Hamburg. Mysteriöser Kursverfall bei der Optikerkette. Analysten uneins über die Gründe. Ist das September-Wetter Schuld?

Noch vor gut einer Woche war die Welt bei Fielmann in Ordnung. Die Hamburger Optikerkette erhielt den Dividenden-Award, einen Preis für eine kontinuierliche Ausschüttungspolitik im Interesse der Anleger, vergeben von dem Internetportal Dividendenadel. Der Kurs der Aktie hatte zudem mit rund 75 Euro ein neues historisches Hoch erreicht.

Doch seitdem reiben sich die Aktionäre verwundert die Augen. Innerhalb weniger Tage hat die Aktie rund zwölf Prozent verloren. Seit dem 20. Oktober büßt das Papier Tag für Tag an Wert ein, allein am Donnerstag 2,70 Prozent. Von 75 Euro stürzte die Aktie auf rund 66 Euro innerhalb weniger Tage.

Bankhaus Lampe senkt Kursziel von 76 auf 71 Euro

Kurz bevor das Unternehmen am kommenden Donnerstag neue Quartalszahlen bekannt geben wird, stufen erste Banken die Aktie herab. Das dritte Quartal gilt als das wichtigste Quartal für Fielmann. Das Bankhaus Lampe hat Fielmann von „Kaufen“ auf „Halten“ abgestuft und das Kursziel von 76 auf 71 Euro gesenkt. Analyst Peter Steiner rechnet mit einer unterdurchschnitt­lichen Umsatzentwicklung im dritten Quartal. Für dieses Jahr erwartet der Experte für das Unternehmen eine Wachstumspause. Kurzfristige Kurs­impulse seien nicht ersichtlich.

Auch die Investmentbank Equinet hat den Daumen über das Unternehmen gesenkt und dazu geraten, die Aktie im Depot zu reduzieren. „Im dritten Quartal haben viele Einzelhändler sich über eine mangelnde Kundenfrequenz beklagt. Dieses dürfte auch den Geschäftsverlauf von Fielmann erheblich beeinträchtigt haben“, sagt Simon Heilmann, Analyst der Equinet Bank. Außerdem hätten Konkurrenten der Optikerkette aus Europa ihre Quartalsergebnisse schon vorgelegt und diese Einschätzung bestätigt. Dazu gehört auch der niederländische Augenoptik-Einzelhändler Grand Vision, der in Deutschland die Kette Apollo besitzt. Heilmann macht die Witterung für eine gebremste Kundenfrequenz im dritten Quartal bei Fielmann verantwortlich. Im September sei das Wetter für Einkäufe zu schön gewesen und danach zu schlecht.

Ende der Abwärtsbewegung wird bald erwartet

Doch nicht alle Experten wollen in diesen Tenor einstimmen. „Solche Verkaufwellen von Fielmann-Aktien gibt es im Schnitt jedes Jahr einmal“, sagt Karsten Rahlf von SRH AlsterResearch. Da 72 Prozent der Aktien bei der Familie Fielmann liegen, sei das Papier wenig liquide. Das erleichtere Wetten auf sinkende Kurse. Rahlf erwartet bald ein Ende der Abwärtsbewegung. „Wir empfehlen die Aktie mit einem Kursziel von 80 Euro weiterhin zum Kauf“, sagt Rahlf.

Auch Christian Röhl, der das Internetportal Dividendenadel betreibt, bleibt gelassen für Fielmann. „14 Jahre ohne Dividendenkürzung und zuletzt elf Anhebungen der Ausschüttung in Folge sprechen eine deutliche Sprache“, sagt der Experte. Er erwartet bei der Optikerkette keine gravierenden Pro­bleme. Am Donnerstag werden die Aktionäre mehr wissen.