Hamburg. Die Hamburgerin Susi Leyck stellt Delikatessen für Stillende her. In der TV-Start-up-Show “Die Höhle der Löwen“ sucht sie Investoren.

Quinoa-Bällchen in Tomaten-Stew, Auberginenröllchen mit Mozzarella oder doch lieber Königsberger Klopse – klingt lecker und gesund. Aber um solche Gerichte zu kochen, braucht man Zeit. Und genau das haben Frauen in den ersten Monaten nach der Geburt zwischen Stillen, Windeln und Waschen so gar nicht. „Alles dreht sich ums Baby, niemand kümmert sich um die Mütter“, sagt Susi Leyck. Die 36-Jährige weiß, wovon sie spricht. Nach der Geburt ihrer Tochter Frida ernährte sie sich vor allem von kalten Nudeln und Tiefkühlkost. Und war ziemlich unglücklich damit. Daraus entstand die Idee für Gesund & Mutter.

Seit zwei Jahren bietet die Hamburgerin mit ihrer Firma Fein & Fertig Komplettgerichte aus dem Weckglas an. „Fertig heißt bei uns fertig, da muss man nichts mehr dazutun“, sagt sie. Die Zutaten sind auf werdende und stillende Mütter zugeschnitten. Die Nachfrage ist da, aus dem Ein-Frau-Betrieb ist ein Unternehmen mit vier Mitarbeitern geworden. Die Zahl der Kunden stieg von 250 im ersten Jahr auf etwa 900. Zwischen 500 und 700 Gläser verkauft Leyck im Monat unter der Marke Gesund & Mutter und seit einiger Zeit auch unter Fein & Fertig. Diese Marke zielt auf andere Kunden, die keine Lust oder Zeit zum Kochen haben.

Jetzt will die Gründerin expandieren. Am Dienstag wirbt sie in der Vox-TV-Show „Die Höhle der Löwen“ um einen Investor. 100.000 Euro braucht Leyck, um neue Zielgruppen zu erobern, weitere Gerichte anbieten zu können und Marketing, Logistik und Social Media voranzutreiben. Dafür bietet sie 15 Prozent der Firmenanteile. „Ich habe ein tolles Produkt“, sagt die Start-up-Unternehmerin mit dem Slogan „Mo­thering the mother“ (Die Mutter bemuttern). Und: „Der Markt für diese Zielgruppe ist noch nicht erschlossen. Es gibt Wachstumschancen.“

Komponenten schonend separat vorgegart

Schon in den vergangenen Jahren hat Leyck, studierte Betriebswirtin und inzwischen Zweifach-Mama, ihre Idee konsequent ausgebaut und sich Expertise eingekauft – bis vor Kurzem parallel zu ihrem Teilzeitjob in einem Musikverlag. „Als Erstes habe mir einen Koch gesucht, mit dem ich die Gerichte entwickelt habe“, sagt sie. Das erste Sortiment bestand vor allem aus Hausmannskost wie Hühnerfrikassee, Königsberger Klopsen oder Schweinebraten. Das Besondere: Alle Komponenten eines Gerichts werden schonend separat vorgegart und dann zusammen in einem Einweckglas bei 120 Grad eingekocht. „So sind sie bis zu sechs Monate haltbar“, sagt die Fein-&-Fertig-Chefin. Nährstoffe und Vitamine würden so erhalten, Bakterien während des Einkoch-Vorgangs abgetötet. Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker verwendet sie nicht.

Wie gut und wichtig ihr Produkt ist, merkte Leyck, als sie Ende 2015 mit ihrem Sohn Jonathan im Wochenbett war. „Ich war immer richtig froh, wenn ich mir schnell eins von meinen Gerichten warm machen konnte.“ Damals entschloss sie sich auch zu der Bewerbung bei „Die Höhle der Löwen“. Seitdem sie weiß, dass sie eingeladen ist, hat die Gründerin mit Unterstützung ihres Ehemanns einen kompletten Relaunch hingelegt, hat Rezeptentwickler, Ökotrophologin, PR-Agentur, Verpackungs- und Webdesigner angeheuert. Nach langer Suche lässt sie ihre Produkte jetzt in einer Küche herstellen, die auch größere Mengen bewältigen kann. Es gibt neue vegane Gerichte, die Etiketten für die Gläser sind professionell gestaltet. Erst vor wenigen Tagen ist die überarbeitete Homepage online gegangen. „Der Shop ist komfortabler“, sagt die Firmenchefin. Und, für sie noch wichtiger, die Bestellvorgänge laufen jetzt automatisch.

Gerichte einzeln oder als Box

Die Gerichte können einzeln oder als Box bestellt werden, für Einzelspeisen liegen die Preise in der Regel zwischen acht und neun Euro. Die Gläser, die nicht zurückgenommen werden, kommen per Paketpost ins Haus. „Oft werden sie als Gutschein oder Wochenbett-Package zur Geburt verschenkt“, sagt Leyck. Aber auch ältere Menschen bestellten bei ihr, als Alternative zu Essen auf Rädern. Inzwischen gehören zum Sortiment mit elf Gerichten und vier Saucen auch süße Snacks, die ohne Backen hergestellt werden können, sowie Halstücher für Babys.

Das Angebot für die Kleinen will sie weiter ausbauen. Zudem kommen in den nächsten Monaten weitere vegane Gerichte hinzu. Konkurrenz von Lieferdiensten fürchtet die Jung-Unternehmerin nicht. „Der Vorteil bei uns ist, dass das Essen auf dem Tisch steht, wenn der Mini-Chef es zulässt.“ Zudem sei gerade für Mütter in der Stillzeit die Transparenz der Inhaltsstoffe wichtig. „Das bieten die wenigsten.“

Vor der TV-Sendung gibt sich Gründerin Leyck selbstbewusst. „Ich bin keine Bittstellerin, sondern Unternehmerin“, sagt sie. Bei ihr gehe es nicht mehr darum, dass ,Mutti– in ihrer Freizeit ein paar Gerichte in der Küche kocht und verkauft. „Ich sehe die Show auch als Chance, mich erfahrenen Investoren zu stellen und ihre Einschätzung zu meinem Business zu bekommen.“ Dazu kommt die enorme Aufmerksamkeit, die die Gründer-Show beim Privat-Sender Vox mit rund 3,5 Millionen Zuschauern erzeugt. „Aber von dem Auftritt hängt nicht ab, ob ich weitermache.“ Wohl aber, wie sie weitermacht.