Hamburg. Das mehrfach ausgezeichnete Start-Up Jimdo galt als eine Art “Wohlfühloase“. Jetzt müssen viele Mitarbeiter überraschend gehen.
Lange Zeit galt "Jimdo" als eine Art Wohlfühloase. Wer mitbekam, was den Mitarbeitern des Hamburger Start-Up alles geboten wird, konnte durchaus neidisch werden. Neben einem unternehmenseigenen Restaurant, in dem Koch Sam täglich Kreatives für gerade einmal 3,50 Euro auf die Teller brachte, verfügte die loftartige Lagerhalle in Altona sogar über Entspannungsräume mit Aquarium oder eigene „napping-rooms“ – Schlafräume für Mitarbeiter.
"Überdurchschnittliches Abfindungspaket" für die Entlassenen
Doch von all dem werden sich einige Mitarbeiter nun trennen müssen. Wie das Unternehmen mitteilte, werde man sich von einem Viertel der Beschäftigten am Standort Hamburg trennen. Bei zuletzt rund 260 Mitarbeitern wären das nach Abendblatt-Informationen 65 Stellen, die wegfallen. Zur Begründung heißt es, das Unternehmen sei auf Mitarbeiterseite zu schnell gewachsen. “Wir haben es versäumt, eine effektive Managementstruktur einzuführen", so Mitgründer Matthias Henze. "Daher mussten wir heute leider die harte Entscheidung treffen, uns von einigen unserer Kolleginnen und Kollegen zu trennen.”
Jimdo werde jedoch versuchen, den Stellenabbau so human wie möglich zu gestalten. Allen betroffenen Mitarbeitern werde ein "überdurchschnittliches Abfindungspaket" angeboten. Wie in solchen Fällen üblich, versucht man bei Jimdo, der Entlassungswelle auch etwas Positives abzugewinnen. Demnach soll durch die Umstrukturierung die Agilität des Unternehmens verstärkt werden, heißt es. Geschäftsprozesse sollen so vereinfacht und Innovationen gefördert werden. Wie genau das funktionieren soll, lässt Jimdo indes offen.
Rund 17 Millionen Menschen weltweit nutzen Jimdo
Jimdo wurde 2007 von dem Gründer-Trio Christian Springub, Matthias Henze und Fridtjof Detzner ins Leben gerufen und vertreibt seitdem weltweit Webseiten nach dem Baukastenprinzip. Mit nur wenigen Klicks kann man sich so eine Website bauen – simpel, weil ohne Design- oder Programmierkenntnisse möglich. Die Basisversion ist kostenlos, Extras können für bis zu 15 Euro pro Monat dazugebucht werden.
Schnell wurde aus der kleinen Internetagentur ein international erfolgreiches Unternehmen. Etwa 17 Millionen Menschen weltweit nutzen derzeit das inzwischen in vielen Sprachen erhältliche Angebot von Jimdo. International belegen die Hamburger Platz drei hinter den Wettbewerbern Wix aus Israel und US-Anbieter Weebly. Gut 50 Prozent des Umsatzes macht das Unternehmen im europäischen Ausland, aber auch in Japan und den USA. Das Hamburger Start-Up wurde daher bereits mehrfach ausgezeichnet – unter anderem mit dem Deutschen Gründerpreis.
Start-Up verzeichnet Wachstum an Neukunden
Hervorgehoben wurde dabei stets die viel gelobte Unternehmenskultur bei Jimdo. Gerade junge Arbeitnehmer lockte die Aussicht auf eine ganze Reihe von Angeboten – ideal zugeschnitten auf die Generation Y: Teamwork in der Jimdo-WG, flexible Arbeitszeiten, Feelgood-Management, ein unternehmenseigenes Restaurant, eine Jimdo-Kita und vieles mehr. „Mit den Angeboten schaffen wir Möglichkeiten, die nicht sein müssen, aber guttun“, sagte Nils Schnell, Viabilty Manager & Coach bei Jimdo, im April dem Abendblatt. „Ohne Zusammenhalt und Spaß an der Arbeit wäre Jimdo nicht so erfolgreich, wie es heute ist.“
Und Jimdo will, wenn auch nun mit weniger Mitarbeitern, weiter wachsen. In 2016 werde das Unternehmen das schnellste Wachstum an Neukunden in der fast zehnjährigen Firmengeschichte verzeichnen, heißt es in einer Mitteilung von Jimdo. Für 2017 erwarte man eine Fortsetzung des Trends.