Hamburg. Eizi Eiz, Denyo und DJ Mad stellten „Advanced Chemistry“ im Uebel & Gefährlich vor. Dabei: Gentleman und zwei Hip-Hop-Legenden.
„In den 90er-Jahren war es Usus, dass der ganze Laden 90 Minuten gesprungen ist, ja mit den Füßen mehr in der Luft war als auf dem Boden. Das Publikum heute hat zwar den gleichen Spaß, aber nicht gelernt, richtig zu eskalieren“, erzählte DJ Mad von den Beginnern eben erst im Abendblatt-Interview. Nun, die 800 Fans beim Beginner-Konzert im Uebel & Gefährlich in der Nacht von Donnerstag auf Freitag sind zumeist in den 90ern aufgewachsen, aber obwohl der seit Wochen ausverkaufte Bunkerclub viel zu klein für die Hamburger Hip-Hop-Pioniere ist, wird auch hier kaum eskaliert. Es ist vielmehr eine gute Familienfeier im fortgeschrittenen Stadium.
Die alte Hymne „Hammerhart“ pustet Umluft in den Ofen
Das reicht auch, es ist eh viel zu heiß an diesem hochsommerlichen Abend. Kurz nach Mitternacht entern Eizi Eiz, Denyo und DJ Mad sowie zwei Souldeerns die Bühne und begrüßen bei „ Ahnma“ auch den Kölner Reggaesänger Gentleman am Mikro, der direkt von seinem Konzert im Stadtpark an die Feldstraße gekommen ist. Die alte Hymne „Hammerhart“ pustet noch mehr Umluft in den Ofen und die Frage „hast du Interesse an Rap und fette Bässe?“ ist hier rein rhetorisch. An den Schirmen ungezählter Caps bilden sich Vorhänge kleiner Schweißperlen, im Takt wedelnde Arme verteilen den nächsten Aufguss.
Natürlich ist der Abend nicht nur ein Test für die beiden ebenfalls ausverkauften Sporthallen-Konzerte im Dezember, sondern auch ein Produkthinweis. An diesem Freitag erscheint nach 13 Jahren das vierte Beginner-Album „Advanced Chemistry“: „Ich glaube die Scheibe ist jetzt draußen, geht mal raus und holt sie, dann könnt ihr in einer Stunde mitrappen“, ruft Eizi Eiz, bevor er weiter mit Denyo wie aufgezogen über die Bühne tobt. „Rambo No. 5“, „Schelle“, „Fäule“, „Rock On“ und „Es war einmal“ pumpen alte und neue Reime ab. Live sind die Beginner, die ja schon seit einigen Jahren wieder auf Festivals zu sehen sind, in alter Frische. „Advanced Chemistry kommt jetzt raus!“, ruft Eizi Eiz. „Ich meine: Advanced Chemistry kommt jetzt raus“, und so langsam hat man genug von der Reklame.
Mehr gewippt als gesprungen
Da kommen tatsächlich Torch und Toni-L von Advanced Chemistry auf die Bühne, die Heidelberger Hip-Hop-Vorreiter der späten 80er und frühen 90er. Die Band, die nicht nur die Beginner und ihren aktuellen Albumtitel entscheidend geprägt hat, sondern so ziemlich jeden, der auf Deutsch rappt. „Ihr habt jetzt den Stress und wir den Spaß“ geben die beiden den Beginnern mit auf dem Weg, als sie „ Wir waren mal Stars“ zum Besten geben. Eine feine Geste und eine schöne Überraschung für alle, die noch nichts über das Berliner Clubkonzert am Mittwoch im Lido gelesen haben. Mit „Liebes Lied“, „ Gustav Gans“ und „Danke“ endet das Release-Konzert nach 90 Minuten. Es wurde mehr gewippt als gesprungen, aber die Luft steht. Rap und fette Bässe. Hammerhart.