Hamburg. Stellwerkpanne sorgt am Mittwoch für lange Verspätungen bei der Bahn. Bauarbeiten auf der Strecke noch bis Sonntag.

Sie ist eine der wichtigsten Strecken der Deutschen Bahn, trotzdem sorgt die Verbindung zwischen Hamburg und Berlin immer wieder für Ärger. Am Mittwochmorgen war es ein zweistündiger Stellwerksausfall in Hamburg-Rothenburgsort der Tausende Bahnreisende ausbremste. Bereits die IC-Verbindung um 7.06 Uhr ab Berlin-Hauptbahnhof hatte 100 Minuten Verspätung, auch der folgende ICE um 7.25 Uhr musste umgeleitet werden und kam mit mehr als anderthalbstündiger Verspätung in Hamburg an.

Die Stellwerkpanne führte zu einer Kettenreaktion, die auch Bahnmitarbeiter traf. So konnte der ICE um 9.30 Uhr ab Berlin erst um 10.38 Uhr starten, weil der Lokführer in einem etwa zwei Stunden verspäteten Eurocity aus Hamburg saß. Auch dann lief nicht alles rund. Das Bordrestaurant blieb geschlossen, weil das Team ebenfalls verspätet in Berlin angekommen war.

Nach Angaben von Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis normalisierte sich der Bahnverkehr gegen 11.00 Uhr wieder. Insgesamt seien 35 Verbindungen im Fern-, Regional- und Nahverkehr betroffen gewesen. Nach Berichten von Bahnkunden gab es nur spärliche Informationen, die Formulare für eine Verspätungsentschädigung seien nicht ausgehändigt worden.

Ursprünglich sollte die Strecke in 90 Minuten gefahren werden

Ohnehin dauert die Fahrt auf der 260-Kilometer-Strecke derzeit etwa 20 Minuten länger als geplant. Grund sind Gleisbauarbeiten zwischen Boizenburg und Wittenberge. Der ICE braucht deshalb seit Mitte August im besten Fall knapp zwei Stunden von Hamburg-Hauptbahnhof nach Berlin-Hauptbahnhof. Normalerweise dauert die schnellste Verbindung 1 Stunde und 42 Minuten. Von der Erneuerung der Gleise ist auch der Nahverkehr betroffen. Die Maßnahme soll bis Sonntag abgeschlossen sein.

Allerdings ist auch die normale Fahrtzeit immer noch deutlich länger als die 90 Minuten, die die Deutsche Bahn bei der Inbetriebnahme der Hochgeschwindigkeitsstrecke Ende 2004 versprochen hatte. Und liegt auch knapp über den 98 Minuten, die der Schienenzeppelin 1931 für die Strecke brauchte. „90 Minuten sind nur zu schaffen, wenn der Zug durchgehend grüne Welle hat“, erklärt Bahnsprecher Meyer-Lovis die Diskrepanz. Das hätten in der Vergangenheit nur zwei Züge geschafft. Und zwar unter anderem, weil es den Halt in Berlin-Spandau nicht gegeben habe.

Pro Bahn hält Zeitpuffer im Fahrplan für besser

„Ohne einen Ausbau der Trasse ist eine kürzere Fahrzeit nicht realistisch“, sagt Klaus-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn. Denn auf der sogenannten Mischverkehrsstrecke verkehren auch Güter- und Regionalzüge. „Da kann es schnell mal ein paar Minuten Verspätung geben“, sagt Naumann. „Es ist besser, wenn die Bahn einen Zeitpuffer in den Fahrplan einbaut.“

Auch Dirk Fischer, CDU-Bundestagsabgeordneter aus Hamburg, kennt die unterschiedlichen Fahrzeiten aus langjähriger Pendel-Erfahrung. „Die technisch mögliche Fahrzeit mit höchster Geschwindigkeit ist nur ohne Stopp möglich“, sagt der Verkehrsexperte. Allerdings müssten auch Reisende außerhalb der Metropolen entlang der Strecke aus- und einsteigen können.

Das betrifft vor allem den letzten Zug um 22.45 Uhr von Berlin nach Hamburg, der in Wittenberge und Ludwigslust hält. Derzeit fährt der Zug nur bis Hamburg-Hauptbahnhof. Der Grund: Der Zug fährt von dort angesichts der angespannten Fahrzeugsituation direkt ins Werk, um am nächsten Tag wieder zur Verfügung zu stehen. Das soll sich mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2016 ändern: Dann heißt die Endhaltestelle wieder Hamburg-Altona.