Hamburg. Es fehlen rund eine Milliarde Liter Wasser im Jahr als Rücklage für den Notfall. Trinkwasserversorgung ist aber gesichert.

In Hamburg ist das Wasser knapp. Auf diese Botschaft lässt sich der jüngste „Statusbericht zur Trinkwasserversorgung in Hamburg“ bringen. Demnach fehlen rund eine Milliarde Liter Wasser im Jahr, um den Grundwasserbedarf mit Sicherheits­zuschlägen für Wasserwerksausfälle und Trockenheit auszugleichen. Das entspricht einer Menge des zweieinhalbfachen Fassungsvermögens der Binnenalster.

Indes handelt es sich bei der Wasserknappheit um einen theoretischen Wert. Tatsächlich hat das städtische Versorgungsunternehmen Hamburg Wasser seine 2,1 Millionen Kunden mit ausreichend Trinkwasser versorgt. Der Bedarf lag im vergangenen Jahr bei 109 Millionen Kubikmetern, also 109 Milliarden Litern. Gefördert wurden 120 Millionen Kubikmeter.

Wasserbedarf steigt weiter an

Falls nötig, könnte Hamburg Wasser höchstens 132 Millionen Kubikmeter Trinkwasser fördern. Mehr geben die Brunnen nicht her. Tatsächlich sind aber für den absoluten Extremfall rund 133 Millionen Kubikmeter vorgesehen – macht die eingangs genannten fehlenden eine Milliarde Liter. Dieses Phänomen wird sich in den kommenden Jahren noch einmal verstärken, wie die „Welt“ schreibt. Danach wird bis zum Jahr 2025 der Wasserbedarf noch einmal steigen. Für den Extremfall fehlten dann 1,5 Milliarden Liter Wasser. Wohlgemerkt nur dann, wenn mehrere Wasserwerke ausfielen.

Dass es zu so einem Szenario kommen könnte, hält Hamburg Wasser für wenig wahrscheinlich. „Mit den Mengen, die wir jetzt fördern können, haben wir im übertragenen Sinne nicht einen, sondern vier Ersatzreifen mit an Bord“, sagt Ole Braukmann, Sprecher des Versorgungsunternehmens. Ein Hauptgrund für die rechnerisch drohende Unterdeckung des tatsächlichen Wasserbedarfs liegt unter anderem darin, dass die Hamburger Bevölkerung schneller wächst als noch vor Jahren angenommen. Auch die gestiegene Zahl von Singlehaushalten könnte eine Erklärung dafür sein. Offenbar nutzen Singles Wasch- und Spülmaschinen weniger effizient als Familienhaushalte.

Tatsächlich steigt der Pro-Kopf-Verbrauch seit 2007 von 106 Litern am Tag auf nun 110 Liter wieder leicht an. Dabei hat sich der Verbrauch in den vergangenen Jahrzehnten angesichts der Modernisierung von Bädern, Armaturen sowie Haushaltsgeräten drastisch reduziert. So lag der Pro-Kopf-Verbrauch im Jahr 1980 noch bei 151 Litern am Tag. Ein weiterer Grund für den Rückgang wird in der Einbaupflicht von Wohnungswasserzählern gesehen. Etwa 95 Prozent aller Hamburger Wohnungen verfügen über einen eigenen Zähler. Dass der tatsächliche Verbrauch jederzeit für jeden Mieter nachzuvollziehen ist, scheint sich auf das eigene Verbrauchsverhalten auszuwirken.

Brunnen auf Privatgelände

Angesichts des weiter wachsenden Grundwasserbedarfs kündigt Unternehmenssprecher Ole Braukmann an, dass auch Privatleute angefragt werden könnten, ob auf ihrem Grundstück Brunnenhäuschen gebaut werden könnten. „Die Flächen in Hamburg sind begrenzt. Privatgelände könnten deshalb eine gute Möglichkeit sein, das Grundwasser anzuzapfen.“

Allerdings wird die theoretische Wasserknappheit nicht ewig währen. Schon ab Jahr 2035 wird sich der Trend umkehren. Dann wird es mehr Wasser geben als im Extremfall benötigt. Grund dafür: der demografische Wandel. Die Zahl der Hamburger schrumpft.