Hamburg. Die “AIDAprima“ soll schon bald im Mittelmeer eingesetzt werden. Denn dort ist mehr Geld zu verdienen als im Norden Europas.
Hamburgs Blütenträume vom Aufstieg zu einem Top-Standort der Kreuzfahrtbranche bekommen einen empfindlichen Dämpfer: Nach Informationen des Abendblatts will Deutschlands größte Kreuzfahrtreederei, AIDA Cruises, ihr Hamburger Flaggschiff „AIDAprima“ zur Wintersaison 2017/18 ins westliche Mittelmeer verlegen.
Damit wäre schon nach einem Jahr das Angebot ganzjähriger Kreuzfahrten ab Hamburg gescheitert.
Näheres will die Reederei erst am Donnerstag kommender Woche bekannt geben. Fest steht aber, dass sie umfangreiche Änderungen plant. Für Hamburg bedeuten sie einen herben Verlust: Erst Ende April dieses Jahres war die „AIDAprima“ unter großer Aufmerksamkeit in Hamburg eingelaufen.
Emma Schweiger hat die "AIDAprima" getauft
Noch spektakulärer war die Taufe durch die Schauspielerin Emma Schweiger im Rahmen des Hafengeburtstags Anfang Mai. Seitdem bietet das Schiff jede Woche Rundreisen zu nordeuropäischen Metropolen an – auch im Winter, was in der gesamten Branche als kleine Sensation galt.
Denn bisher war es üblich, die Schiffe zwecks einer besseren Auslastung am Ende der Sommersaison in wärmere Regionen zu verlegen. Zu dieser Praxis kehrt AIDA Cruises jetzt offenbar zurück.
Die Gründe dafür sind rein wirtschaftlich: Wie aus dem Umfeld der Reederei verlautete, sei man zwar mit der Auslastung der „AIDAprima“-Rundreisen ab Hamburg sehr zufrieden gewesen. Auch für die bevorstehenden Wintermonate seien die 1643 Kabinen „hervorragend“ gebucht. Allerdings sei im Mittelmeerraum die Nachfrage geradezu explodiert.
Die Reederei habe dann erkannt, dass dort derzeit mehr Geld zu verdienen sei und die neue Route deshalb eingeplant.
Reederei will sich erst Mitte September offiziell äußern
Von AIDA Cruises war keine Stellungnahme zu erhalten. „Wir werden uns erst am 15. September zu unseren Plänen äußern“, sagte Chefsprecher Hansjörg Kunze. Somit war noch nicht zu erfahren, ob und wann AIDA Cruises das ganzjährige Kreuzfahrtangebot ab Hamburg wieder aufnimmt.
Die Reederei wird in den kommenden Jahren drei weitere Schiffe erhalten: Im kommenden Jahr wird endlich von der japanischen Werft das Schwesterschiff der „AIDAprima“ namens „AIDAperla“ ausgeliefert. 2019 und 2021 gehen dann zwei völlig neue konzipierte Schiffe von der Meyer-Werft in Papenburg an AIDA. Mittelfristig wird das Angebot der Abfahrten ab Hamburg also voraussichtlich wieder ausgebaut.
Auch die US-Reederei NCL streicht Anläufe in Hamburg
Für Hamburgs Kreuzfahrtpläne ist es dennoch zunächst ein Rückschritt. Bereits im August hatte die US-Reederei Norwegian Cruise Line (NCL) bekannt gegeben, dass sie ihre geplanten Abfahrten ab Hamburg wegen mangelnder Nachfrage für Rundreisen aus der Hansestadt deutlich reduzieren wird. Anstatt der ursprünglich vorgesehenen 19- mal soll die „Norwegian Jade“ 2017 nur sechsmal die Elbe hinaufkommen.
Damit dürften auch Hamburgs Pläne für den Bau eines vierten Kreuzfahrtterminals erst einmal auf Eis liegen. Noch im Juli hatte der Aufsichtsrat der Hamburg Port Authority eine Grundsatzentscheidung zum Ausbau der Liegeplätze für Traumschiffe gefällt. Diese sollten im Mittleren Freihafen auf Steinwerder entstehen, der umstrukturiert werden soll.
In diesem Jahr gibt es 160 Schiffsanläufe
Im Gespräch war entweder eine Erweiterung des dritten Kreuzfahrtterminals, das auf Steinwerder bereits in Betrieb ist, oder der Bau eines vierten Terminals daneben. Jetzt muss die Stadt erst einmal schauen, wie viele Kreuzfahrtschiffe Hamburg in Zukunft überhaupt noch anlaufen. Für dieses Jahr erwartet das Hamburg Cruise Center insgesamt 160 Kreuzfahrtanläufe mit 660.000 Passagieren. Im kommenden Jahr soll die Marke von 700.000 Passagieren geknackt werden.