwesens das Zelt betreten, müssen sie ihre Schuhe wechseln. In dem Zelt müssen sie dann durch mehrere Infektionsbecken gehen. So soll etwa verhindert werden, dass mit Vogelgrippe-Viren infizierter Kot in das Zelt hineingetragen wird.

Erster deutscher Geflügelbetrieb von Vogelgrippe betroffen

Am Freitag war bekannt geworden, dass erstmals während der aktuellen Vogelgrippe-Epidemie ein deutscher Geflügelbetrieb von dem Erreger betroffen ist. Der Verdacht auf H5N8 in einem Putenhof in Lübeck-Ivendorf habe sich bestätigt, teilte Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Robert Habeck in Kiel mit.

Die etwa 100 Tiere des Privathalters werden nun getötet. Um den Hof wurde ein Sperrbezirk von drei Kilometern eingerichtet. Auch in Österreich wurde ein erster H5N8-Fall in einem Geflügelbetrieb gemeldet.

In vier Bundesländern wurden tote Wildvögel gefunden

Neben Schleswig-Holstein sind in Deutschland bisher Baden-Württemberg, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern betroffen: In den vier Bundesländern wurden bereits Dutzende an der aggressiven Variante des Subtyps H5N8 verendete Wildvögel gefunden. Unter Geflügelhaltern wächst die Angst vor einem Überspringen auf weitere Höfe. In immer mehr Teilen Deutschlands gilt eine Stallpflicht für Geflügel, damit sich die Tiere nicht über Wildvögel infizieren können.