Hamburg. Hamburger Feuerwehr rückt täglich aus, um angezündetes Altpapier oder brennenden Müll zu löschen. Die Täter werden fast nie gefasst.

Für die Hamburger Feuerwehr ist es eine Routinemeldung: „Feuer klein“ heißt es, wenn mal wieder irgendwo in der Stadt ein Altpapiercontainer oder ein Mülleimer in Brand gesetzt wurde. „Das passiert fast täglich“, sagt Feuerwehrsprecher Werner Nölken. „Entweder schmeißt jemand seine Kippe rein oder zündet das Altpapier selbst an.“

Dass dies zum Alltag in der Stadt gehört, macht es nicht zu Bagatelle, auch nicht für die Profis. Der Brandrat ärgert sich über die Taten, ob nun Gedankenlosigkeit oder Absicht dahintersteckt. Er hat beobachtet, dass seine Kollegen besonders oft zu qualmenden Containern ausrücken müssen, wenn die Termine für deren Leerung nahen. Dann sind die Container meist überfüllt – und das provoziere, so Nölkens Vermutung, so manch einen, Platz für sein eigenes Altpapier zu schaffen. „Da hilft der Bürger sich offenbar selbst.“

Jährlicher Schaden von 50.000 Euro

Diese Interpretation hält Reinhard Fiedler zwar für „abwegig“. Dass aber die täglich qualmenden Papier- und Müllbehälter ein Ärgernis sind, bestätigt auch der Sprecher der Stadtreinigung. 117 Altpapiercontainer brannten im vergangenen Jahr in Hamburg, in diesem Jahr waren es bis Ende September bereits 107.

Insgesamt hat die Stadtreinigung 2300 sogenannte Depotcontainer für alte Zeitungen, Prospekte und Papierverpackungen in der Stadt aufgestellt. Brennt einer der schweren Stahlbehälter, muss er in den meisten Fällen zumindest leu lackiert werden. Das kostet die Stadtreinigung jeweils rund 500 Euro für Reparatur und Transport. Für das vergangene Jahr bedeutet das einen Schaden in Höhe von mindestens 50.000 Euro.

Mindestens ein Jahr Haft für Brandstiftung

In allen Stadtteilen kommt es laut Reinhard Fiedler immer wieder zu diesen kleinen Bränden. „Es gibt keine Schwerpunkt-Standplätze.“ Allerdings würden auffällig häufig Papiercontainer in der Sternschanze angezündet, wenn dort Demonstranten durch die Straßen laufen. Wer einen brennenden Container entdeckt, so Fiedler, solle sofort die Feuerwehr rufen.

Ob Altpapiercontainer, Abfalleimer an Bushaltestellen oder große Mülltonnen vor Mehrfamilienhäuser – jeder angezündete Sammelbehälter führt zu einer Anzeige. In der Regel werde wegen Sachbeschädigung ermittelt, so eine Polizeisprecherin. Brenne allerdings ein Behälter in unmittelbarer Nähe zu einem Gebäude oder auch einem Fahrzeug, zähle das als Brandstiftung. Und das bedeutet für die Täter eine Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr.

Anzeigen verlaufen ins Leere

Theoretisch – denn in der Praxis würden die Taten selten aufgeklärt, räumt die Polizeisprecherin ein. „Wenn doch jemand gefasst wird, handelt es sich oft um einen jugendlichen Ersttäter, sodass es nicht zu einer Verurteilung kommt.“ Dann bleibe der Stadt nur noch, die Kosten für den entstandenen Schaden von den Tätern zurückzufordern.

Die Anzeigen der Stadtreinigung verliefen jedoch ins Leere. „Nach unseren Informationen wurde bisher kein Täter ermittelt“, sagt Reinhard Fiedler. Brandrat Werner Nölken hofft trotzdem, dass es mit den täglichen Brandstellen in der Stadt irgendwann ein Ende hat. Das sollte eigentlich nicht schwierig sein, meint er. „Einfach kein Altpapier mehr anstecken!“