Hamburg. Weil der Strom wegen fehlender Leitungen nicht abtransportiert werden kann, wird der Bau gedrosselt.

Im Norden Deutschlands sollen künftig deutlich weniger neue Windkraft-Anlagengebaut werden als bisher. Nach einem nun bekanntgewordenen Entwurf für eine Verordnung der Bundesnetzagentur müssen die Regionen, in denen in der Vergangenheit die meisten neuen Windparks entstanden sind, künftig mit etwas mehr als der Hälfte des bisherigen Zubaus auskommen. Grund für den gebremsten Ausbau sind die Engpässe im Stromnetz.

Von den jährlich 2500 Megawatt Windkraft-Leistung, die von 2017 an jährlich neu gebaut werden sollen, dürfen nur maximal 902 Megawatt in „Netzausbaugebieten“ im Norden entstehen, wie aus dem Entwurf hervorgeht. Je nach Größe einzelner Anlagen entspricht das dann noch zwischen 120 und 200 Windrädern.

Da der Bau großer Nord-Süd-Stromleitungen nur schleppend vorankommt, lässt sich der Windstrom aus dem Norden oft nicht nutzen. Vor allem Windanlagen an Land würden „wegen Engpässen im Übertragungsnetz in steigendem Umfang in Norddeutschland abgeregelt, weil der Strom nicht vor Ort verbraucht und nicht zu den großen Verbrauchszentren im Süden abtransportiert werden kann“, heißt es. „Das führt zu volkswirtschaftlich zu vermeidenden Mehrkosten.“ Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland kritisierte: „Ausgerechnet die kostengünstigste Technologie soll an den besten Standorten gedeckelt werden.“

Schleswig-Holstein soll Wind-Ausnahmegebiet werden

Dem Entwurf zufolge wird ganz Mecklenburg-Vorpommern zu einem solchen Wind-Ausnahmegebiet. Ebenso Schleswig-Holstein, Bremen, Hamburg und Bremerhaven sowie der nördliche Teil Niedersachsens.

In den Ausschreibungen ab Frühjahr 2017 sollen die Zuschläge für neue Windenergieanlagen an Land in solchen Gebieten begrenzt werden, in denen die Übertragungsnetzleitungen besonders stark überlastet sind – in sogenannten Netzausbaugebieten. „Die Ausschreibungsmengen werden also vorübergehend mengenmäßig begrenzt, um die Netzengpässe nicht zu verschärfen“, heißt es im Verordnungsentwurf. Deutschland will bis zum Jahr 2025 einen Ökostromanteil von derzeit 33 Prozent auf 40 bis 45 Prozent erhöhen.