Hamburg . Vier Jahre lang haben die Gebrüder Braun und 50 Modellbauer an der neuesten Attraktion gearbeitet. Am 29. September ist Eröffnung.

Die rauen Felsen der Amalfiküste winden sich durch die schroffe süditalienische Landschaft und formen enge Schluchten, gesäumt von vermoosten Steinhängen. Ein paar Meter weiter steht Papst Franziskus auf der Loggia des Petersdoms und winkt den Gläubigen zu. Nur einen Steinwurf entfernt thront der Vesuv bedrohlich über der Stadt Pompeji, die zum Teil wieder freigelegt wurde und das Leben der Einwohner vor dem Vulkanausbruch zeigt.

Auf mehr als 190 Quadratmetern erstreckt sich der neue Italien-Abschnitt im Miniatur Wunderland in der Hamburger Speicherstadt, der größten Modelleisenbahnanlage der Welt. Ein Team aus 50 Modellbauern und Technikern hat vier Jahre Arbeit in die Fertigstellung investiert. „Kein Abschnitt war bislang so detailgenau“, sagen die Gründer und Zwillingsbrüder Frederik und Gerrit Braun (48) stolz. Vergleiche man den Aufwand mit den Bauten zu Beginn des Wunderlands vor 15 Jahren, so hätten sie für diese Anlagengröße wohl nur ein Jahr gebraucht. „Da sieht man, dass sich die Ansprüche ein klein bisschen verändert haben“, scherzt Frederik Braun.

Doch warum gerade Italien? „Wir haben rund 200 Staaten auf der Welt, von denen wahnsinnig viele attraktiv sind, aber wir wollten uns erst mal um Deutschland herum austoben“, sagt Gerrit. Im Team sei die Wahl dann einheitlich auf Italien gefallen.

Ein ganzes Jahr dauerte die Planung auf Papier, bevor die eigentliche Bauphase losgehen konnte. In minutiöser Kleinarbeit stellten die Modellbauer fast jedes Detail des Bereiches selber her. Allein für das Kolosseum betrug die reine Bauzeit schätzungsweise ein halbes Jahr. Besucher merken schnell: Wer hier arbeitet, für den muss sein Beruf eine Leidenschaft sein. Anders ist es schwer vorstellbar, wie man Dutzende, manchmal Hunderte Stunden an einem einzigen Bauelement herumtüfteln kann. Für eine kleine, relativ unscheinbare Brücke wurden beispielsweise 1400 Einzelteile zusammengesetzt.

Frederik Brauns Highlight der neuen Anlage ist die Amalfiküste: „Unfassbar ist ihre Dreidimensionalität. Ich frag mich jedes Mal wieder: Wie soll man das toppen?“ Gerrits Wahl hingegen fällt ganz klar auf den Vesuv. „Das ist mein Lieblingsdetail, weil da so viel Herzblut drinsteckt“, schwärmt er. Einen Vulkan zu bauen, bei dem auch ein Ausbruch simuliert werden konnte, war die größte Herausforderung des neuen Abschnitts – Lava in Zeitlupe sozusagen.

Zu sehen: die Nachbildung
der Spanischen Treppe in Rom
Zu sehen: die Nachbildung der Spanischen Treppe in Rom © dpa | Daniel Reinhardt

Wie immer können im Miniatur Wunderland nicht nur atemberaubende Landschaften und Bauwerke bestaunt werden. Im Stiefel-Land spielen die Modellbauer ganz bewusst auch mit den klassischen Klischees: teure Modeboutiquen werden ebenso dargestellt wie der Tatort eines Mafia-Mordes oder auch ein flüchtender Liebhaber. Ein von der Antifa besetztes Gebäude mit Punkern im Vorgarten darf da natürlich auch nicht fehlen.

Bis zur Eröffnung des neuen Italien-Abschnitts am 29. September arbeiten alle Modellbauer noch unter Hochdruck, um rechtzeitig alle Elemente fertigzustellen. Und worauf können sich die Mini-Bahnurlauber nach Bella Italia freuen? Die Braun-Brüder wollen erst das Fürstentum Monaco nachbauen – und danach geht es nach Frankreich. Ist ja auch nicht mehr weit dann.

Das Miniatur-Wunderland in der Speicherstadt (Kehrwieder 2, Block D) ist täglich ab 9.30 Uhr, an Wochenenden meist ab 8.30 Uhr geöffnet. Es schließt zwischen 18 und 23 Uhr – die genauen Zeiten gibt es auf www.miniatur-wunderland.de. Der Eintritt kostet 13 Euro, für Kinder bis 16 Jahre 6,50 Euro.