Hamburg. Kisseler kämpfte mit einem fast trotzigen Lebensmut gegen den Krebs. Scholz: “Hamburg verliert eine herausragende Anwältin der Kultur.“

Termine hatte sie schon seit Monaten nicht mehr wahrnehmen können, war nicht mehr zu Theaterpremieren, Ausstellungseröffnungen und anderen offiziellen Veranstaltungen erschienen, trotzdem hofften jene in der Hamburger Kulturszene, die um Barbara Kisselers schwere Krankheit wussten, dass sie den Krebs besiegen und doch noch zurückkehren würde. Wie heute bekannt wurde, hat Hamburgs Kultursenatorin bereits am Freitag ihren Kampf gegen die Krankheit verloren, sie starb im Alter von 67 Jahren.

Barbara Kisseler starb am vergangenen Freitag

Fast bis zuletzt hatte die parteilose Politikerin gekämpft, hatte gehofft, sich mit Disziplin und einem fast trotzigen Lebensmut gegen die Krankheit aufgebäumt, ohne sie jedoch letztlich überwinden zu können.

Olaf Scholz zum Tod von Kultursenatorin Kisseler

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    „Unsere Kultursenatorin hat bis zum Schluss dafür gekämpft, sich schon bald wieder mit voller Kraft für diese Stadt und ihre Kultur einsetzen zu können. Auch ich habe gehofft, dass sie diesen Kampf gewinnen wird“, sagte Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im Hamburger Rathaus.

    Reaktionen zum Tod von Barbara Kisseler

    Karin Beier, Intendantin des Schauspielhauses

    Ihre Fähigkeit, mit ebenso feinem wie auch direktem Humor selbst komplizierte Situationen konstruktiv zu meistern,  machte sie zu einer überaus wertvollen und verlässlichen Partnerin der Kultur.

    Katharina Fegebank (Grüne), Zweite Bürgermeisterin

    Barbara Kisseler war ein Glücksfall für Hamburg. Sie hatte Statur und Stil. Als Senatskollegin und Mensch werde ich sie sehr vermissen.

    Andre Trepoll, Vorsitzender der CDU-Bürgerschaftsfraktion

    Für Barbara Kisseler war Kultur kein Luxusgut, sondern sollte jeden erreichen. Mit ihrer hohen Sachkompetenz und ihrer Begeisterung hat sie die Kulturlandschaft in unserer Stadt maßgeblich geprägt.

    Albert Wiederspiel, Direktor des Filmfests  Hamburg

    Filmfest Hamburg, aber auch die gesamte Filmbranche der der Stadt, hat eine gute Freundin verloren. Barbara Kisseler, selbst eine große Cineastin, hat für den Film und die Filmkultur in Hamburg wirklich gekämpft.

    Andreas Dressel, Vorsitzender der SPD-Bürgerschaftsfraktion

    Mit ihrer Tatkraft, ihrer Beharrlichkeit, ihrem brillanten Intellekt und nicht zuletzt ihrem Charme hat Barbara Kisseler die Kulturpolitik dieser Stadt geprägt - und das wird bleiben. Die SPD-Fraktion ist ihr unendlich dankbar.

    Daniel Kühnel, Intendant Symphoniker Hamburg

    Die Symphoniker haben mit Bestürzung vom Tod Barbara Kisselers erfahren und sind voller Mitgefühl für ihre Familie.

    Christoph Lieben-Seutter, Generalintendant von Elbphilharmonie und Laeiszhalle

    Das ist eine sehr, sehr traurige Nachricht. Barbara Kisseler war eine vehemente Fürsprecherin der Elbphilharmonie, für die sie in einer verfahrenen Situation die Verantwortung übernommen hat.

    Michael Lang, Intendant Winterhuder Fährhaus

    Es hieß einmal, Barbara Kisseler habe die sonst eher aufmüpfige Kulturszene "befriedet". Aber es war vielmehr so, dass die Kulturschaffenden sich von ihr bestens vertreten sahen und ihr absolut vertraut haben. Sie hat uns zu Lebzeiten geeint, und sie wird uns allen sehr fehlen!

    Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck

    Barbara Kisseler war eine herausragende Kultursenatorin mit Esprit, Feinsinn, einem wunderbaren Humor und einer großen inneren Freiheit und Unabhängigkeit. Hamburg verliert eine großartige Persönlichkeit.

    Norbert Hackbusch, kulturpolitischer Sprecher der Linke-Fraktion

    Ihre Persönlichkeit, ihre Ausstrahlung und Präsenz haben in vielen Debatten geholfen, der Kultur die Bedeutung zu geben, die ihr zusteht. Mit ihr zu streiten war eine Freude, ihre spitze Zunge wird fehlen - auch mir ganz persönlich.

    Ulrich Greiner, Präsident der Freien Akademie der Künste

    Unter allen Kultursenatoren und Kultursenatorinnen Hamburgs war sie eine der kompetentesten und angenehmsten Gestalten. Die Freie Akademie der Künste verdankt ihr viel, und nicht allein die Akademie, sondern die ganze Stadt.

    Katja Suding, Vorsitzende der FDP-Bürgerschaftsfraktion

    Bewundert habe ich Frau Kisseler für ihre intellektuelle Tiefe, ihre Beharrlichkeit und ihren Humor. In ihrer Funktion als Kultursenatorin hat sie seit 2011 einen wesentlichen Beitrag für das Ansehen der Kultur in Hamburg geleistet.

    Alexander Schulz, Direktor Reeperbahn Festival

    Während Barbara Kisselers Amtszeit genoss das kleine Ressort Kultur auf Landesebene so viel Beachtung wie niemals zuvor in den vergangenen Jahrzehnten  in dieser Stadt.

