Hamburg . Rund 1300 gesammelte Werke des verstorbenen Schauspielers kommen unter den Hammer. Warum seine Ehefrau nicht an der Auktion teilnimmt.

Es ist für Ute Friedrichsen ein Loslassen. Nicht nur von den Kunstwerken, die ihr Leben begleitet haben. Sondern auch von ihrem geliebten Mann Uwe Friedrichsen, der in diesem Jahr 81-jährig an einem Hirntumor verstarb. „Jedes Gemälde, jede Skulptur ist wie eine Faszie seines Herzens.“ Dennoch hat sich die Witwe des bekannten Hamburger Theater- und Fernsehschauspielers entschlossen, den Nachlass ihres Mannes in einer Auktion zu versteigern.

Am diesem Freitag und Sonnabend werden rund 1300 Positionen in der Freien Akademie der Künste am Klosterwall unter den Hammer kommen. Was kaum jemand wusste: Uwe Friedrichsen, der lange Zeit am Schauspielhaus Theater spielte und vielen Zuschauern aus der Krimireihe „Schwarz Rot Gold“ sowie der „Sesamstraße“ bekannt war, sammelte leidenschaftlich Kunst.

Er nutzte Tourneen, Kreuzfahrten und Reisen, um Künstler in ihren Ateliers zu besuchen und Werke zu kaufen. Während seines Aufenthalts in Uganda, wo Friedrichsen an einer AIDS-Aufklärungskampagne mitwirkte, entdeckte er seine Liebe für afrikanische Kunst.

Ute Friedrichsen über ihren Mann: „Die Kunstwerke waren seine Kraftquelle“

„Er nutzte jede freie Minute, um über Kunst zu lesen und sich damit auseinanderzusetzen“, sagt Ute Friedrichsen. Sie hätten sich viel über Kunst unterhalten. Ihr Mann habe ihr die Faszination eines Gemäldes näher bringen können.

„Uwe besaß eine Strahlkraft, dass alles, wofür er sich begeisterte, auf einen übersprang.“ Mit vielen Malern habe ihn eine enge Freundschaft verbunden, und es hätte oft lebhafte Auseinandersetzungen über die Werke gegeben. „Die Kunstwerke waren seine Kraftquelle, die ihm über schwierige Lebenssituationen hinweg half. Er sagte einmal, dass er sich in den Werken verstanden und deshalb nie einsam gefühlt hat.“

Die Werke sind von Künstlern wie Oskar Kokoschka und George Braque

Über vier Jahrzehnte kam so ein gewaltiger Bestand von Malerei und Grafik aus dem 20. Jahrhundert zusammen. Sven Helmrich (44) vom Kunsthandel Helmrich in Blankenese war mit dem Schauspieler freundschaftlich verbunden. „Als wir von der Familie den Auftrag bekamen, die Sammlung zu verwerten, hat uns die Menge der Kunstwerke, die wir in diversen Lagern in Niedersachsen vorfanden, überrascht.“

Darunter sind Arbeiten von Künstlern wie Oskar Kokoschka, George Braque, Jean Cocteau und Karl Kluth, der ein Porträt von Hamburgs Alt-Bürgermeister Max Brauer anfertigte. Nur ab und zu habe Friedrichsen sich Werke mit nach Hause in die Lüneburger Heide genommen, um sie aufzuhängen. „Der größte Teil blieb in einer Lagerhalle in Soltau, wo er oft hinfuhr, um seine Schätze zu besuchen“, so Ute Friedrichsen.

Friedrichsen kaufte schon 1995 zwei Bilder des Leipzigers Neo Rauch

Auch eine ganze Reihe Hamburger Künstler taucht in der Sammlung auf, etwa Horst Janssen, Wilhelm Hoffmeister, Ivo Steinhagen und Alice Choné. „Uwe Friedrichsen hatte einen guten Riecher. Er unterstütze viele junge Kreative.

Besichtigung der Sammlung von Uwe Friedrichsen am Mittwoch
Besichtigung der Sammlung von Uwe Friedrichsen am Mittwoch © Roland Magunia

Zum Beispiel kaufte der Schauspieler schon 1995 zwei Bilder des Leipzigers Neo Rauch. Damals war der Maler noch nicht annähernd so bekannt wie heute.“ Laut Helmrich sei es ein Lebensziel Friedrichsens gewesen, eine eigene Galerie mit seiner Sammlung zu bestücken. „Ich bin so stolz auf meinen Mann. Er war bis zu seinem Tod noch so voller Ideen“, sagt seine Witwe. „Zu seiner Galerie ist es nun leider nicht mehr gekommen. Aber ich möchte, dass durch die Versteigerung möglichst viele Menschen Anteil an seiner Kunstleidenschaft haben.“ Ute Friedrichsen wird bei der Auktion nicht dabei sein. „Das würde mich zu sehr ergreifen.“

Ute Friedrichsen schwärmte schon für ihn als Agent in „John Klings Abenteuer“

14 Jahre waren Ute und Uwe Friedrichsen verheiratet. Gekannt haben sie sich schon sehr viel länger. „Zum ersten Mal begegnete ich Uwe als Gymnasiastin bei einem Interview für die Schülerzeitung. Er war damals 35, ich 15. Und wie alle Mädchen in meiner Klasse habe auch ich für ihn als Agent in ‚John Klings Abenteuer’ geschwärmt“, erinnert sich die 62-Jährige.

Engen Kontakt habe sie zunächst mit Uwes Mutter gepflegt: „Wir haben uns regelmäßig Briefe geschrieben und besucht. Seine Mutter habe ich von Anfang an sehr ins Herz geschlossen“, sagt Ute Friedrichsen.

Aus der anfänglichen Schwärmerei sei eine tiefe, gegenseitige Liebe entstanden

Da der Schauspieler oft wegen seines Berufs unterwegs war, habe sie ihn nur ab und zu getroffen. So wie im Jahr 2000 bei der „Aktuellen Schaubude“: „Eine Freundin hatte mich angerufen und erzählt, dass Uwe dort war. Ich bin sofort losgefahren. Und als Uwe mich sah, sagte er nur: ‚Wo kommst du denn her?’ Seitdem waren wir ein Paar; zwei Jahre später wurde geheiratet.“ Aus der anfänglichen Schwärmerei sei eine tiefe, gegenseitige Liebe entstanden. „Eine Liebe über den Tod hinaus.“

Von seinen gesammelten Werken will sie keins behalten. Doch die Leidenschaft für Kunst ist auch auf Ute Friedrichsen übergesprungen. Seit einigen Jahren malt die Pharmareferentin selbst mit großer Freude, ihre jetzige Wohnung in Seevetal hängt voll mit ihren farbenfrohen Bildern. Sie erinnert sich daran, wie ihr Mann von einer Tournee nach Hause kam und all die Bilder entdeckte, die statt seiner gesammelten Kunstwerke die Wohnung schmückten. Er lächelte verschmitzt, und wir ließen sie hängen – bis heute.