Hamburg. Beachvolleyball-Olympiasiegerin Kira Walkenhorst flog vorzeitig zurück nach Hamburg. Bereits am Montag trainiert sie wieder.
Um 19.11 Uhr MESZ öffnet sich die Glastür im Ankunftsbereich des Terminals 1 am Hamburg Flughafen, und als Kira Walkenhorst (25) heraustritt, braucht die Beachvolleyball-Olympiasiegerin einen Moment der Orientierung, bis sie das Empfangskomitee auf der rechten Seite erblickt. Ingrid Unkelbach, die Leiterin des Olympiastützpunktes Hamburg/Schleswig/Holstein (OSP) ist mit zahlreichen Mitarbeitern gekommen, und natürlich ist auch Maria Kleefisch (32) da, die OSP-Trainerin für Beachvolleyball, ihre Freundin. Nach einer innigen Umarmung sagt Kira Walkenhorst: „Ich freue mich unheimlich, wieder in Hamburg zu sein.“
"Jetzt bin ich einfach nur hundemüde"
In Rio hatte sie am Freitag die Sehnsucht gepackt, und sie entschloss sich, noch vor der Abschlussfeier im Maracanã-Stadion zurückzufliegen. „Die Tage nach unserem Olympiasieg in der Nacht zum Donnerstag waren extrem anstrengend. Wir hatten einen Termin nach dem anderen, dann der Umzug von unserem Appartement ins olympische Dorf, und irgendwann hatte ich auch genug gefeiert, genug gejubelt. Jetzt bin ich einfach nur hundemüde und will schlafen, schlafen, schlafen.“ Vorher, verrät sie, „werden wir noch einen Trinken gehen“, aber auf keinen Fall Caipirinha. Die Abschlusszeremonie in der Nacht zum Montag wolle sie sich im Fernsehen anschauen, „wenn ich es schaffe, so lange wach zu bleiben“.
Ihre Spielpartnerin Laura Ludwig würde sie dann am Bildschirm sehen, wohl die eine oder andere WhatsApp von ihr erhalten, denn die 30-Jährige ist in Brasilien geblieben. Ludwig, die Extrovertierte, die gefühlt immer Fröhliche, will die Party nach dem Triumph an der Copacabana bis zum letzten Moment genießen. „Sie hat die letzte Nacht ausgeschlafen. Laura wird das durchstehen“, weiß Walkenhorst. Ihr Ding sei das nicht. Auch beim Empfang der deutschen Olympiamannschaft am Dienstagmittag in Frankfurt am Main wird sie fehlen. „Ich brauche das nicht“, sagt sie.
Walkenhorst am Montag wieder beim Training
Der Alltag wird die Olympiasiegerinnen bereits in dieser Woche einholen. Walkenhorst geht noch am Montag zum Krafttraining an den Olympiastützpunkt in Dulsberg, „wenn ich ausgeschlafen habe“. Am Mittwochnachmittag wird sie im BeachCenter am Alten Teichweg dann mit Ludwig wieder das Balltraining im Sand aufnehmen. „Wir werden in diesem Jahr noch zwei Turniere spielen, und da wollen wir auf jeden Fall konkurrenzfähig sein, auch wenn wir nicht mehr auf den Punkt vorbereitet sein werden wie in Rio“, sagt Walkenhorst.
Die Turniere, die beiden „sehr am Herzen liegen“, sind die deutschen Meisterschaften in Timmendorf (9. bis 11. Septemer) und anschließend das Finale der weltweiten Major-Serie im kanadischen Toronto (13. bis 17. September). „In Timmendorf, in dieser fantastischen Atmosphäre als Olympiasiegerinnen aufzuschlagen, das wird noch mal ein emotionaler Höhepunkt in dieser Saison“, ahnt Walkenhorst.
Dass sie weitermachen werden, steht für beide fest
In Toronto wiederum steht eine ganze Menge Preisgeld auf dem Spiel. Die besten zwölf Teams der Weltrangliste bei Männern und Frauen baggern um Prämien von insgesamt 500.000 US-Dollar, die Sieger erhalten 100.000 Dollar, rund 88.300 Euro. Im vergangenen Jahr waren Ludwig/Walkenhorst beim Major-Finale in Fort Lauderdale (USA) Zweite geworden.
Dass sie weitermachen werden, steht für beide fest. „In dem Moment, in dem wir in der Weltspitze angekommen sind, aufzuhören, kommt für uns nicht infrage“, sagt Walkenhorst. Ende September werden sie sich mit Cheftrainer Jürgen Wagner zusammensetzen, die Ziele für die nächsten Jahre definieren. „Ob wir zwei oder vier Jahre weitermachen wollen, darüber werden wir reden.“ Olympia, diese unglaublich vielen intensiven Eindrücke, Erlebnisse und Begegnungen habe sie aber noch längst nicht verarbeitet, sagt Kira Walkenhorst Allmählich werde ihr erst klar, was ihnen beiden da in Rio gelungen sei. „Krass war es, dass wir im Stadion von den Brasilianern ausgepfiffen wurden, als wir jedoch den Menschen in der Stadt begegneten, haben uns viele erkannt und uns beglückwünscht. Das waren richtig herzliche Szenen.“
Erkannt wurde Kira Walkenhorst auch auf ihrem Rückflug nach Deutschland. Bei jeder Kontrolle musste sie ihre Handtasche öffnen. „Die wollten alle meine Goldmedaille sehen und anfassen“, sagt sie. „Die Plakette ist unheimlich schwer. Am Donnerstag sind wir mit ihr den ganzen Tag herumgelaufen. Am Abend hatte ich leichte Nackenschmerzen.“ Das Los einer Olympiasiegrinnen. „Es gibt sicherlich Schlimmeres“, sagt Kira Walkenhorst – und lacht herzlich.