    Tobias Rempe, Geschäftsführung Ensemble Resonanz

    Bei der Eröffnung der Elbphilharmonie werden wir einen Platz für sie freihalten.

    Anjes Tjarks, Vorsitzender der Bürgerschaftsfraktion der Grünen

    Wir verlieren eine großartige Frau. Ihre letzte Rede in der Bürgerschaft zur Elbphilharmonie war für mich eine der besten und bewegendsten dieser Legislatur.

    Thomas Collien und Ulrich Waller, Geschäftsführer des St. Pauli Theaters

    Sie war immer eine verlässliche Größe in diesem mit guten Kulturpolitikern nicht gerade gesegneten Land. Versprochen war bei ihr Versprochen. Wir werden sie sehr vermissen.

    Carola Veit, Bürgerschaftspräsidentin

    Mit Barbara Kisseler verliert Hamburg eine in höchstem Maße anerkannte Kultursenatorin. Ihr herzliches Wesen und ihr Sachverstand werden uns fehlen.

    Börries von Notz, Alleinvorstand der Stiftung Historische Museen Hamburg

    Mit Barbara Kisseler verlieren  wir eine engagierte Mitstreiterin in der Sache und eine professionelle Vorkämpferin an der Schnittstelle von Politik, Verwaltung und Kulturschaffenden. Ihre Inspiration, ihr Engagement und ihren Humor werden wir sehr vermissen.

    Amelie Deuflhard, Kampnagel-Intendantin

    Sie war eine Erscheinung in der Kunstszene und noch mehr in der Politik. Einzigartig. Unvergesslich. Unersetzbar. Ich bin tief betroffen.

    Thomas Hengelbrock, NDR-Chefdirigent

    Wie gern hätten wir sie bei den ersten Proben in der Elbphilharmonie begrüßt - sie hat maßgeblich dazu beigetragen, dass dieser wunderbare Saal bald eröffnet werden kann.

    Andrea Zietschmann, NDR-Klangkörpermanagerin

    Ihre selbstbewusste Haltung, dass mit der Eröffnung der Elbphilharmonie die Vision einer international ausstrahlenden Musikstadt Hamburg Realität wird, hat alle Protagonisten in ihrer Arbeit beflügelt.

    Nikolaus Besch, Intendant Hamburger Theater Festival

    Der Tod von Frau Kisseler bedeutet für Hamburg einen großen Verlust und macht mich tieftraurig. Sie hat in ihrer Amtszeit mit ihrer stets konkreten, engagierten und zupackenden Art viel für alle Kulturbereiche der Stadt erreicht. Frau Kisseler gab einem das Gefühl, dass sie wirklich zuhört und sich für die vorgetragenen Belange einsetzten wird. Sie hat das Hamburger Theater Festival und das mit ihm verbundene bürgerschaftliche Engagement mit Freude unterstützt und hatte immer ein offenes Ohr. Ihre Lockerheit, ihr Humor und ihre Zugewandtheit machten eine Zusammenarbeit leicht.

    Kent Nagano, Dirigent und Hamburger Generalmusikdirektor

    We in Hamburg deeply mourn the passing of our visionary Kultur Senator, Barbara Kisseler. The formidable civic leader combined her brilliant intellect with sharp strategic prowess to regularly realise dreams far beyond the expectations of given circumstances. Her exceptional talent to architect major socio-cultural initiatives combined with a seemingly fearless courage allowed her to provide her constituents with a hope and optimism so rare and so desperately needed in today's increasingly complicated world. These special gifts combined with a natural wit, charm and warm generosity made her a personality one felt privileged to have known. We will miss her profoundly and Hamburg, present and future, will surely remember her spirit and the legacy she leaves behind.

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    Für Hamburgs Kulturszene war die gebürtige Rheinländerin ein Glücksfall. Als sie im März 2011 unter Olaf Scholz Präses der Kulturbehörde wurde, war sie mit einer Fülle von ungelösten strukturellen und finanziellen Problemen konfrontiert, nicht nur im Theaterbereich, sondern unter anderem auch bei den Museumsstiftungen.

    Besonders schwer wog der Problemstau um das Millionenprojekt Elbphilharmonie, der sich längst zu einem international beachteten Skandal ausgeweitet hatte.

    Barbara Kisseler brachte Witz und Charme in Hamburger Politik

    Mit enormer Beharrlichkeit, fachlicher Kompetenz, Durchsetzungskraft und großem Verhandlungsgeschick gelang ihr schließlich gemeinsam mit dem Bürgermeister, die Einigung zwischen der Stadt und mit dem Baukonzern Hochtief zu erreichen, die die Fertigstellung des Konzerthauses schließlich ermöglicht hat. Auch in anderen Bereichen der Kultur konnte sie Konflikte befrieden und mit der Besetzung von Spitzenposten, bei der sie stets eine glückliche Hand hatte, neue Perspektiven eröffnen. Barbara Kisseler brachte Witz, Charme und einen klugen, oft hintergründigen Humor in die Hamburger Politik.

    Selbstverständlich hatte sie gehofft, das Eröffnungskonzert der Elbphilharmonie am 11. Januar des kommenden Jahres miterleben zu können, als Krönung ihres kulturpolitischen Engagements, das über alle politische Lager hinweg gewürdigt und geschätzt wurde. „Dass es nun anders gekommen ist, macht nicht nur mich persönlich, sondern uns alle im Senat sehr traurig“, sagte Olaf Scholz. Die Freie und Hansestadt Hamburg und mit ihr die ganze Bundesrepublik verliere „eine herausragende Anwältin der Kultur, die fehlen wird.“