Hamburg. Von Ende Oktober an soll die Anlage „Prozessdampf“ an die benachbarte Holborn Europa Raffinerie liefern.

Die CDU hat es immer mal wieder gefordert – und der Energiekonzern Vattenfall sowieso. Für den rot-grünen Senat aber ist die Idee, Hamburger Haushalte mit Fernwärme aus dem Kohlekraftwerk Moorburg zu versorgen, längst gestorben. Mit zu viel Widerstand wäre beim Leitungsbau zu rechnen – und zudem soll die Fernwärme ja künftig möglichst klimafreundlich erzeugt werden. Dazu passe keine Wärme aus einem Kohlekraftwerk, so die Argumentation des Senates.

Für Kraftwerksbetreiber Vattenfall ist diese Entscheidung ein großer Nachteil. Denn wenn die ohnedies entstehende Wärme nicht genutzt wird, sondern in Elbe und Himmel verpufft, dann sinkt der Wirkungsgrad des Kraftwerks deutlich. Nun aber ist es dem schwedischen Konzern immerhin gelungen, einen ersten Privatkunden für die Abnahme von Wärme zu gewinnen. Von Ende Oktober an soll die Anlage „Prozessdampf“ an die benachbarte Holborn Europa Raffinerie liefern. Damit wird Wärme des Kraftwerks erstmals verkauft.

„Wir haben mitten in Hamburg eine Wärmequelle, die bisher ungenutzt blieb“, sagte Vattenfall-Norddeutschland-Geschäftsführer Pieter Wasmuth dem Abendblatt. „Aus Klimaschutzgründen ist es sinnvoll, nicht nur den Strom, sondern auch die Wärme dort zu verwenden, wo sie anfällt – ob als Prozessdampf für die Industrie oder an anderen Stellen“, so Wasmuth.

Spekulationen über Verkauf des Kraftwerks

Holborn-Geschäftsführer Frank Heyder sagte, dass durch die Zusammenarbeit „15.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden können“. Das sei „ein toller Erfolg“. Der Dampf werde in der Raffinerie „für die Durchführung chemischer Prozesse benötigt“, so Heyder. „Bisher wurde er durch die Verbrennung von Erdgas erzeugt. Die Kraft-Wärme-Kopplung der Moorburger Anlage sorgt nun künftig dafür, dass die eingesetzte Energie effektiver ausgenutzt werden kann und leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.“ Beliefert wird der neue Kunde über eine neue Dampfleitung, die bis Ende Oktober fertiggestellt sein soll.

Zuletzt hatte es Spekulationen über einen baldigen Verkauf des Kraftwerks gegeben. Hintergrund waren Äußerungen von Vattenfall-Konzernchef Magnus Hall – und Vattenfalls Ziel, bis 2050 nur noch klimaneutral Energie zu erzeugen. Konkrete Verkaufsabsichten wurden allerdings später vehement dementiert. Hamburgs Vattenfall-Chef Wasmuth hatte kürzlich betont, Moorburg sei im August 2016 „mit beiden Blöcken zu 98 Prozent der Zeit gelaufen, weil es kaum Sonne oder Wind gab“. Das zeige die Bedeutung des Kraftwerks für die Hamburger Energieversorgung.