Hamburg. Experten rechnen mit dem Ende der Billigangebote. Auch für Hamburger Fahrgäste wird sich einiges ändern.

Angedeutet hatte es sich schon länger, nun macht die Deutsche Bahn zum Jahresende ernst: Sie stellt ihr innerdeutsches Fernbusangebot weitgehend ein. Der Berlin Linien Bus ist damit Geschichte. Und auf dem noch jungen Fernbusmarkt ist binnen nicht einmal vier Jahren nur noch ein nennenswerter Anbieter übrig: Flixbus. Experten rechnen jetzt mit dem Ende der Billigangebote. Auch für Hamburger Fahrgäste wird sich einiges ändern. Bisher bot der Berlin Linien Bus täglich zwölf Fahrten von der Hanse- in die Hauptstadt an. Dieses Angebot wird sich nun deutlich reduzieren.

In den vergangenen Monaten hat die Bahn sich das eigene Fernbusgeschäft angesehen und angesichts von jährlich 28 Millionen Euro Verlust bei rund zwölf Millionen Euro Umsatz beschlossen, weitgehend auszusteigen – zumindest im Inland. Denn das Unternehmen will sein grenzüberschreitendes Fernbusangebot, den IC Bus, ausbauen. Dadurch können Hamburger auch weiter mit einem Bus der Bahn in die Hauptstadt fahren. Denn der IC Bus bedient die Strecken Berlin–Hamburg–Kopenhagen und verbindet Hamburg zudem mit Amsterdam. Für weitere Berlin-Fahrten müssen die Hamburger auf Flixbus setzen. Deren Chef Andre Schwämmlein sieht den Markt auch noch nicht ausgereizt: „Unsere Kunden erwarten ein sehr gutes Produkt zum sehr guten Preis – das wird so bleiben.“ Und wenn beliebte Strecken wie Hamburg–Berlin weiter gut nachgefragt würden, werde auch mehr angeboten. Bereits heute fährt Flixbus mindestens im Stundentakt zwischen den Metropolen.

Flixbus hat einen Marktanteil von 80 Prozent

Anfang 2013 hatte die Bundesregierung den Fernbusmarkt freigegeben. Bis dahin durften Fernbusstrecken nur eröffnet werden, wenn sie der Bahn keine Konkurrenz machten. Von starkem Wettbewerb im Fernbussystem ist praktisch nichts mehr zu sehen. Die grünen Busse von Flixbus dominieren. Die Münchner arbeiteten sich nach einem klassischen Start-up-Plan hoch: So schnell wie möglich Nummer eins werden, auch bei hohem Verlust, danach die Gewinne ernten. Sie hatten als Nummer zwei im Januar 2015 die Nummer eins, Mein Fernbus aus Berlin, übernommen. Im Juni dieses Jahres folgte Megabus, im August Postbus. Schon jetzt hat Flixbus einen Marktanteil von 80 Prozent. Mit dem Ausscheiden der Bahn steigt er.

Für Daniel Zimmer von der Universität Bonn, früher Chef der Monopolkommission, ist klar: „Hat ein Wettbewerber einen Marktanteil von beispielsweise 80 Prozent, kann man von einem Nahezu-Monopol sprechen.“ Die Folgen für die Kunden sind für ihn auch recht klar: „Bleibt nur ein beherrschender Wettbewerber übrig, muss man mit steigenden Preisen und einem schlechteren Angebot rechnen.“ Flixbus-Chef Schwämmlein sieht das anders. „Im Gesamtumfeld ändert sich für uns nicht viel.“ Der Wettbewerb mit dem Schienenverkehr nehme ja nicht ab. Ein Angebot wie kürzlich für 9,99 Euro quer durch Deutschland werde es weiter geben. Flixbus ist inzwischen der mächtigste Konkurrent der Deutschen Bahn mit ihrem Schienennetz. Die hatte das Thema Fernbus völlig verschlafen und in großem Stil Umsatz an die günstigere Konkurrenz verloren. Inzwischen hat Bahn-Chef Rüdiger Grube gegengesteuert. Mehr Service, viele Sonderangebote, WLAN auch in der zweiten Klasse.

„Dieser Wettbewerb scheint derzeit zu funktionieren“, sagt Zimmer, weshalb er die Liberalisierung des Fernbusmarktes trotz der Konzentration bei den Busunternehmen für gelungen hält – „so lange es eine wirkliche Konkurrenz mit dem Schienenverkehr gibt“.