Seit fast 20 Jahren beglückt und verstört Studio Braun die Hansestadt mit Kunst und Anarchie. Ein Buch dokumentiert nun ihr Schaffen.
Die Hamburger Kultur, ach was, ihre Politik, ihre gesamte DNA ist wohl von kaum jemandem so durchdrungen, infiltriert und irritiert worden wie von dem Trio Studio Braun. Den viel zitierten Marsch durch die Institutionen haben die drei Humoristen mit solch unglaublicher Energie praktiziert, dass der gemeine Hanseat nur staunen kann. Mit Rocko Schamoni, Heinz Strunk und Jacques Palminger kamen vor fast 20 Jahren drei Kreuz- und Querdenker zusammen, die gemeinsam künstlerisch derart ausschlugen, als hätten sie kollektiv zu lange im Zaubertrank gebadet.
Alles fing Ende der 90er-Jahre mit absurden Telefonstreichen an, etwa mit Anrufen bei der Marketingabteilung des Weinbrandherstellers Mariacron, um neue Werbeslogans vorzustellen („Auch Taxis sind Autos!“). Von dieser anarchischen Basis aus beglückten die drei die Stadt mit Musik, Büchern, Happenings, Theater und Filmen. Sie schufen Bestsellerromane wie „Dorfpunks“ (Schamoni) und „Fleisch ist mein Gemüse“ (Strunk). Als Regisseure inszenierten sie Stücke an den Staatstheatern. Und mit dem Projekt Fraktus „erfanden“ sie mal eben den Techno. Sie sind Schießbudenfiguren der Hochkultur, Vorzeigedandys der Szene, Rollenspieler und Mehrfachverwerter ihrer selbst.
Das Psychedelische und Melancholische, das ihre Arbeiten durchzieht, zeigt: Hier lachen drei Menschen über die Welt, um nicht an ihr zu verzweifeln. Sie sezieren und verformen die Wirklichkeit, um das zutiefst Menschliche zu finden. Ein Brocken von einem Buch, herausgegeben von Studio-Braun-Intimus Gereon Klug, dokumentiert nun auf 400 Seiten mit Fotos, Postern, Zeichnungen sowie Gedichten und Songlyrik das Schaffen des Trios. Ein Buch über Fantasie. Und Freundschaft.
„Drei Farben Braun – Das Studio Braun Buch“ Schwarzkopf & Schwarzkopf, Herausgeber: Gereon Klug, 400 S., 49,99 Euro