Hamburg. Personalberatung wurde beauftragt. Position ist mit bis zu 210.000 Euro pro Jahr dotiert. Bund der Steuerzahler und FDP üben Kritik.

Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Hansestadt. In diesem Jahr werden mehr als 13 Millionen Übernachtungen erwartet. Dementsprechend bedeutend ist die Position des Geschäftsführers der Hamburg Tourismus GmbH (HHT). Die Suche nach einem Nachfolger für Dietrich von Albedyll, hat sich die Stadt nun allerdings eine schöne Stange Geld kosten lassen: rund 69.000 Euro. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des FDP-Wirtschaftsexperten Michael Kruse hervor.

Das Geld hat die Personalberatung Delta Management Consultant erhalten, die mit der Personalfindung von der Stadt beauftragt worden war. Den Zuschlag für den attraktiven Job bekam schließlich Michael Otremba, der zuvor für Werbung, Medien und Vertrieb am Flughafen München verantwortlich war und seinen Posten im Mai angetreten hat.

Kritik kommt von FDP-Politiker Kruse: „Die Stadt hat sich die Neubesetzung der Hamburg-Tourismus-Geschäftsführung einiges kosten lassen. Bei knapp 70.000 Euro nur für die Kandidatensuche kann bezweifelt werden, ob es sich hierbei um den sparsamen Umgang mit Steuergeldern handelt.“

Das sieht der Bund der Steuerzahler Hamburg ähnlich: „Da der Tourismus für Hamburg wirtschaftlich immer wichtiger wird, steht es außer Frage, dass hierfür gutes Personal gefunden werden muss. Dass eine Agentur für diesen Suchprozess jedoch eine solch stolze Summe bekommt, wo man doch ein eigenes Personalamt unterhält, ist nur schwer vermittelbar“, sagte der Vorsitzende Lorenz Palte.

Die zuständige Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) rechtfertigt die Ausgaben: „Die Besetzung von Geschäftsführerpositionen städtischer Gesellschaften wird üblicherweise von Personalberatern unterstützt, um die besten Kandidaten in den jeweiligen Branchen für eine Bewerbung zu gewinnen“, sagte Behördensprecher Richard Lemloh.

Schützenhilfe bekommt er von der Tourismusexpertin der regierenden SPD, Dorothee Martin. „Der Posten des Hamburg-Tourismus-Chefs ist eine Schlüsselposition für eine der wichtigsten Branchen in Hamburg. Deshalb ist es nachvollziehbar und in solchen Ausnahmefällen vertretbar, dass die Stadt für die Suche eine Personalberatung beauftragt hat und dafür zugegebener­maßen eine stattliche Summe ausgegeben hat.“

Aus der Antwort auf die Anfrage gehen auch die Vertragsdetails hervor: Für seine Tätigkeit als Alleingeschäftsführer der HHT und Geschäftsführer der Hamburg Marketing GmbH (HMG), zu der die HHT gehört, erhält Michael Otremba ein Jahresgehalt von 180.000 Euro. Dazu kommt eine variable Vergütung, die maximal 30.000 Euro betragen kann. Das heißt: Der neue HHT-Chef kann bis zu 210.000 Euro im Jahr verdienen, was einem Monatsgehalt von 17.500 Euro entsprechen würde. Sein Vertrag läuft bis zum 30. April 2019.

Der Bund der Steuerzahler fordert: „Es sollte hinterfragt werden, ob die Höhe des Gehalts für den Tourismuschef gerechtfertigt ist“, so Palte. Auch der FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Kruse zeigt sich beeindruckt von der Vergütung: „Herr Otremba bezieht ein stattliches Salär. Die Hamburger können deshalb erwarten, dass im Bereich der Tourismuswerbung schnell Impulse der neuen Geschäftsführung deutlich werden.“ Kruse hat eine klare Forderung: „Diese Impulse möchte die FDP-Fraktion auf der nächsten Sitzung des Wirtschaftsausschusses vorgestellt bekommen.“

Die Personalberatung sprach 48 mögliche Kandidaten an

Auch was die Personalberatung für die rund 69.000 Euro geleistet hat, geht aus der Senatsantwort hervor: Demnach wurden 48 Personen angesprochen und der Findungskommission „Darstellungen zu 26 Personen“ vorgelegt. Dazu kamen 13 Initiativbewerbungen. Der Findungskommission gehörten Christine Beine, Leiterin des Geschäftsbereichs Infrastruktur der Handelskammer, Tourismus-Staatsrat Andreas Rieckhof (SPD) und Norbert Aust, Vorsitzender des Tourismusverbands Hamburg, an.

Warum fiel die Wahl auf Otremba? „Vor dem Hintergrund eines zu Beginn des Auswahlverfahrens erstellten Anforderungsprofils stellte sich Herr Michael Otremba der Findungskommission als der am besten geeignete Kandidat für die Geschäftsführung der HMG und Alleingeschäftsführung der HHT dar“, heißt es in der Antwort des Senats auf die FDP-Anfrage. Die HMG, zu der die HHT und die HWF Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung mbH gehören, beschäftigt rund 250 Mitarbeiter. Das Unternehmen sitzt an der Wexstraße in der Neustadt.